Der neue Schweizer Bankenriese wird, sollte er schlecht geführt werden, angesichts seiner Grösse im Verhältnis zur Schweizer Wirtschaft eine noch grössere Gefahr darstellen, warnt der Branchenexperte Beat Wittmann in einem Gastbeitrag für finews.ch.

Das Ende der Credit Suisse (CS) ist eine Tragödie, aber eine selbstverschuldete, die höchst schädlich ist für den Ruf der Schweiz und ihrem Finanzplatz. Die Ursachen dieses Unglücks müssen noch sorgfältig analysiert werden, Konsequenzen sind zu ziehen, und es ist mit massiven politischen Auswirkungen zu rechnen.

Die Übernahme der CS durch die UBS am Sonntagabend – also noch vor Eröffnung der Börsen in Asien – ist angesichts der widrigen Umstände das bestmögliche Ergebnis. Die einzige Alternative wäre eine Verstaatlichung der Bank gewesen.

Erfolgsfaktoren für einen Bankriesen

Die Bedingungen zur Übernahme durch die UBS sind attraktiv und führen zu erheblichen Marktanteilsgewinnen und Skaleneffekten, insbesondere im Wealth- und Asset Management. Angesichts der sehr unterschiedlichen Unternehmenskulturen, der sogenannten DNA und der beträchtlichen Überlappungen in den verschiedenen Geschäftsbereichen wird die Integration der CS in die UBS jedoch eine enorme Herausforderung darstellen, insbesondere vor dem Hintergrund der anhaltend schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage.

Entscheidend für den Erfolg des künftigen Bankriesens werden ein erfahrener und glaubwürdiger Verwaltungsrat sein sowie eine kompetente und bewährte Führungsspitze.

Zweitklassiges Investmentbanking

Zu den Hauptgründen für das Scheitern der CS zählen ein inkompetentes und mit falschen Anreizen ausgestattetes Management, ein nicht tragfähiges Geschäftsmodell sowie eine Strategie, die durch ein überdimensioniertes und leider zweitklassigen Investmentbanking vorangetrieben wurde; und nicht zuletzt gehören auch die zahlreichen Versäumnisse und Fehler der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) zu den wesentlichen Faktoren dieses Debakels.

Es ist klar, dass Vertrauen und Zuversicht nur über die Zeit verdient werden können. Entscheidend sind dabei eine wahrheitsgetreue Kommunikation, die Bereitstellung von Fakten und Zahlen zu quantifizierbaren Zielen und nicht das persönliche «Story-Telling» sowie das Budget für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing.

Debakel zeichnete sich schon lange ab

Ein Bonmot des früheren britischen Premierministers Winston Churchill besagt, dass eine gute Krise nie verschwendet werden sollte. Die Geschichte der Finanzkrisen zeigt aber leider, dass zumeist allzu viel Wert daraufgelegt wurde, den «letzten Krieg» zu bekämpfen und damit die Saat für die nächste Krise zu legen.

Darum ist auch der Tenor in den Kommentaren, wonach der plötzliche Untergang der CS unvorhersehbar war, völlig absurd und eher eine billige Ausrede für andere Unzulänglichkeiten. Der über Jahre stetig fallende Aktienkurs sowie die Bewertungskennzahlen und das Kreditrating der CS haben das Debakel schon lange antizipiert.

Finma muss reformiert werden

Der neue Schweizer Bankenriese wird, sollte er schlecht geführt werden, angesichts seiner Grösse im Verhältnis zur Schweizer Wirtschaft eine noch grössere Gefahr darstellen. Umso wichtiger ist es, die Lehren aus dem Zusammenbruch der CS zu ziehen – das Investmentbanking-Geschäft zu minimieren, die Kapitalanforderungen deutlich zu erhöhen, die Ressourcen und Instrumente der Finma zu reformieren und massiv aufzurüsten sowie die Interessengleichheit bei den Vergütungen an das Management sicherzustellen.

Systemrelevante Banken sind keine privaten Unternehmen, sondern sie haben volkswirtschaftliche Nutzenfunktionen. Deshalb ist der Staat verpflichtet, aktiv Verantwortung zu übernehmen. Im Fall des Untergangs der CS war die Schweizer Regierung gezwungen, in letzter Minute zu reagieren, anstatt die sich zuspitzende Krise frühzeitig anzugehen.

Globales Banking trägt globale Verantwortung

Nicht zuletzt im Hinblick auf die Parlamentswahlen im kommenden Herbst sollten die Schweizer Regierung und der Regulator der Schweizer Bevölkerung klar signalisieren, dass mit dem globalen Banking auch eine globale Verantwortung einhergeht.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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