Mit der neuen Doppelführung hat Vontobel sämtliche äusseren Erwartungen und Anforderungen erfüllt. Trotzdem überzeugt die getroffene Lösung nicht vollständig. Von der neuen Konstellation profitiert vor allem eine Person.

Jetzt ist die Katze aus dem Sack, und die Überraschung hält sich in Grenzen. Zwar hatte kaum jemand an die letztlich doch recht naheliegende Doppellösung mit Georg Schubiger und Christel Rendu de Lint gerechnet. Doch von einem «Coup» oder gar einem «Rendu-Schubiger-Effekt» an der Börse kann nicht die Rede sein. Der Kurs der Vontobel-Aktie büsste am Dienstag im Tagesverlauf rund 2 Prozent an Wert ein.

Die Doppelspitze wird im Prinzip allen und allem gerecht. Es ist eine interne Lösung, so dass die neuen Chefs sich auf ihre bisherige Erfahrung und ihre Kenntnisse abstützen können. Die Belegschaft muss sich nicht auf einen neuen Chef oder eine Chefin einlassen, den oder die sie nicht kennen. Eine duale Führung evoziert auch Vielseitigkeit, und last but not least berücksichtigt die getroffene Variante mit Christel Rendu de Lint eine Frau, was ja ein sehr grosses Anliegen der Besitzerfamilie von Vontobel war.

Unnötige Reibungsverluste

Rein operativ überzeugt die Leitung mit Rendu de Lint und Schubiger trotzdem nicht wirklich. Zu diesem Schluss kommt auch Daniel Regli, Finanzanalyst bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB).

«Wir erachten die Aufteilung der Verantwortlichkeiten als suboptimal. Wenn in Gesellschaften Co-CEOs tätig sind, führt eine solche Konstellation oft zu unnötigen Reibungsverlusten und längeren Entscheidungswegen. Zudem hat Vontobel die Chance verpasst, einen CEO mit Format und externem Leistungsausweis zu engagieren; frischer Wind hätte gutgetan», schreibt der ZKB-Spezialist.

Der wahre Nutzniesser

Das reflektiert treffend die Einschätzungen in der hiesigen Finanzbranche. Kommt hinzu, dass sich Doppelspitzen gerade im Banking langfristig nie bewährt haben. Eigentlicher Nutzniesser dieser neuen Führungskonstellation ist letztlich Verwaltungsratspräsident Andreas Utermann.

Wie finews.ch schon früher geschrieben hatte, wäre recht eigentlich Utermann prädestiniert gewesen, diesen (operativen) Posten zu übernehmen. Er bringt alle Qualitäten und Eigenschaften mit, die es dafür benötigt: Charisma, Expertise, Weltläufigkeit, Überzeugungskraft, Integrität und Glaubwürdigkeit.

Geteilte Macht

Doch zu Vontobel stiess er im vergangenen Jahr nicht als CEO, sondern als Präsident – und das will er auch bleiben, wie er gegenüber finews.ch mehrmals versicherte. Doch ein möglichst grosser Handlungsspielraum kommt dem 100-prozentigen «Executive Chairman» wohl nicht ganz ungelegen. Denn Utermann ist ganz klar ein Macher, dem man sich schwerlich nur als «primus inter pares» im Aufsichtsgremium eines pulsierenden Finanzinstituts vorstellen kann.

Insofern kommt ihm die neue Zweier-Führung höchst gelegen. Denn die beiden neuen CEOs müssen sich ihre Macht teilen, was ihren Einfluss schwächt respektive halbiert; und umgekehrt kann Utermann die beiden CEOs gegeneinander ausspielen, sollte er etwas mehr Einfluss nehmen wollen.

Aussergewöhnliche Machtfülle

Vontobel hat es also geschafft, mit einer neuen Führung allen äusseren Anforderungen und Erwartungen gerecht zu werden und gleichzeitig dem Präsidenten eine aussergewöhnliche Machtfülle zu geben.

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