9. These: Branchenfremde Akteure erobern die Bankenlandschaft

Seit der Finanzkrise trauen viele Kunden ihren Banken nicht mehr; das belegt unter vielem anderem der «World Retail Banking Report 2012» von der Beratungsfirma CapGemini. Im weltweiten Durchschnitt erklärten 51 Prozent aller Befragten, sie seien unsicher, ob sie bei ihrer Hauptbank bleiben wollten, respektive sie seien sicher, dass sie wechseln würden.

Bloss: Wohin wechseln? Einfach zu einer anderen Bank? Experten sind sich einig, dass sogenannten Neueinsteigern eine grosse Zukunft bevorsteht. Gemeint sind branchenfremde Firmen, die bereits über ein ausgezeichnetes Image verfügen und so beste Chancen haben, im Bankgeschäft Fuss zu fassen. Britische Detailhändler wie Tesco oder Marks & Spencer haben das bereits bewiesen, genau so wie Richard Branson mit seiner Virgin Bank. Gut möglich, dass auch Technologiefirmen à la Apple und Google mittelfristig ins Banking einsteigen werden.

Fazit: Die grösste Konkurrenz für die Banken kommt von aussen, von innovativen Unternehmen, zu denen die Kunden eine emotionale Bindung haben – das, was die Geldhäuser in den letzten Jahren verspielt haben.

10. These: Die totgesagte Bankfiliale erlebt ein Revival

Ausgerechnet jene Kunden, die das Online-Banking und das Mobile Banking am fleissigsten nutzen, besuchen auch ihre Bank am häufigsten. Dies belegt eine internationale Studie des amerikanischen Technologiekonzerns Cisco. Die totgesagte Geschäftsstelle erlebt so ihren zweiten Frühling – und wie.

Immer beliebter werden Geschäftsstellen, die mit privatem Ambiente aufwarten – etwa mit Sofas, Cheminée oder einer Wohnküche mit Saftbar, Kaffeemaschine, Wifi und iPads. Ein weiterer Trend zeigt sich im angelsächsischen Raum: Dort nutzt man Bankfilialen nach Geschäftsschluss für kulturelle Events. So erhält die Bank einen anderen Charakter, sie wird zum Treffpunkt einer Ortschaft oder eines Quartiers. Dazu passt, dass mehrere Institute mit Musik und einer speziellen Geruchswelt einen eigenen Charme verbreiten wollen.

Fazit: Virtuelle Angebote sind «in». Doch aufs Beratungsgespräch, eine Analyse zur Steueroptimierung, die gelegentliche Sprüngli-Schokolade und auf den Gratisbesuch eines Kultur-Events werden die Kunden auch in Zukunft nicht verzichten wollen.

11. These: Social Media werden masslos überschätzt

Der Vorwurf ist latent: Die Banken würden die neusten Trends in den sozialen Medien schlicht verpassen, heisst es. Tatsächlich agieren die meisten traditionellen Banken im virtuellen Netz eher unbeholfen.

Doch andersherum gefragt: Wollen die Kunden ihre finanziellen Angelegenheiten auf Facebook und via Twitter kundtun? Ergibt sich daraus ein Mehrwert?

Fazit: Viele Menschen haben schlicht keine Lust, sich auch noch in Geldfragen mit den Gimmicks der sozialen Medien herumzuschlagen. Kommt hinzu, dass jeder Umgang mit den sozialen Medien digitale Spuren hinterlässt (siehe dazu These 1). Social Media bleibt im Banking ein Non-Event.

12. These: Die Grossbanken werden von der Schweiz profitieren wie noch nie

SymbolbildVor etwa zwanzig Jahren machten sich die Schweizer Grossbanken auf, die Welt zu erobern. Damit gewann der angelsächsisch geprägte Managementstil immer mehr an Bedeutung. Anstatt sich nach Urtugenden wie Langfristigkeit und Verhältnismässigkeit zu richten, folgten die Banker zunehmend den Manieren aus dem Hollywood-Film «Wall Street».

Es entstanden Geschäftsmodelle, die kaum mehr auf Schweizer Werten beruhten – Geschäftsmodelle, die man nur als «Verrat am Schweizer Private Banking» bezeichnen kann, wie der Historiker Robert Vogler sagt.

Seit der Finanzkrise hat ein Umdenken eingesetzt. Besonders die beiden Grossbanken bekennen sich wieder voll zur Heimat, weil sie begriffen haben, dass sie so wesentlich mehr erreichen können.

Fazit: Unter der wahrscheinlichen Annahme, dass die Euro-Schuldenkrise noch Jahre fortdauern wird und die Schweiz dadurch ihre Anziehungskraft behält, werden auch die Schweizer Grossbanken ihre Herkunft noch verstärkt herausstreichen.

* Erstmals veröffentlicht in der «Handelszeitung»

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