Private Banker der Credit Suisse Schweiz wechseln weiterhin zur Konkurrenz. Dies trotz Halteprämien von im Schnitt 100'000 Franken, welche die UBS Recherchen zufolge unter erfahrenen Frontleuten verteilt hat.

Die UBS schuf mit dem Beschluss zur Vollintegration vergangenen August zwar mehr Klarheit für die Angestellten der Credit Suisse (CS) in der Schweiz. Dennoch hat sie damit nicht verhindern können, dass weiterhin erfahrene Frontleute dem Megabanken-Projekt den Rücken kehren.

Zuletzt hat dies in Bern ein Dreierteam von Private Bankern unternommen; sie wechseln zum Investmenthaus Vontobel, wie finews.ch berichtete. Wenige Tage zuvor wurde bekannt, dass in Luzern ebenfalls drei Ex-CS-Kundenberater für die Privatbankiers von Reichmuth & Co. tätig werden. Und weiterhin jagen sich Gerüchte über Abgänge im Wealth Management der übernommenen Bank.

A fonds perdu?

Offensichtlich verpufft bei diesen Wechselwilligen auch die Wirkung von Halteprämien, welche die UBS in den vergangenen Monaten offenbar freigiebig verteilt hat. Recherchen zufolge waren dies im Schnitt 50’000 Franken in bar, welche die Bank «upfront» an erfahrene CS-Kundenberater in der Schweiz gezahlt hat. Ausserdem wurde ihnen dem Vernehmen nach nochmals derselbe Betrag in gesperrten UBS-Aktien zugesichert.

Angesicht von schweizweit Dutzenden von solchen Profilen hätte die UBS damit eine erkleckliche Summe überwiesen; zumindest die Vorauszahlung scheint nun teils «à fonds perdu» geflossen zu sein.

Auch im Rückwärtigen Dienst

Auf Anfrage wollte sich die UBS nicht zu Halteprämien äussern. UBS-Finanzchef Todd Tucker bestätigte jedoch anlässlich des Ergebnisses im dritten Quartal generell den Modus solcher Zahlungen. «Was die eigentlichen Retentionszahlungen anbelangt, so werden diese selektiv im Laufe des Jahres 2023 geleistet, um wichtige Mitarbeitende mit Kundenkontakt, aber auch solche im rückwärtigen Dienst bei der Bank zu halten.» Dies auch, um die operative Stabilität sicherzustellen, so der Manager.

Die Aussage kontrastiert bis zu einem gewissen Punkt mit Aussagen im Umfeld der Führung von UBS Schweiz, wonach sich die Motivation der CS-Mitarbeitenden grundsätzlich aus der Zusammenarbeit mit den Teams der Marktführerin und der neuen Führung ergibt.

Demgegenüber stehen die Fliehkräfte, die angesichts der Personalmeldungen von Mitbewerbern am Schweizer Markt offensichtlich vorhanden sind.

Doppelt Geld liegen lassen

Höhere CS-Kader, welche den Transfer zur neuen UBS nicht mitmachen wollen, dürften dabei gar doppelt Geld auf dem Tisch liegen lassen: Einerseits der Gegenwert der gesperrten UBS-Aktien aus der Halteprämie, anderseits aufgeschobene Lohnanteile, die ihnen als «bad leaver» bei der CS entgehen.

Wie auch finews.ch berichtetet, hatte die CS zudem im Jahr 2022 eine neues Bonussystem eingeführt, das mit hohen Sofortzahlungen in bar sowie gesperrten Lohnanteilen die Treue der Kaderleute sichern sollte. Dieses System enthielt auch eine Art Knebel-Klausel: Wer innert drei Jahren nach Erhalt dieser Vergütungen bei der CS kündigt, muss den Barbestandteil je nach seither geleisteter Arbeitszeit zurückzahlen. Das kann für einzelne ins Geld gehen.

Erhöhter Leistungsdruck

Unter CS-Mitarbeitenden gibt derweil auch der neue Umgang zu reden, der im Private Banking unter der Oberherrschaft der UBS Einzug erhalten hat.

Wie berichtet wird, verteilt die UBS-Führung nicht einfach Geld, sondern will dafür Ergebnisse sehen. So ist mitunter von erhöhten Leistungsdruck die Rede und regelmässigen «Sales Calls» mit der Führung, bei denen die Frontleute Erreichtes rapportieren müssen. Das ist ein Umfeld, in dem sich nicht alle CS-Veteranen gleichermassen wiederfinden.

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