Der US-Investmentbank scheint zu gelingen, woran andere Wallstreet-Grössen gescheitert sind. Auch nach der Ernennung eines neuen CEO bleiben alle unterlegenen Top-Kandidaten an Bord.

Im vergangenen Mai hatte James Gorman angekündigt, spätestens in zwölf Monaten zurücktreten zu wollen. Damit war das Rennen um den CEO-Posten bei der US-Investmentbank Morgan Stanley eröffnet. Seither wurde an der New Yorker Wallstreet heftig spekuliert, wer den 65-Jährigen ersetzen könnte. Nun steht der Nachfolger fest – und er kommt aus den eigenen Reihen.

Auch bei der Schweizer Grossbank UBS hat man das Rennen aufmerksam verfolgt. Denn Morgan Stanley wird von anderen Finanzhäusern oft um den hohen Marktwert beneidet, und die UBS unter Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher strebt eine ähnlich hohe Börsenbewertung an. Kelleher hat selbst 30 Jahre für das US-Investmenthaus gearbeitet.

Übliche Kaskade verhindern

Morgan Stanley hat nun Edward Pick per 1. Januar zum CEO ernannt. Pick, genannt «Ted», ist ein Urgestein des US-Finanzgiganten. Er kam 1990 zu Morgan Stanley und durchlief eine steile Karriere. Seit zwei Jahren leitet er die Institutional Securities Group, die für Investmentbanking, Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Kapitalmärkte und Research zuständig ist. Er wird ebenfalls im Januar in den Verwaltungsrat der Bank eintreten.

Nach dem Willen von Gorman, der Exekutiv-Präsident wird, sollen im Nachfolgewettlauf auch die unterlegenen Kandidaten bei Morgan Stanley bleiben, die übliche Kaskade von Umbesetzungen und Abgängen soll vermieden werden.

Kein leichtes Unterfangen im Haifischbecken der Wall Street, wo mitunter chaotische Übergaben selbst die erfolgreichsten Unternehmen aus der Bahn werfen. Oft gehen die Verlierer – und nehmen ihre engsten Verbündeten mit.

Neue Aufgaben für «Verlierer»

Morgan Stanley scheint nun aber alle drei Top-Kandidaten für die Nachfolge Gormans halten zu können. Andy Saperstein wird Leiter der Sparte Wealth & Investment Management – insgesamt ist die US-Bank im Private Banking noch grösser als die Schweizer UBS. Dan Simkowitz Leiter des Bereichs Institutional Securities. Sie gehörten neben Pick zu den heissesten Anwärtern auf den CEO-Posten.

Keinem anderen Wall-Street-Giganten ist es in der jüngeren Vergangenheit gelungen, im Nachfolgewettbewerb alle an Bord zu halten.

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James Gorman (Bild: Morgan Stanley)

Nicht wenige Beobachter bezweifeln aber immer noch, dass es dem Geldhaus gelingen wird, seine Führungsriege auch längerfristig zusammenzuhalten, zumal es bei den Erzrivalen an der Wall Street genügend warnende Beispiele gibt. Auch bei Morgan Stanley ist dies ungewöhnlich. Dort hatte es kurz vor Gormans Wechsel 2006 heftige Machtkämpfe gegeben.

Hohe Erwartungen

UBS-Präsident Kelleher wiederum hält grosse Stücke auf Gorman. Als Nummer zwei leitete Kelleher einst das Tagesgeschäft bei Morgan Stanley und setzte Gormans Strategie um. Auch heute findet er nur lobende Worte für seinen ehemaligen Weggefährten. «James hat das Super-Ego bei Morgan Stanley aus der Gleichung genommen. Das hat noch niemand zuvor geschafft», sagte er im August.

Der designierte CEO Pick tritt nun in grosse Fussstapfen und muss erst noch beweisen, dass er das Topmanagement zusammenhalten kann. Doch Gorman ist von seinen Führungsqualitäten überzeugt. Als Chef brauche man eine enorme Belastbarkeit und mentale Stärke, die Pick habe, sagte er gegenüber «Reuters» und schwärmte: «Er schafft eine unglaubliche Loyalität unter den Mitarbeitenden».

Nach zuletzt enttäuschenden Unternehmenszahlen muss Pick aber auch hier Boden gut machen.

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