Das globale Finanzvermögen ist im Jahr 2022 gesunken. Gleichzeitig sind die Margen in der Vermögensverwaltung erodiert, wie eine Studie zeigt.

Die schlechte Nachricht zuerst: Das globale Finanzvermögen ist 2022 zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt geschrumpft. Die gute Nachricht: Die US-Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG) geht davon aus, dass der Rückgang nur von kurzer Dauer sein wird. Sie prognostiziert für das laufende Jahr einen Anstieg um 5 Prozent auf 267 Billionen Dollar.

Deutlicher Abschwung

Nach fast 15 Jahren kontinuierlichen Wachstums fiel das globale Finanzvermögen (Bargeld, Bankeinlagen, Anleihen, Aktien und Investmentfonds sowie Pensionen) im Jahr 2022 um 3,5 Prozent auf 255 Billionen Dollar, wie der neue «Global Wealth Report 2023» von BCG zeigt. Der Abschwung folgte auf ein starkes Jahr 2021, in dem die Vermögen um mehr als 10 Prozent gestiegen waren – einer der stärksten Zuwächse seit mehr als einem Jahrzehnt.

Gründe für den Rückgang des Finanzvermögens waren unter anderem die steigende Inflation, der damit verbundene Zinsanstieg und die schlechte Performance der Aktienmärkte vor dem Hintergrund der geopolitischen Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine. Nordamerika und Westeuropa waren besonders stark betroffen. Hier schrumpfte das Vermögen laut Studie um 8,1 beziehungsweise 2,8 Prozent.

Trotz des Rückgangs des Finanzvermögens stieg das gesamte Nettovermögen leicht um 0,3 Prozent auf 459 Billionen Dollar.

Weniger Superreiche in der Schweiz

Das Nettovermögen der Schweizerinnen und Schweizer stieg 2022 auf fast 5,4 Billionen Dollar (plus 2,5 Prozent). Es setzt sich zusammen aus Finanzvermögen von 3,4 Billionen Dollar und Sachvermögen von 3 Billionen Dollar. Dem stehen Verbindlichkeiten von knapp 1,1 Billionen Dollar gegenüber. Mehr als 40 Prozent des Finanzvermögens im Land sind in Pensionskassen und Lebensversicherungen investiert.

Gemessen am Nettovermögen liegt die Schweiz weltweit auf Platz 14. An der Spitze stehen die USA (144 Billionen Dollar), China (76 Billionen Dollar) und Japan (24 Billionen Dollar). In der Schweiz gibt es laut Studie 740 Superreiche, drei Prozent weniger als im Vorjahr. Sie besitzen 21 Prozent des gesamten Finanzvermögens. Zudem leben hierzulande über 580’000 Personen mit einem Finanzvermögen von über einer Million Dollar. Zum Vergleich: In Deutschland sind es knapp 520’000.

Hongkong auf dem Vormarsch

Die Schweiz gilt nach wie vor als äusserst attraktiver Finanzplatz, der in der Vermögensverwaltung seine traditionellen Trümpfe ausspielt: die grosse Erfahrung und das enorme Volumen der verwalteten Vermögen. Sie bleibt auch das führende Buchungszentrum für grenzüberschreitende Anleger aus der Europäischen Union und dem Nahen Osten, wobei das anhaltende Wachstum in Nahost für starke Impulse sorgen dürfte.

Obwohl die Schweiz ein hochattraktiver Standort für Vermögensverwaltung und Finanzdienstleistungen bleibt, wird sie laut BCG bis Ende 2025 von Hongkong als weltweit führendem Buchungszentrum überholt werden. Hongkong hat in den letzten fünf Jahren mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 13 Prozent pro Jahr die höchste Zuwachsrate der verwalteten Vermögen unter den wichtigsten Buchungszentren erzielt.

Starkes Wachstum in den Golfstaaten

Allerdings steht Hongkong in harter Konkurrenz zu Singapur, das zunehmend von seinem wachsenden Ruf als sicherer Hafen mit enger Anbindung an den Westen profitiert. Die Löwenstadt wird zunehmend als Tor zum asiatisch-pazifischen Raum wahrgenommen.

Auch die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben sich in den letzten Jahren als Buchungszentrum etabliert, das sowohl für Banken als auch für Investoren ein attraktives Spielfeld bietet. Im Jahr 2022 wuchsen die verwalteten Vermögen in den VAE schneller als in jedem anderen Buchungszentrum, da das Land Vermögen aus allen Regionen anzog, einschliesslich des asiatisch-pazifischen Raums, Afrikas und insbesondere Russlands.

Neue Initativen sind gefordert

Die Studie zeigt auch, dass die Rentabilität der Vermögensverwalter unter Druck steht. Weltweit sanken die Vorsteuergewinnmargen der Vermögensverwalter im Jahr 2022 um durchschnittlich 2,3 Basispunkte. Besonders ausgeprägt war der Rückgang im asiatisch-pazifischen Raum (minus 5,5 Basispunkte) und in Nordamerika (minus 3,1 Basispunkte), während die Anbieter in Westeuropa (+2,5 Basispunkte) und Lateinamerika (+0,3 Basispunkte) einen Anstieg verzeichneten.

Der Margenanstieg in Europa und Lateinamerika ist laut BCG in erster Linie eine Folge des verbesserten RoBCV (Erträge im Verhältnis zum durchschnittlichen Kundengeschäftsvolumen) aufgrund des hohen Zinsniveaus. Da es jedoch keine langfristige Lösung sei, von hohen Zinsen zu profitieren, müssten die Vermögensverwalter sowohl auf der Ertrags- als auch auf der Kostenseite neue Initiativen ergreifen.

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