UBS und Credit Suisse sitzen im selben Boot: Sowohl was ihre Strategie als auch ihre unsichere Zukunft anbelangt. Für finews.ch ein Grund, kurz vor den Quartalszahlen die Parallelen des Leidens auszuleuchten.

Es ist gut möglich, dass das vergangene erste Quartal 2019 sowohl der UBS als auch Credit Suisse (CS) bereits einen dicken Strich durch die gesteckten Jahresziele gezogen hat. Die verkappte Gewinnwarnung von UBS-Chef Sergio Ermotti an einer Branchenveranstaltung im März – «das schwierigste Umfeld seit Jahren» – hat die Erwartungshaltung im Hinblick auf die Präsentation der Quartalszahlen am kommenden Donnerstag, 25. April, entsprechend eingetrübt.

Doch zuvor wird noch die CS mit ihren Ergebnis am 24. April an der Reihe sein: Die von den US-Konkurrenten bereits veröffentlichten Zahlen lassen Raum für Überraschungen – nach oben und nach unten – offen. Doch mittel- bis langfristig sitzen die beiden Schweizer Grossbanken im selben Boot: Sowohl bezüglich ihrer Strategie als auch der Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind.

Hier sind fünf Punkte, die dies illustrieren:

1. Fehlende Wachstumsdynamik, laue Strategie

Beide Grossbanken haben sich weder 2018 noch in den Jahren zuvor als Wachstumschampions hervorgetan. Bei der UBS stagnieren die Erträge im Kerngeschäft Wealth Management seit langem. Die CS wiederum hat während ihrer dreijährigen Restrukturierungsphase massiv an Ertragskraft eingebüsst.

Nun lässt sich anführen: Das ist gewollt. Das Investmentbanking spielt bei beiden Banken nur noch eine Nebenrolle, dafür ist das Vermögensverwaltungsgeschäft weniger schwankungsanfällig und bindet weniger Kapital. Sowohl Ermotti wie auch Thiam wiesen wiederholt auf diese Vorteile hin – zuletzt an den jeweiligen Investorentagen Ende 2018.

Doch gleichzeitig stellt sich die Frage: Genügt es, eine Wachstumsstrategie zu definieren, die darin besteht, schneller als die globale Wirtschaft zu wachsen? Und genügt es, als Branchenleader, sich von der globalen Zunahme der Vermögen einen überdurchschnittlichen Marktanteil sichern zu wollen? Möglicherweise liegt gerade in den lauen und letztlich ideenlosen Strategien beider Grossbanken der Grund, warum sie von Investoren so wenig Zuspruch erhalten.

2. Fehlende Liebe der Investoren

Die angesprochenen Fragen stellen sich insbesondere im Licht der äusserst grosszügigen Saläre, welche Ermotti, Thiam und ihre Managementteams erhalten. Sind die Bezüge der beiden CEOs angesichts einer Strategie, die sich im Wesentlichen auf Kostenkontrolle und das Aussitzen der Wachstumsschwäche beschränkt, nicht völlig überrissen?

An den jeweiligen Generalversammlungen (CS am 26. April, UBS am 2. Mai) werden sowohl Ermotti als auch Thiam eine enorme Ablehnung vergegenwärtigen müssen. Die seit Jahren unterdurchschnittliche Entwicklung der Aktien beider Firmen dient verärgerten Investoren als Munition, heftigste Kritik an den Bezügen wie auch an der Ideenlosigkeit der Manager zu üben.

3. Die ausgepresste Zitrone

Ob «Driving cost and capital efficient growth», wie die UBS den Kern ihrer Strategie nennt, oder in den Worten der CS das «positive operating leverage»: Im Prinzip läuft die Strategie beider Banken auf Effizienzgewinne hinaus, um die Profitabilität zu erhöhen. Die Mittel dazu sind Automatisierung und das Auswechseln von Personal durch Roboter.

Obschon beide Grossbanken darin die Antwort auf den fundamentalen Wandel sehen, der die Finanzindustrie durchpflügt, bleibt offen, was Ermotti und Thiam gegen den Margenschwund, neue und schnellere Wettbewerber sowie gegen die Bedrohung ihrer Geschäftsmodelle tun werden. Wenig. Eher halten sie sich an ihr bisheriges Vorgehen und pressen die Zitrone weiter aus, drücken die Kosten und versuchen, ihre erlangte Position zu sichern.

4. Übernehmen – oder übernommen werden?

Sogar die «Neue Zürcher Zeitung» orakelte kürzlich, die UBS und die CS könnten angesichts ihres Abschlag an der Börse Übernahmekandidaten sein. Mit ihren Börsenkapitalisierung von 52 Milliarden respektive 35 Milliarden Franken wären sie für die vor Kraft strotzenden Bankriesen in den USA und in China eine leichte Beute.

Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Bankenkonsolidierung in der Welt, ist ein solches Szenario nicht ganz von der Hand zu weisen. Zumal sowohl die UBS als auch die CS – gezwungenermassen – in ihrer Konzernstruktur Vorkehrungen getroffen haben, um die Abspaltung einzelner Divisionen zu vereinfachen.

Umgekehrt müssen sich die beiden Schweizer Branchenleader aber auch fragen, ob nicht ihrerseits eine Akquisition Sinn machen und Chancen auf neue Ertragsquellen ergeben würde. Namentlich der UBS lässt sich der Vorwurf machen, die vergangenen Jahre in Bezug auf M&A-Aktivitäten verschlafen zu haben.

Und: Wenn die beiden Banken ihre Effizienz laufend verbessern wollen, wird früher oder später auch das Thema «Superbank» wieder aktuell werden: Warum nicht aus den Back- und Middle Offices der UBS und CS endlich einen nationalen Champion schaffen?

5. Unruhe im Top-Management

Parallelen zwischen der UBS und CS zeigen sich auch in Bezug auf die Unsicherheiten und Unruhen in ihren Führungsgremien. UBS-Chef Ermotti muss potenzielle Nachfolger aufbauen, was zu Gerangel im Top-Management führt und Wechsel in der Konzernleitung auslöst. Er selber hat seinen Nimbus der Unantastbarkeit etwas verloren. Aktionäre kreiden ihm die Niederlage im Frankreich-Prozess und die noch Jahre andauernde Unsicherheit bezüglich weiterer Strafzahlungen in Milliardenhöhe an.

finews.ch berichtete im Frühjahr über Dissonanzen zwischen Ermotti und Verwaltungsratspräsident Axel Weber. Dass solche auch zwischen CS-Präsident Urs Rohner und Thiam herrschen, ist mittlerweile auch bekannt.

Thiam hat nun seinerseits Rochaden in der Konzernleitung vorgenommen. Gleichzeitig haben Gerüchte um einen möglichen Wechsel von Iqbal Khan zu Julius Bär gezeigt, dass manch einer mit den Füssen scharrt, dereinst Thiams Job zu übernehmen.

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