Der HSBC-Konzern ist wegen seiner Finanzierungen für die Ölbranche massiv in die Kritik geraten. Dennoch investiert ein Fonds der Schweizer Impact-Pionierin Responsability prominent in Anleihen der Grossbank, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

HSBC gehört zu den Gründungsmitgliedern der Net-Zero Banking Alliance (NZBA). Die Klimaallianz der Banken, bei der sich auch die Schweizer UBS und Raiffeisen engagieren, schreibt sich auf die Fahne, Treibhausgas-Emissionen in Kredit- und Investitionsportfolios bis spätestens 2050 auf netto Null zu reduzieren.

Doch bis dahin, so legen der Report «Banking on Climate Chaos» und die Berichterstattung von Medien wie der britischen Zeitung «Guardian» nahe, agiert die britisch-chinesische Grossbank auch als einer der weltgrössten Finanzierer von fossilen Brennstoffen.

Nötig für den Wandel

Laut «Guardian» profitieren HSBC, aber auch andere europäische Geldhäuser wie die Deutsche Bank, Barclays, Crédit Agricole und BNP Paribas, von der Ausgabe von Anleihen für Öl- und Gasförderer. Solche Firmen hätten seit dem Pariser Klimagipfel von 2016 mit Anleihenemissionen rund 1 Billion Euro eingesammelt. HSBC allein soll dabei ein Emissionsvolumen von 423 Milliarden Euro begleitet haben.

Gegenüber der britischen Zeitung erklärte die Grossbank unter anderem, Investments in Öl und Gas würden auch von der Internationalen Energieagentur (IEA) als nötig erachtet, um den Wandel hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu bewältigen.

Grösste Position im Fonds

Während HSBC offensichtlich keinen Widerspruch zwischen Klimaversprechen und Geschäften mit der Öl- und Gasindustrie erkennt, sehen professionelle Investoren wiederum kein Hindernis, in die Papiere der Grossbank zu investieren.

Letzteres gilt auch für die Zürcher Asset Managerin Responsability, die hierzulande als Mikrofinanz- und Impact-Pionierin der ersten Stunde gilt. Unter anderem hält die Firma das Vermögensverwaltungs-Mandat für den Swiss Investment Fund for Emerging Markets (Sifem). Dabei handelt es sich um den Mikrofinanz- und Impact-Fonds des Bundes.

Als «dunkelgrün» klassiert

Wie sich zeigt, finden sich Anleihen von HSBC als grösste Position im Transition to Net Zero Fonds von Responsability, mit zuletzt 1,43 Prozent Anteil am Vermögen. Im Beschrieb heisst es zur Anlagepolitik, dass der Fonds in Unternehmen investiere, die bei den Dekarbonisierung-Bemühungen ihrer jeweiligen Branchen führend vorangehen.

Wie alle Fonds der Schweizer Anbieterin ist das Produkt nach Artikel 9 der EU-Verordnung zu Nachhaltigkeit-bezogenen Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor (SFDR) klassifiziert, unterliegt also besonders strengen Nachhaltigkeit-Kriterien und darf sich deshalb als «dunkelgrün» bezeichnen. Dass HSBC trotz der Kritik von Umweltaktivisten und Medien gleich als grösste Position auftaucht, wirft angesichts dieses Anspruchs Fragen auf.

Fortschritte nachweisen

Bei Responsability sagte ein Sprecher, der Kern eines Übergangsfonds wie dem Transition to Net Zero bestehe darin, Kapital an Unternehmen zu vergeben, die sich aktiv auf einen Emissionspfad begeben, der mit dem im Pariser Abkommen festgelegten Netto-Null-Ziel übereinstimmt.

«Diese Unternehmen müssen ihre Emissionen transparent machen, glaubwürdige Verpflichtungen eingehen und anhand von Zwischenzielen greifbare Fortschritte auf dem Weg zu den oben genannten Zielen nachweisen», so der Sprecher weiter. Die Einstufung des Fonds nach Artikel 9 SFDR konzentriere sich derweil auf vordefinierte Nachhaltigkeit-Ziele, die mit spezifischen Nachhaltigkeit-Indikatoren gemessen würden.

Greenwashing-Vorwurf ist schnell zur Hand

Doch die Erfüllung von Vorgaben auf dem Papier sind das eine, die Aussenwahrnehmung von Investitionen eine andere Angelegenheit. Mittlerweile ist bei Anlageprodukten mit Nachhaltigkeit-Anspruch der Vorwurf des so genannten Greenwashing schnell zur Hand, und die Regulatoren sind gegenüber der Thematik höchst hellhörig.

So ist es dieser Tage dem Bundesrat mit dem Greenwashing zu bunt geworden, wie auch finews.ch berichtete. Nachdem die Landesregierung bisher die Bekämpfung des Etikettenschwindels der Branche in Eigenverantwortung überlassen hatte, will der Bund nun mitreden und Mindestanforderungen erarbeiten lassen.

Veräusserung als letzte Sanktion

Von einer Impact-Pionierin wie Responsability ist in der Thematik ein besonders ausgeprägtes Sensorium zu erwarten. Wie es bei der Asset Managerin heisst, ist das Unternehmen bestrebt, Greenwashing zu verhindern. Man habe für die Portfolio-Unternehmen einen strengen Prozess zur Folgenabschätzung und laufenden Überwachung eingeführt. Dieser Prozess könne zu Veräusserungen führen, wenn die vordefinierten Nachhaltigkeit-Ziele nicht erreicht oder Verstösse gegen die SFDR-Prinzipien festgestellt würden.

«Wir schätzten die Wachsamkeit der Stakeholder beim Aufzeigen von Nachhaltigkeit-Bedenken», so der Sprecher.

Neugelder angezogen

Jegliche Unruhe bei den Stakeholdern käme für die Firma zur Unzeit. Responsability hatte in den vergangenen Jahren mit einem schwierigen Umfeld zu kämpfen, musste Mitarbeitende entlassen und stand schliesslich zum Verkauf. Anfang 2022 griff die britische Konkurrentin M&G zu und erwarb die Mehrheit am Unternehmen; unter dem neuen Eigentümer hat die Fondsfirma nun den anspruchsvollen Auftrag gefasst, sowohl das Wachstum zu forcieren wie auch Kosten zu sparen.

Laut Responsability ist dies im ersten Halbjahr 2023 leidlich gelungen – nicht zuletzt dank des Transition to Net Zero Fonds. Jene Strategie zog im ersten Jahr ihres Bestehens mehr als 100 Millionen Dollar von institutionellen Anlegern an. Auch dank diesen Zuflüssen kletterten die verwalteten Vermögen bei Responsability von 3,5 Milliarden Ende 2022 auf 4,7 Milliarden Dollar Ende vergangenen Juni.

Diesen Trend gilt es für die Fondsfirma nun nachhaltig zu sichern.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.61%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.59%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.19%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.08%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.53%
pixel