Weltweit haben Aufsichtsbehörden und Politiker der Geldwäscherei den Kampf angesagt. In den USA ist nun der Wall-Street-Riese Morgan Stanley wegen mangelnder Sorgfaltspflicht ins Visier der US-Notenbank geraten.

In der Schweiz hat die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) zahlreiche Mängel bei der Geldwäscherei-Risikoanalyse von Banken identifiziert. Sie hatte im Frühjahr die Risikoanalysen von über 30 Banken überprüft. Dabei stellte sie fest, dass ein Grossteil der untersuchten Risikoanalysen die grundlegenden Anforderungen an eine solche Analyse nicht erfüllte, wie die Aufsichtsbehörde im August mitteilte.

Generell verstärken die Regulatoren weltweit ihre Massnahmen zur Prävention und Bekämpfung der Geldwäscherei. Wie aktuell das Thema ist, zeigt auch das Beispiel Singapur. In den grössten Finanzskandal in der Geschichte des fernöstlichen Stadtstaates könnten auch Schweizer Banken verwickelt sein, wie «finews.ch» berichtete.

Unter der Lupe des Fed

Auch in den USA ziehen die Behörden die Zügel an und durchleuchten Banken, Investmentgesellschaften und Vermögensverwalter auf solche Risiken. So hat die US-Notenbank (Fed) die Vermögensverwaltungssparte von Morgan Stanley unter die Lupe genommen, um herauszufinden, ob die Bank über ausreichende Kontrollen verfügt, um reiche ausländische Kunden an der Geldwäscherei zu hindern.

Die Fed habe untersucht, wie Morgan Stanley Ausländer und die Herkunft ihres Geldes überprüfe, bevor sie als Kunden zugelassen würden, berichtete das «Wall Street Journal» am Mittwoch (kostenpflichtiger Artikel). Die Aufsichtsbehörden halten die Sorgfaltspflicht der Bank gegenüber ihren Kunden und ihre Bemühungen im Kampf gegen Geldwäscherei für unzureichend.

«Rüge unter vier Augen»

Die Fed habe den Wall-Street-Riesen «privat gerügt», weil er nicht alle von ihr geforderten Änderungen vorgenommen habe, heisst es. Andy Saperstein, der Chef des Vermögensverwaltungsgeschäfts, habe sich mit der Fed getroffen, um zu besprechen, wie er und sein Team die festgestellten Probleme beheben wollen.

Reiche Ausländer sind eine relativ kleine, aber wichtige Quelle neuer Zuflüsse für das Vermögensverwaltungsgeschäft von Morgan Stanley, das insgesamt rund 5 Billionen Dollar für Kunden verwaltet. In den vergangenen fünf Jahren hat die Grossbank verstärkt Finanzberater eingestellt, die auf die Betreuung von Offshore-Kunden spezialisiert sind, vor allem in Lateinamerika.

Generell ist dieses Geschäft eine wichtige Ertragsquelle. Bei Morgan Stanley macht die Vermögensverwaltung inzwischen fast 50 Prozent der Gesamteinnahmen aus. Insgesamt ist die US-Bank im Private Banking sogar grösser als die Schweizer UBS.

Aktiver geworden

Die Fed habe bereits im Jahr 2020 festgestellt, dass es der Bank an Risikomanagementkontrollen für die Überprüfung ausländischer Vermögensverwaltung-Kunden mangele, so die anonymen Quellen. Sie übergab dem Institut eine Liste mit Problemen, die behoben werden mussten. Als die Aufsichtsbehörde ein Jahr später wiederkam, waren viele Punkte auf der Liste immer noch nicht behoben, ebenso wenig im Jahr 2022.

Daraufhin wurde Saperstein aktiver. Im Jahr 2022 ging er zur Fed und legte einen Plan vor, wie die Bank die Probleme ein für alle Mal beheben könnte. Er und sein Team hätten noch etwa 18 Monate Zeit, um den Plan umzusetzen, heisst es.

Blick nach Venezuela

Gegen Morgan Stanley läuft nach wie vor eine separate behördenübergreifende Untersuchung wegen des Umgangs mit Geldern, die mit einem mutmasslichen venezolanischen Geldwäschereisystem in Verbindung stehen (kostenpflichtiger Artikel).

Das Justizministerium, die Börsenaufsicht und andere Bundesbehörden untersuchen, ob das Investmenthaus einem venezolanischen Geschäftsmann erlaubt hat, einem ehemaligen Ölminister des Landes zu helfen, Geld über die Bank zu waschen, wie das «WSJ» schon früher berichtete.

CEO-Nachfolge geregelt

Obwohl die Vermögensverwaltung das Aushängeschild von Morgan Stanley ist, zog Saperstein kürzlich im Rennen um die Nachfolge des scheidenden CEO James Gorman den Kürzeren.

Ende Oktober ernannte Morgan Stanley Ted Pick zum neuen Chef per 1. Januar 2024. Pick, ein Urgestein beim Finanzriesen, leitet seit zwei Jahren die Institutional Securities Group, die für Investmentbanking, Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Kapitalmärkte und Research zuständig ist.

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