Plötzlich funktioniert es: Reihum stutzen die Banken die Boni. Doch nun wächst die Kritik, einige Banken, auch die Credit Suisse, würden damit Verluste verhindern.

Da nützt der Ärger nichts mehr: Rundum reduzieren die grossen Finanzhäuser die Boni für das abgelaufene Geschäftsjahr 2011, allen Abgangsdrohungen ihrer Investmentbanker zum Trotz:

  • Spitzenreiterin beim Streichen ist die UBS: Die Bank hat die Boni ihrer Investmentbanker um 60 Prozent verkleinert. Über die Gesamtbank gesehen, reduziert die UBS den Bonus-Pool gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent, wie ihrem Bericht zum 4. Quartal 2011 zu entnehmen ist.
  • Was die Verkleinerung der Bonus-Summe für die Gesamtbank betrifft, gebührt eigentlich der Credit Suisse der erste Platz: Die Summe soll für 2011 mit 3 Milliarden Franken um 41 Prozent geringer ausgefallen sein. Doch die CS macht in ihrem Quartalsbericht nicht transparent, wie stark sie die Boni im Investmentbanking reduziert (die Gesamtvergütung sank dort um 25 Prozent, im Konzern um 9 Prozent).
  • Bei der Barclays-Bank nahm der Pro-Kopf-Bonus 2011 im Vergleich zu 2010 um 21 Prozent ab. In ihrer Investmenbank, Barclays Capital, sank der Durchschnittsbonus hingegen um 30 Prozent auf 64'000 Pfund. Dabei wuchs der Anteil der 24'000 Investmentbanker an der Gesamtlohnsumme trotzdem von 43 auf 47 Prozent, wie die britische Tageszeitung «Guardian» berichtete.

Dahinter folgen die Deutsche Bank, Morgan Stanley und Goldman Sachs mit ihren Bonusstreichungen: Die Deutsche Bank kappt die Boni dieses Jahr bei 200'000 Euro, wovon nur die Hälfte sofort ausbezahlt wird. Und auch bei Morgan Stanley werden nur 125'000 Dollar an Bonus sofort ausbezahlt, berichtete das «Wall Street Journal».

In beiden Banken sollen zudem grössere Anteile des Bonus erst in Zukunft zur Auszahlung gelangen, abhängig vom Geschäftsverlauf und Verbleib des Angestellten. Morgan Stanley steigerte den Anteil von erst später anfallenden Salärkosten von 60 auf 75 Prozent, die Deutsche Bank von 49 auf 61 Prozent, berichtete die Nachrichtenagentur «Bloomberg».

Nie waren Bonus-Zahlungen strittiger

Dazu wird nun Kritik laut. Einige Beobachter vermuten, dass die Banken grössere Bonusanteile vor allem deshalb in die Zukunft verschieben, um die in der Vergangenheit gesprochenen, aber bis dato blockierten Boni zu retten.

Im Verlustfall, müssten diese aufgeschobenen Bonusanteile nämlich von der Bank widerrufen werden, da immer mehr Bonusprogramme eine «Clawback»-Klausel enthielten.

Kritisierte «PAF»-Verrechnung

Im Fall der Credit Suisse führte das zu Nachfragen von Analysten. Die Bank teilt rund 6'000 Kadermitarbeitern einen Teil des Bonus in neuartigen «PAF»-Derivaten zu (PAF für «Partner Asset Facility»). Den Wert dieser Anteile: 500 Millionen Franken, verbucht die CS erst im 1. Quartal 2012.

Matt Spick, Finanzanalyst bei der Deutschen Bank, monierte nicht als einziger: «Indem die Bank den Betrag erst der Rechnung vom 1. Quartal 2012 belastet, verhindert sie, dass die Investmentbank für das Gesamtjahr 2011 einen Verlust schrieb.

Wäre dieser Jahresverlust eingetreten, wäre nämlich der «Clawback» aktiviert worden. Und die Investmentbanker hätten auch ein weiteres Mal auf vergangene Boni verzichten müssen.

Brady Dougan wehrt sich

So war in den vergangenen Jahren das «PIP 2»-Programm wertlos verfallen, und das «ISU 1»-Bonusprogramm hatte die von den Bankern erhoffte Hebelwirkung nicht entfaltet.

CS-CEO Brady Dougan habe sich gegen die Unterstellung solcher Absichten gewehrt, berichtete «Bloomberg» von der Analystenkonferenz.

Die PAF-Papiere würden den CS-Kaderleuten erst im März zugeteilt. Dann entfaltet das neuartige Anlagevehikel auch erst seine entlastende Wirkung auf die Bilanz der Bank. Erst dann könne es gemäss Rechnungslegungsregeln von US Gaap verbucht werden.

Eindeutiger Verlust bei der UBS

Die UBS zieht die volle Konsequenz aus dem Verlust ihrer Investmentbank: Sie wendet die erst letztes Jahr eingeführte «Clawback»-Klausel an.

Der UBS-Verwaltungsrat entschied, ihren Investmentbankern die Hälfte und damit den maximal möglichen Anteil des Bonusanteils aus vergangenen Jahren zu streichen, wie finews.ch bereits berichtete.

Betroffen sind allerdings nur die Top-Verdiener mit Aktienboni im Wert von über 2 Millionen Dollar. Dennoch handelt es sich laut «Wall Street Journal» um den grössten «Clawback; den die die New Yorker Wall Street und die Londoner City je gesehen hätten.

Auch Morgan Stanley und Goldman Sachs wollen Boni zurück

So habe die UBS von den 4,2 Milliarden Franken an Boni, welche sie für 2010 reserviert hatte, Aktien im Wert von immerhin 1,6 Milliarden Franken für später zurückbehalten.

Diese Woche kündigten auch Morgan Stanley und Goldman Sachs an, zumindest einen Teil der Boni bei jenen Mitarbeitern zurückzufordern, die unverhältnismässig hohe Risiken eingegangen seien, berichtete das «Wall Street Journal».

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