Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS stützt sich teils auf direkte Staatsgarantien. Nun will eine weitere Bankengruppe den Schweizer Markt aufrollen, bei welcher der Staat wichtigster Eigentümer ist.

Der Staat, so scheint es, ist im Swiss Banking derzeit allgegenwärtig. Augenfällig wird dies zunächst bei der Rettung der Credit Suisse (CS): auf Geheiss von Bund und Aufsichtsbehörden musste die UBS vergangenen März die vor der Zahlungsunfähigkeit stehende Konkurrentin übernehmen.

Dass der Staat selber mittendrin ist in der Megafusion, lässt sich schwer bestreiten, denn der Bund garantiert für Liquiditätsdarlehen im Umfang von 100 Millionen Franken sowie für mögliche Verluste von mindestens 9 Milliarden Franken. Zudem nimmt er direkt Einfluss, etwa bei den Lohnzahlungen an die CS-Banker.

4,3 Milliarden Franken ausgeschüttet

Während der Staat beim Übernahmeprojekt UBS-CS tief im Risiko steht, verdient er anderswo klingende Münze an «seinen» Banken. So durchstiess die Zürcher Kantonalbank (ZKB), die grösste der Schweizer Kantonalbanken, im abgelaufenen Geschäftsjahr erstmals die Milliardengrenze beim Gewinn. Das zahlte sich auch für den Eigentümer aus: Die ZKB wird fast eine halbe Milliarde Franken an Kanton und Zürcher Gemeinden ausschütten.

Das schöne Bild zeigt sich auch anderswo. Insgesamt erzielten die 24 Kantonalbanken im Jahr 2022 rund 4,3 Milliarden Franken an Gewinnen. Sie führten davon 1,8 Milliarden Franken an Kantone und Gemeinden zurück in Form von Gewinnablieferungen, Entschädigungen für das Eigenkapital, Dividenden, Abgeltungen der Staatsgarantie und Steuern.

Diese sprudelnde Geldquelle dürfte angesichts der dieses Jahr ausbleibenden Ausschüttungen der Schweizerischen Nationalbank besonders geschätzt sein – pro Einwohnerin und Einwohner der Schweiz kommen so 211 Franken zusammen.

Staatsgarantie als Magnet für CS-Kunden

Im Gegenzug erwies sich die vielerorts noch vorhandene Staatsgarantie für die damit ausgestatteten Institute als besonders nützlich. Panische Kunden der CS haben ihr Geld vornehmlich zu Banken gebracht, die mit der Rückendeckung von Bund und Kantonen operieren und deshalb eine besonders gute Bonität aufweisen. Das sind in erster Linie die Kantonalbanken sowie Postfinance, die Bankentochter der Schweizerischen Post.

Auf denselben Effekt hofft man nun auch bei einer weiteren Bankengruppe, bei welcher der Staat ebenfalls eine gewichtige Rolle spielt: Die Rede ist von der Liechtensteinischen Landesbank (LLB), die mehrheitlich dem Fürstentum gehört.

Auch dank diesem Eigner verfügt das Institut über ein sehr gutes Kreditrating von Aa2 der Agentur Moody’s, einem von drei weltweit führenden Bonitätswächtern. «Diese hohe Stabilität ist derzeit besonders wichtig für Bankkunden», führte dazu LLB-Konzernchef Gabriel Brenna am (gestrigen) Mittwoch vor den Medien aus.

Alternative zu Kantonalbanken

Besonders wichtig ist die gute Bonität auch für die Pläne der Bank in der Schweiz. Wie CEO Brenna nämlich weiter ausführte, erklärt die LLB-Gruppe die Schweiz zu ihrem wichtigsten Markt und will hierzulande besonderen im Firmenkundengeschäft und im Private Banking wachsen. Dazu wird die Schweizer Tochter Bank Linth bis im Herbst unter das Markendach der Gruppe gerückt und zum Treiber der Expansion jenseits des «Ländle».

Zwar sind sowohl die Bank Linth wie auch die LLB schon lange (im Falle von Linth mehr als 170 Jahre) in der Schweiz tätig; neu sind aber die Wachstumsambitionen und das Profil, mit dem die Liechtensteiner hierzulande auftreten. «Wir möchten uns als gute Alternative zu den Kantonalbanken positionieren», erklärte Brenna am Mittwoch.

Die liebsten Banken der Schweizer

Das lässt aufhorchen. Während privatrechtliche und genossenschaftliche Banken in der Vergangenheit höchst erfolgreich lobbyiert haben, um die staatliche Postbank in der Schweiz in Schach zu halten und dieser die direkte Vergabe von Krediten zu verweigern, werden sie gegen die Ambitionen der liechtensteinischen LLB-Gruppe wenig ausrichten können. Insofern muss sich die Branche auf die nächste Staatsbank einstellen, die in der Schweiz überregionale Pläne verfolgt.

Die Vormachtstellung solcher Akteure ist jetzt schon erdrückend. Laut einer aktuellen Studie der Universität Luzern sind Staatsinstitute für jede dritte Schweizerin und jeden dritten Schweizer die Hausbank. Die Raiffeisen-Gruppe kommt hier auf 21 Prozent, die UBS und die CS zusammengenommen auf 19 Prozent. Mit 17 Prozent folgt bereits Postfinance – wiederum eine Staatsbank.

Sergio Ermotti hat recht

Sergio Ermotti, der als Chef der UBS die Megaübernahme der CS verantwortet, hat es sich nicht nehmen lassen, auf Kritik an der Grösse der entstehenden UBS-CS mit der Macht der Kantonalbanken zu kontern. Diese, so der Grossbanker, verfügten über einen höheren Anteil am Hypothekargeschäft als die beiden Grossbanken zusammen.

Einmal abgesehen davon, dass da ein Staatsbanker die anderen kritisiert, hat der Tessiner nicht unrecht. Wenn die Tragbarkeit einer kombinierten Grossbank für die Schweiz diskutiert wird, dann müsste auch von den Instituten die Rede sein, bei denen der Staat bereits im Risiko steht oder die aufgrund einer Staatsgarantie Vorteile in der Finanzierung unter der Kundenakquise geniessen.

Finma sieht rot

Dazu besteht auch eine gewisse Dringlichkeit, blickt man auf die Situation der Postfinance. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) ist dort unlängst zum Schluss gekommen, dass die systemrelevante Postbank über keinen plausiblen Plan verfügt, um einen Notfallplan im Krisenfall umzusetzen. Dieser Befund wird vom Institut selber bestritten.

Aber wenn die Bankenaufsicht dort rot sieht, sollte die Schweiz die Verquickung von Staat und Banken nicht nur durch die rosarote Brille betrachten.

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