Angesichts des weltweiten Ausnahmezustands durch die Coronavirus-Pandemie ist vieles in den Hintergrund gerückt. Tatsächlich könnte das Virus ein zentrales Problem der UBS noch verschärfen.

Es ist Sergio Ermotti nicht vergönnt, die Dekade an der Spitze der UBS voll zu machen. Im Herbst wird der Tessiner die Leitung der grössten Schweizer Bank nach neun Jahren als CEO an den Holländer Ralph Hamers übergeben.

Schon vor Jahren war zu vernehmen, es sei Ermotti ein Anliegen, die UBS in aufgeräumtem Zustand zu übergeben. Nur so komme seine zentrale Leistung zum Tragen, die Grossbank früh von den aggressiven Ausprägungen des Investmentbanking weggeführt zu haben.

Digitale Zukunft

Die Übernahme einer Bank mit möglichst wenig Altlasten dürfte auch für Hamers wichtig sein. Von diesem wird erwartet, dass er die UBS in die – idealerweise digitale – Zukunft führt und für neue Wachstumsimpulse sorgt.

Angesichts der weltweiten Massnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie dürfte sich diese Hoffnung allerdings zerschlagen. Das grösste noch bestehende Problem der UBS ist ein Rechtsfall in Frankreich, wo eine erste Instanz bereits letztes Jahr eine Busse von 4,5 Milliarden Euro verhängte.

Zweite Chance

Die UBS hätte sich ab dem 2. Juni vor dem Cour d’Appel in Paris erneut gegen die Vorwürfe der Beihilfe zur Steuerhinterziehung und der damit verbundenen Geldwäscherei verteidigen sollen. Mit zusätzlichen Rechtsexperten, einem öffentlichen Argumentarium und neuer Rechtssprechung wollen Ermotti und sein Chefjurist Markus Diethelm dort ein weniger katastrophales Resultat erstreiten.

Bereits seit Mitte März und noch bis am 11. Mai behandelt das Pariser Gericht allerdings nur die dringendsten Fälle – zu denen Steuerhinterziehung nicht gehört – und vom 4. Juli bis Ende August sind Gerichtsferien geplant. Nun wurde die Verhandlung verschoben, wie die amerikanische Nachrichtenagentur «Bloomberg» berichtete, ein neues Datum soll noch festgelegt werden.  

Höhere Schmerzgrenze

Hamers wird sich also gleich zu Beginn seiner Zeit bei der UBS um einen öffentlichen Prozess kümmern und anschliessend mit einem Urteil der französischen Justiz arrangieren müssen. Als neuer Chef, der für taktische Fehler der Vergangenheit keine Verantwortung wird übernehmen müssen, dürfte seine Schmerzgrenze für ein akzeptables Resultat über derjenigen von Ermotti und Diethelm liegen und die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Weiterzugs vor das höchste französische Gericht sinken.

Wie ein gut informierter Beobachter es formulierte, hoffen letztere auf einen «Deutschen Betrag» – in Deutschland bezahlte die Bank etwa 300 Millionen Euro – anstelle der Milliardensumme in Frankreich. Die UBS bestreitet seit Jahren vehement, dass es sich bei allen in der Schweiz gebuchten Geldern um unversteuerte Vermögen gehandelt habe, wie dies das Gericht in seinem Urteil annahm.

Corona drückt Ertrag

Eine Bestätigung der hohen Busse vom Februar 2019 käme jedoch nicht nur in Anbetracht des Machtwechsels zur Unzeit. Auch wenn das erste Quartal, zu welchem morgen Dienstag die Details veröffentlicht werden, gemäss Vorankündigung der Bank erfolgreich verlief, wird die Bank ihr Kapital in den kommenden Monaten brauchen. Angesichts einer Busse von mehr als 10 Prozent des harten Eigenkapitals wäre die zweite Dividendentranche im Herbst wohl in akuter Gefahr.

Denn auch wenn die UBS im ersten Quartal noch von hohen Handelsvolumen profitierte, dürften die wirtschaftlichen Folgen des globalen Lockdown künftig die Erträge drücken. Die zweite Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) musste im ersten Quartal bereits über 1 Milliarde Franken in Bewertungsverluste und Rückstellungen für Kreditrisiken hinnehmen.

Schlechtes Omen

Zudem drückt die Corona-Krise auf die Kapitalquoten, indem die Volatilität und die hohe Nachfrage nach Unternehmenskrediten die Risiken in der Bilanz erhöhen. Dieser Effekt zeigte sich ebenfalls bereits bei der CS.

Auch für die CS wäre eine krachende Niederlage der UBS kein gutes Omen. Die französischen Behörden haben bei der Bank bereits Information angefordert, wie diese in ihrem Geschäftsbericht schreibt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die UBS zum Präzedenzfall wird und Frankreich danach andere Banken ins Visier nimmt.

Schlechter Zeitpunkt

In der schwierigen Wirtschaftslage, welche mittelfristig die Erträge vieler Schweizer Banken drücken wird, käme eine Klagewelle mehr als ungelegen. Immerhin können sich die Institute damit trösten, dass die Bussen in Frankreich aufgrund der Deliktsumme berechnet werden.

Darin unterscheidet sich das dortige Rechtssystem von demjenigen der USA, wo die Einigungen über die Jahre immer teurer wurden. Die UBS bezahlte 2009 780 Millionen Dollar. Bis sich die CS 2014 ebenfalls mit den US-Behörden gefunden hatte, musste die Bank bereits über 2 Milliarden Franken bezahlen.

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