Am Mittwoch hatte die Credit Suisse die Anleger noch geschockt, die Aktien brachen ein. Auf die Nachricht, dass die Schweizer Behörden dem Institut zu Hilfe eilen, reagieren die Titel nun mit kräftigen Kursgewinnen.

Die Aktien der Schweizer Grossbank Credit Suisse sind am Donnerstag im Vormittagshandel an der Schweizer Börse mit deutlichen Kursgewinnen gestartet. Gegen 10.30 Uhr notierten die Titel bei 2.03 Franken und damit rund 19 Prozent über dem Schlusskurs vom Vortag. Im vorbörslichen Handel waren die Aktien um über 30 Prozent gestiegen. Trotz des Kurssprungs verkehren die CS-Werte immer noch rund 30 Prozent unter dem Jahresschlusskurs 2022.

Erleichterungsschub bei Bankaktien

Die Anleger reagierten auf die Nachricht, dass die Schweizerische Nationalbank und die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) der angeschlagenen Bank am Mittwochabend zu Hilfe geeilt waren und für den Notfall eine Finanzspritze zugesichert hatten. In der Nacht auf Donnerstag kündigte die CS dann an, bis zu 50 Milliarden Franken von der SNB zu leihen.

Insgesamt eröffneten Bankaktien an der Schweizer Börse fester. Die Titel der UBS Group notieren derzeit rund 4,4 Prozent höher, Julius Bär Group klettern um 5,4 Prozent. Auch an den europäischen Aktienmärkten tendieren Finanztitel fester. Deutsche Bank handeln rund 1 Prozent fester, Commerzbank 3,4 Prozent. HSBC Holdings, BNP Paribas, Banco Santander und Unicredit legten zwischen 1,5 und 2,5 Prozent zu.

«Starkes Signal der Schweizer Behörden»

Analysten begrüssten den Schritt der Finma und der SNB: Christian Schmidiger, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank, kommentiert, der Entscheid dürfte Befürchtungen über negative Auswirkungen auf das Bankensystem verringern. Die Liquiditätsquote (Liquidity Coverage Ratio, LCR) der CS dürfte sich mit der zur Verfügung gestellten Liquidität erhöht haben. Welche Auswirkungen die Ankündigung der SNB «auf die Dynamik des Abflusses von Kundengeldern bei der CS haben wird, bleibt abzuwarten», hält er fest.

Auch bei der Zürcher Privatbank Vontobel wertet man den Schritt der Schweizer Behörden als starkes und wichtiges Signal. «Wir hoffen, dass die Massnahmen die Märkte beruhigen und die Negativspirale durchbrechen», betont Analyst Andreas Venditti. Allerdings werde es einige Zeit dauern, bis sich die Lage wieder entspannt.

Wie reagieren die Kunden?

Ähnlich klingt es bei der St. Galler Kantonalbank. «Entscheidend ist jetzt, dass das Vertrauen in die Bank zurückkehrt und die Kunden ihre Gelder nicht weiter abziehen», meint Caroline Hilb Paraskevopoulos, Leiterin Anlagestrategie und Analyse. Die CS sei solide finanziert, aber viele Marktteilnehmer glaubten ihr das nicht mehr.

Laut der SGKB-Expertin hat die aktuelle Schieflage sowohl bei der Silicon Valley Bank als auch bei der Credit Suisse viel mit Altlasten und Managementfehlern zu tun. Insgesamt beurteilt sie die Lage im Finanzsektor als kritisch, sieht aber keine neue Finanzkrise, zumal die beiden Institute sehr unterschiedlich aufgestellt seien.

Begrenzte Auswirkungen

Stephen Dover, Leiter des Franklin Templeton Institute, weist darauf hin, dass Bankenkrisen regelmässig auftreten, aber «diesmal haben die jüngsten Ereignisse ein Echo auf den Finanzmärkten hinterlassen». Seiner Einschätzung nach sind in Europa und Asien die Risiken für den Bankensektor sehr begrenzt.

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