Trotz gutem ersten Halbjahr 2023 zeigt sich EFG-Chef Giorgio Pradelli in seinem Ausblick erstaunlich vage und will sich kaum auf konkrete Ziele festlegen.

«Wir sind überzeugt, dass wir auf Kurs sind, die Ziele bis 2025 zu erreichen», betonte EFG-CEO Giorgio Pradelli an der Bilanzmedienkonferenz zum ersten Halbjahr 2023 am Mittwoch in Zürich. Die Bank verfüge über ein starkes und widerstandsfähiges Geschäftsmodell und man sei für viele Kundenberater, die bei EFG «Customer Relationship Officer» (CRO) heissen, eine attraktive Adresse.

Auf dem Markt der Talente gebe es nach der Lähmung in Folge der Corona-Pandemie wieder deutlich mehr Bewegung. Viele CRO seinen «on the move» gewesen, so der EFG-Chef.

Oftmals ganze Teams

Dabei wertet er es als Erfolg, dass die Bank seit Jahresbeginn 75 neue CRO gewonnen hat. «Wir nutzen die Möglichkeiten, die der Markt aktuell bietet. Davon wurden bereits 29 eingestellt, 15 unter Vertrag genommen und 31 Einstellungen genehmigt. Der Zuwachs verteile sich über alle Regionen und Funktionen. Zudem hole man mit den CRO auch fast immer ganze Teams mit an Bord.

Die Netto-Zahl der CRO ging jedoch seit Ende 2022 auf aktuell 638 von zuvor 654 zurück. Diese verteilen sich auf 429 bei EFG selbst und 209 bei der australischen Tochter Shaw and Partners. Die Abgänge erklären sich durch Pensionierungen, oder dass man sich von CROs getrennt hat, weil sie die Erwartungen nicht erfüllten.

Nicht nur Leute von der CS

Das hat sich auch bei der Entwicklung des Nettoneugelds niedergeschlagen. Hier entfallen von den insgesamt 3,0 Milliarden Franken 2,2 Milliarden Franken auf die Neueinstellungen. Pradelli betont, dass man dabei nicht nur Leute und Geld von der Credit Suisse anziehe.

«Wir haben von der CS einige Zuflüsse gesehen. Das hat aber das Pendel aber nicht wirklich ausschlagen lassen.»

Abflüsse in der Schweiz und Italien

Grössere Zuflüsse wurden in Kontinentaleuropa und den Mittleren Osten verbucht, gefolgt von den Regionen Asien Pazifik, Grossbritannien und Lateinamerika. Abflüsse verbuchten Schweiz und Italien.

Für die Neuanwerbungen hat EFG auch viel Geld in die Hand genommen. Die Up-Front-Vergütungen hätten sich auf rund 21 Millionen Franken belaufen. Die Kosten würden an anderer Stelle dafür stärker kontrolliert. Die Kostensenkungen betrugen rund 13 Millionen Franken.

Unsicherheit und Risiken

Finanzchef und Vize CEO Dimitris Politis, betonte dass sich die Ertragsmarge stärker verbessert habe, als er es noch im vergangenen Oktober bei der Vorstellung der Strategie bis 2025 erwartet hatte. Sie stieg im ersten Halbjahr um 27 auf 100 Basispunkte. Über den Zyklus rechnet EFG mit einem Wert von 85 Basispunkten. «Aber sie liegt jetzt höher und wir rechnen damit, dass sie länger höher bleiben wird», so der CFO weiter.

Beim Blick nach vorn gebe es Unsicherheiten und Risiken. «Wir wollen das Wachstumsmomentum beibehalten. Das wird aber kein Spaziergang im Park», sagte der CEO. Dabei verwies er auf die Inflation, die steigenden Zinsen und die Folgen für die Konjunktur und einzelne Bereiche wie etwa Immobilien. Auch sei der Wettbewerb schärfer geworden.

Aktie auf Jahreshöchststand

Die positive Tendenz im EFG-Geschäft der vergangenen Quartale hat sich auch im Aktienkurs niedergeschlagen. Seit Jahresbeginn beträgt das Plus rund 20 Prozent. Allein in den vergangenen Handelstagen legten die EFG-Titel von rund 9.00 Franken auf aktuell 10.70 Franken zu.

Das dürfte auch Boris Collardi freuen, der im April 2022 ein Aktienpaket von rund 3,6 Prozent erworben hat und der seit Anfang Jahr auch Einsitz im Verwaltungsrat genommen hat. Dominanter Aktionär der Bank ist indessen Spiro Latsis mit der EFG Bank European Financial Group, die 45,4 Prozent des Kapitals kontrolliert. Der Freefloat ist mit rund 30 Prozent vergleichsweise tief.

Angekündigter Aktienrückkauf

Der angekündigte Aktienrückkauf von 6 Millionen Aktien taugt dabei nicht als Kurstreiber. Wie auch die bereits im ersten Halbjahr gekauften 4,4 Millionen Aktien soll damit der Verwässerung durch Incentive-Programme entgegengewirkt werden.

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