Die Kundengelder werden verkauft, die Falcon Private Bank geht in die Liqudiation. Das stimmt CEO Martin Keller traurig – aber nicht nur, wie er zu finews.ch sagt.


Herr Keller, Sie haben den Chefposten bei der Falcon Private Bank Ende 2017 notfallmässig übernommen – nun geht das Institut den Weg in die Liquidation. Ist das ein Ausgang, mit dem Sie von Anfang an rechnen mussten?

Der jetzige Ausgang war immer ein mögliches Szenario. Aber wir haben bei Falcon alles daran gesetzt, dass er nicht eintritt. Als ich damals nach einem halben Jahr im Verwaltungsrat das Amt des CEO übernommen hatte, hatte ich eine klare Vorstellung davon, wie die Bank zum Erfolg zu führen ist.

Der Erfolg hat sich nun nicht eingestellt. Wer trägt schuld daran?

Ich erkenne drei Hauptgründe. Erstens hat sich die Historie des Instituts anfänglich als Hemmschuh erwiesen. Wir mussten beträchtliche Ressourcen in ihre Aufarbeitung sowie in Compliance-Strukturen stecken…

…Sie sprechen von der Verwicklung der Bank in den Korruptionsskandal rund um den malaysischen Staatsfonds 1MBD, wofür Falcon vom Regulator gebüsst wurde.

Zweitens haben wir die Bank zwar tiefgreifend restrukturiert und redimensioniert, aber es ist enorm schwierig, eine Bank, die für eine ganz andere Dimension von Kundenvermögen aufgestellt wurde, auf eine nachhaltige Basis zu stellen.

«Es wurde deutlich, dass die Bank mittelfristig nicht rentabel arbeiten kann»

Und schliesslich ist es uns als kleine Bank im hochkompetitiven Privat-Banking-Umfeld nicht gelungen, genügend neues Geschäft zu entwickeln.

Der Eigner, die Herrscherfamilie aus dem Emirat Abu Dhabi, hat unter Ihrer Ägide nochmals signifikante Mittel in die Bank gesteckt. Hätte der Aktionär den Stecker nicht früher ziehen müssen?

Es ist mir wichtig festzuhalten, dass der Entscheid zum Ausstieg aus dem Private Banking und zur geordneten Abwicklung des Bankgeschäfts von Verwaltungsrat, Geschäftsleitung und Eigner gemeinsam getroffen wurde. Dies, weil deutlich wurde, dass die Bank mittelfristig nicht rentabel arbeiten kann. Der Aktionär hat die Bank immer unterstützt und sich auch jetzt verpflichtet, damit das Institut kontrolliert abgewickelt werden kann.

Offenbar gehen die verwalteten Vermögen an eine hiesige Privatbank. An welche?

Wir sind zuversichtlich, dass der Asset Deal mit einer Schweizer Bank bald zustande kommt.

«Die unternehmerische Seite war höchst spannend»

Bis dahin möchten wir keine Namen nennen. Wir gehen davon aus, dass bei einer Transaktion auch die Kundenberater und die Tochtergesellschaften in Dubai und Luxemburg zum Käufer übergehen.

Und was geschieht mit den übrigen Falcon-Mitarbeitenden?

Die kontrollierte Abwicklung des Unternehmens ist wie gesagt gesichert. Dabei ist auch dafür gesorgt, dass für die Mitarbeitenden ein Sozialplan zur Anwendung kommt, obwohl wir mit unserer Grösse nicht dazu verpflichtet wären.

Der Kampf und den Turnaround endet nun in einer Niederlage. Erfüllt Sie das mit Bitterkeit?

Natürlich ist es traurig, dass es für Falcon so endet. Gleichzeitig habe ich in den letzten drei Jahren auch viel Positives erlebt: Die unternehmerische Seite war höchst spannend, und ich durfte mit hoch motivierten und kreativen Leuten zusammenarbeiten, die sich auch von Rückschlägen nicht entmutigen liessen. Gemeinsam haben wir alles getan, damit wir mit Falcon den Turnaround schaffen. Aber es sollte nicht sein.


Martin Keller ist seit September 2017 CEO der Falcon Private Bank, nachdem er nur wenige Monate zuvor in den Verwaltungsrat gewählt worden war. Davor war Keller bei der Credit Suisse als CEO Asset Management für die Region EMEA tätig sowie Präsident des Verwaltungsrats von Aventicum Capital, einem Joint-Venture der Credit Suisse und Qatar Holding. Weitere Stationen waren der britische Hedgefonds-Anbieter Man Investments sowie die Deutsche Bank und UBS Warburg.

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