Boris_Collardi_qBoris Collardi, CEO von Julius Bär, gab ein lesenswertes Interview in der Sonntagspresse. Die zehn wichtigsten Aussagen daraus.

Mit der Übernahme von Teilen der amerikanischen Bank Merrill Lynch gehört Julius Bär derzeit zu den aktivsten Finanzhäusern auf dem Schweizer Finanzplatz. Entsprechend gross ist die Verunsicherung bei zahlreichen Mitarbeitern, die sich noch nicht im Klaren sind, was nun auf sie zukommt.

Darum befindet sich Julius-Bär-CEO Boris Collardi (Bild) nun auf einem intensiven Informationsfeldzug. An diesem Wochenende gab er ein Interview in der «Sonntagszeitung». Nachstehend die zehn wichtigsten Punkte daraus.

1. Stellenabbau konkretisiert

Wegen der Übernahme des internationalen Vermögensverwaltungsgeschäfts von Merrill Lynch werden «mehrere hundert Stellen» gestrichen werden, unter anderem auch in der Schweiz. Wo genau diese Jobs verschwinden, soll in «einigen Monaten» bekannt werden.

2. Integration erst am Anfang

Als erster Merrill-Lynch-Standort weltweit soll die Schweiz in die Julius-Bär-Gruppe integriert werden. Bis es so weit ist, dürfte noch einige Zeit verstrichen. «In den nächsten zwölf Moanten wird sich in Genf noch nicht viel ändern», sagt Collardi.

3. Kompliziertes Entlöhnungsmodell

Die Mitarbeiter von Merrill Lynch sollen in das Entlöhnungsmodell von Julius Bär integriert werden. «Das Modell von Merrill Lynch ist viel zu kompliziert», sagt Boris Collardi.

4. Interne Bewerbungen

Im Rahmen des Integrationsprojekts müssen sich die Mitarbeiter von Merrill Lynch bei Julius Bär bewerben. Dabei, so Collardi, sollen sie aufzeigen, welchen Mehrwert sie Julius Bär bringen können. «Viele Funktionen werden von Genf nach Zürich verlegt beziehungsweise zusammengelegt», so der Julius-Bär-Chef.

5. Überbordende Kosten

Merrill Lynch hat derzeit eine «Kosten-Ertrags-Spanne» von 100 Prozent. Diese soll auf 70 Prozent gesenkt werden. «Wir wissen genau, wie wir das Verhältnis verringern können», sagt Collardi und verweist darauf, dass die Berater von Merrill Lynch kaum mehr neue Kunden akquirieren konnten, seit bekannt war, dass das Unternehmen zum Verkauf steht. Nun werden die Mitarbeiter wieder auf die Klientel zugehen können – offensichtlich seinen viele Kunden davon angetan, zu Julius Bär zu wechseln.

6. Keine weiteren Übernahmen

Mit weiteren Akquisitionen ist vorest einmal Schluss. «Wir haben keine Managementkapazitäten mehr, um zeitgleich eine zweite Übernahme zu tätigen», sagt Collardi in Bezug auf die Tatsache, dass mit der BSI ein weiteres, grösseres Institut auf dem Markt ist.

7. Zusammenlegungen in Singapur

Enormes Sparpotenzial und Skaleneffekte eröffnen sich in Singapur. Beide Institute beschäftigten dort zusammen rund 850 Leute in zwei Gebäuden. «Diese Standorte können wir zusammenlegen und weitere Kosten senken», erklärt Collardi. Entsprechend gross dürfte da der Stellenabbau ausfallen.

8. Bär statt Bulle

Julius Bär wird für das Vermögensverwaltungsgeschäft die Marke Merrill Lynch aufgehen, zumal die Investmentbank weiterhin mit diesem Namen operiert. «Wir hätten die Marke (einen Bullen) sehr gerne übernommen», sagt Collardi. «Das hätte perfekt gepasst: Bulle und Bär.»

9. Steuerstreit ein Non-Event in Asien

Trotz Steuerstreit mit Deutschland und CD-Klau gibt sich Collardi überaus zuversichtlich, was die Zukunft angeht. «Die Marke Schweiz ist gerade in Asien nach wie vor eines der wichtigsten Verkaufsargumente. Sie steht für Qualität und Zuverlässigkeit», sagt Collardi und betont, dass der Steuerstreit in Asien kaum interessiere.

10. Erneuter Datenklau

Bei Julius Bär ist es zu einem neuerlichen Datendiebstahl gekommen. «Leider trifft dies gemäss unseren Erkenntnissen zu», so Boris Collardi in der «Sonntagszeitung». Im Rahmen von verschärften Kontrollmechanismen und einer umfangreichen internen Untersuchungen stellte die Bank kürzlich einen Fall von Datenmissbrauch fest. Der verdächtige Mitarbeiter wurde festgenommen, entlassen und soll im Alleingang gehandelt haben. Weiterführende Angaben machte Collardi nicht. Das Datenmaterial gelangte in der Folge in den Besitz nordrhein-westfälischer Steuerfahnder.

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