Das Tessin gewinnt als Schweizer Finanzplatz seit einiger Zeit wieder kräftig an Bedeutung. Vor allem die italienische Banca Generali verspricht sich in diesen Tagen viel vom Sonnenkanton – und blickt auch nach Zürich und Genf.

Das italienische Kreditinstitut Banca Generali hat von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) grünes Licht erhalten, um in der Schweiz als Bank tätig zu werden. Das von Lugano aus operierende Traditionshaus rechnet damit, dass der Schweizer Ableger in den ersten fünf Jahren ab 2024 zwischen 5 und 7 Milliarden Euro an Neugeldern generieren wird, wie finews.ch vor einigen Wochen berichtete.

In einem Interview mit der Tageszeitung «Corriere del Ticino» äussert sich Gian Maria Mossa nun zur Strategie der Bank und zu den Perspektiven auf dem Finanzplatz Schweiz. Dabei gibt sich der Top-Banker kämpferisch. «Wir wollen uns immer stärker verankern, und so unsere Aktivitäten auf dem Schweizer Markt weiter ausbauen», erklärt der CEO der italienischen Bank. Insgesamt beschäftigt sie in Lugano rund 50 Mitarbeitende.

Blick nach Zürich

Das Kreditinstitut, das zu 50 Prozent dem grössten italienischen Versicherer Generali gehört, will sich auf das Private Banking und die Vermögensverwaltung konzentrieren. Dank der Schweizer Banklizenz kann das Haus die gesamte Dienstleistungspalette in diesem Bereich «sowohl auf dem italienischen als auch auf dem Schweizer Markt anbieten».

Mossa ist überzeugt, dass das Tessin ein attraktives Wachstumspotenzial bietet, blickt aber auch in die Zukunft. «Wir sind in Lugano und setzen stark auf das Tessin, gleichzeitig denken wir aber auch an eine mögliche Präsenz in den anderen wichtigen Schweizer Zentren des Private Banking, allen voran Zürich und dann eventuell Genf».

Interessiert an Zukäufen

Organisches Wachstum stehe im Vordergrund, aber «wir sind offen für Akquisitionen, sowohl in Italien als auch in der Schweiz». Im Visier hat das Institut kleinere Banken, aber auch Treuhandgesellschaften und Family Offices. «Wir schliessen weitere Akquisitionen im Tessin nicht aus und nutzen jede sich bietende Gelegenheit», so Mossa. Vorerst wolle man aber vor allem die Aktivitäten der BG Suisse Private Bank in Lugano ausbauen.

Auf die Frage, ob das Institut auf dem Schweizer Markt auch Synergien mit der Generali-Gruppe nutzen wolle, erklärt er, dass es zwischen dem Versicherungs- und dem Bankgeschäft mehrere verschiedene Berührungspunkte gebe, beispielsweise bei Finanzprodukten und beim Vertrieb von Anlagefonds. «Die Voraussetzungen für Synergien zwischen uns und unserem Mehrheitsaktionär sind auch in der Schweiz gegeben», so der Bankchef.

Chancen der CS-Übernahme nutzen

Zum Zusammenschluss von UBS und Credit Suisse (CS) sagte der Top-Banker unter anderem, die Schweizer Grossbank werde «einer der wenigen Global Player, die es mit den amerikanischen Bankgiganten aufnehmen können». Die neue UBS werde ein «sehr interessantes Element im internationalen Bankgeschäft» sein. Mit Blick auf den Schweizer Markt eröffne der Zusammenschluss der beiden Schweizer Grossbanken aber auch Wachstumschancen für andere Banken.

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