Nachdem die US-Investmentfirma Harris Associates ihren Aktienanteil an der Credit Suisse erst im vergangenen Monat weiter abgebaut hatte, spricht deren Investmentchef David Herro dem CS-Präsidenten nun plötzlich das volle Vertrauen aus. Es ist nicht die erste widersprüchliche Aktion des einst grössten CS-Aktionärs.

Auch diese Woche brachte für Axel Lehmann wieder eine Hiobsbotschaft. Diesmal war aber der Präsident der Credit Suisse (CS) selber der Urheber. Gemäss einem Bericht der Agentur «Reuters» leitete die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) Ermittlungen zu seinen Äusserungen über Kundenabflüsse bei der Bank ein.

Heikel an den Äusserungen ist, dass sie Lehmann vor dem Abschluss der wichtigen Kapitalerhöhung in Höhe von 4 Milliarden Dollar machte. Der Vorwurf steht nun im Raum, ob seine Aussagen, wonach die Abflüsse von verwalteten Kundenvermögen im Grunde genommen gestoppt wurden, falsch waren und den Aktienkurs der Credit Suisse zu unrecht stützten.

Ein fleissiger Mann

Jetzt erhält Lehmann von unerwarteter Seite Schützenhilfe. David Herro zeigt sich in einem Interview mit der Schweizer Börsenzeitung «Finanz und Wirtschaft» (Artikel kostenpflichtig) überzeugt, dass Lehman «niemanden absichtlich in die Irre führen würde». Lehmann sei ein äusserst fleissiger und ehrlicher Mann, weshalb er, Herro, volles Vertrauen in ihn habe.

Dass der Investmentchef der US-Finanzinvestorin Harris Associates der Bankspitze den Rücken stärkt, ist keineswegs selbstverständlich. Der einst grösste Aktionär der Credit Suisse fiel in der Vergangenheit immer wieder durch Kritik an der Strategie der Schweizer Grossbank und Sticheleien gegen die Führungsmannschaft auf.

Vorgeschobenes Lob?

Stutzig macht beim jetzigen Lob, dass Harris im vergangenen Januar den Aktienanteil an der Credit Suisse laut einer Pflichtmeldungen unter die Schwelle von drei Prozent abbaute, wie auch finews.ch berichtete. Herro erklärte dazu, dass die Investmentgesellschaft nicht vollständig an der Kapitalerhöhung teilgenommen habe und sich deshalb ihr Anteil verwässert habe.

Tatsache ist aber auch, dass die Ankündigung der Reorganisation Harris nicht zu überzeugen vermochte und deshalb CS-Titel verkauft wurden. Harris fiel schon mehrfach durch Widersprüche und Wankelmut auf, was sich schliesslich auf sein Investment auswirkte.

Schlechtestes Investment

Harris war erstmals vor zwanzig Jahren bei der CS eingestiegen und verkaufte einen Teil der Positionen rechtzeitig vor der Finanzkrise mit Gewinn. Danach wendete sich aber das Blatt. «In den letzten zehn Jahren war CS in unserem Portfolio dann wohl das Investment mit der schlechtesten Wertentwicklung», sagt Herro gegenüber der Zeitung. Schuld daran sei eine Katastrophe nach der anderen gewesen – aber letztlich auch die unglückliche Hand des Investors selber.

Kein gutes Haar lässt Herro vor allem an Lehmanns Vorgänger Urs Rohner. Zwar sei nicht alles Rohners direkte Schuld gewesen. Doch sei dieser Bankpräsident während dieser massiven, fast unfassbaren Wertvernichtung gewesen. Nachdem sich Rohner 2020 noch ein weiteres Jahr an der Spitze festklammerte, hätte Harris die CS-Aktien verkaufen sollen, meinte Herro im Rückblick selbstkritisch.

Tafelsilber bedroht

Jetzt liegt es an Lehmann und CEO Ulrich Körner, die Bank wieder aus der Schieflage bringen. Wenn ihnen das nicht gelingt, sind gemäss Herro weitere Massnahmen bis hin zum Verkauf von weiteren Unternehmensteilen unaufhaltbar. Damit meint Herro neben der Vermögensverwaltung und dem Asset Management der Bank vor allem das Geschäft der Schweizer Bankeinheit – das Tafelsilber der Bank.

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