Wer glaubt, die Aktionäre grosser Banken hätten genauso viel Gefallen an der Digitalisierung wie die CEOs und Verwaltungsratspräsidenten, irrt sich. Die Investoren sehen in erster Linie einen grossen Kostenblock, wie die Berater von Oliver Wyman feststellen.

Digitalisierung ist in aller Munde. Kein CEO, kein Verwaltungsratspräsident lässt das Thema in Interviews oder Ansprachen freiwillig aus. Doch die Anleger stehen dem Thema deutlich weniger enthusiastisch gegenüber, wie eine Studie des Beratungsunternehmens Oliver Wyman zeigt.

Lediglich ein Viertel der Aktionäre glaubt an den Erfolg der Digitalisierungsstrategien in der Finanzbranche (siehe Grafik unten).

oliver wyman

Die überwiegende Skepsis könnte daher stammen, dass knapp die Hälfte der Umbaukosten in der Finanzindustrie auf neue Regulierungen entfällt. Mit anderen Worten: Die Digitalisierung kommt zu kurz.

Viele teure Initiativen scheitern

Der Druck durch die Verlautbarungen der Konkurrenz und durch die rasch wachsenden Fintech-Unternehmen lässt den Banken ausserdem keine Zeit, um sich auf einzelne Projekte zu konzentrieren. Stattdessen müssen sie damit leben, dass viele der teuren Initiativen scheitern werden.

Ginge es nach den Aktionären, könnten sich die Banken mehr Zeit lassen, wie Robert Buess und Tobias Würgler, Bankenspezialisten bei Oliver Wyman, feststellen. Denn drei Viertel des Aktienkurs-Zerfalls der europäischen Finanzinstitute ist nicht etwa auf Digitalisierung und die Konkurrenz der Fintechs zurückzuführenden, sondern auf die Regulierung und makroökonomische Effekte wie die Negativzinsen.

Dringende Massnahmen

Um die Aktionäre davon zu überzeugen, dass die Digitalisierung auch wirtschaftlich von Nutzen ist, sollten die Banken laut den Experten von Oliver Wyman fünf Aspekte berücksichtigen.

1. Eiserne Disziplin

Was für andere funktioniert, ist nicht zwingend auch für die eigene Bank der richtige Weg. Man muss sich diszipliniert an die eigene Strategie halten, statt ständig nach links und rechts zu schielen und Me-Too-Produkte zu lancieren.

2. Weniger ist mehr

Durch das verbreitete Giesskannenprinzip scheitern einzelne Initiativen manchmal an mangelnder Aufmerksamkeit und zu wenig Geld. Statt auf allen Hochzeiten zu tanzen, sollten die Banken deshalb nur wenige Projekte angehen.

3. Es muss sich rentieren

Aktionäre wollen von ihren Firmen vor allem Geld sehen. Visionäre Projekte ohne positive Auswirkungen auf den Gewinn fallen bei den Eigentümern durch. Die erwartete Produktivitätssteigerung sollte deshalb auch bei langfristigen Projekten von Anfang an klar sein.

4. Alles muss messbar sein

Selbst in Bereichen, die erfolgreich digitalisiert wurden, ist der Zusatznutzen oft nicht bezifferbar. Die Banken müssen ihren Aktionären deshalb auch hier mit zusätzlicher Information entgegenkommen – und entsprechende Tools entwickeln.

5. Besser kommunizieren

Es reicht nicht aus, in nahezu jeder Publikation über Digitalisierung zu sprechen – die Anleger müssen diese Erklärungen auch verstehen und glauben. Deshalb, so die Berater, müssen die Banken ihre Kommunikation verbessern.

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.55%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.9%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.99%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.02%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel