Ein Vermögensverwalter sucht zwei Relationship Manager. Markus Lasek von HuserInvest über seine Erfahrungen mit Kandidaten und Personalvermittlern.

Markus Lasek ist Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter Private Banking und Asset Management bei der HuserInvest AG in Zollikon.

HuserInvest ist ein unabhängiger Vermögensverwalter mittlerer Grösse mit Sitz in Zollikon bei Zürich. Aufgrund unserer Kompetenzen zählen wir zu jenen 10 Prozent der unabhängigen Vermögensverwalter, die neben privaten Depots auch institutionelle Gelder verwalten. Wir betreiben professionelles Asset Management, beschäftigen uns mit der Finanzmathematik, der Portfoliotheorie und betreiben aktives Research. Die Mitarbeiter profitieren von guten Gehältern, flachen Hierarchien und unkomplizierten Arbeitsabläufen. Ferner befinden sich alle Büros in einer schicken Villa an zentraler Lage.

Mit diesen Voraussetzungen sollte es heute kein Problem sein, zwei neue Senior Relationship Manager zu finden. Das dachten wir zumindest bei Beginn unserer Suche.

Aber die Verhältnisse am Arbeitsmarkt haben uns dann doch überrascht. Ende 2008 beauftragten wir zwei renommierte Personalvermittler und schalteten Anzeigen in der NZZ. Beim Kandidatenprofil übernahmen wir die üblichen Kriterien der Wettbewerber, so dass wir auf breite Resonanz hofften. Zunächst passierte gar nichts. Nach einiger Zeit meldeten sich fremde Personalvermittler, die viele Nachfragen hatten, aber nur in den seltensten Fällen einen Kandidaten präsentierten.

Top Kandidat? Das war etwas hoch gegriffen...

Ein englischsprachiger Mitarbeiter eines amerikanischen Vermittlers kam sogar persönlich vorbei – nicht, um uns Kandidaten zu präsentieren, sondern um sein teures Honorarmodell persönlich zu erläutern. Im Anschluss daran sollten wir einen mehrseitigen, kleingedruckten, englischsprachigen Vertrag unterschreiben. Dieser Vertrag sei weltweit Standard, eine deutsche Version gar nicht vorhanden und bisher hätte sich noch niemand beschwert, sagte der Mann.

In diesen Momenten fragt man sich immer, wer Kunde und wer Dienstleister ist, denn Letzteres impliziert «dienen» und «leisten». Da uns amerikanische Standards nicht interessierten – in Amerika interessiert sich auch keiner für Schweizer Standards –, handelten wir zunächst die Konditionen herunter, dann stellten wir den Personalvermittler vor die Wahl: Entweder den Vertrag auf Deutsch, oder wir unterschreiben nicht. Zwei Wochen später erhielten wir einen deutschen Vertragstext und anschliessend das Profil eines «Top Kandidaten».

Nun ja, das war dann doch etwas zu hoch gegriffen. Der Mann hatte eine einfache Bankausbildung absolviert und sich in einer Filiale in der Provinz hochgearbeitet. Später folgte er seinem Vorgesetzten über mehrere Stationen und partizipierte an dessen Karriereschritten. Als dieser dann ausfiel, war auch seine eigene Laufbahn am Ende. Obwohl er bereits seit knapp einem Jahr eine Stelle suchte und keine Kundenbeziehungen vorweisen konnte, stellte er eine Salärforderung von 200'000 Franken plus Bonus. Wir verzichteten, und der Vermittler ging leer aus.

Studenten und Hoteliers, Quereinsteiger und Seitenwechsler

Bei einem gesellschaftlichen Anlass lernten wir zufällig einen Relationship Manager kennen, der eine neue Stelle suchte. Er berichtete unter anderem von seiner Promotion und meinte, er liesse den Doktortitel auf den Visitenkarten aus Gründen des Understatements weg. Wir waren höflich und redeten den Mann nur noch mit «Doktor» an.

Dann erhielten wir seinen unübersichtlichen, aber sehr akademischen Lebenslauf. Dort war unter «Ausbildung» auch ein «Doktorat» an einer deutschen Universität aufgeführt. Wir recherchierten nach dem Titel seiner Dissertation in der Deutschen Nationalbibliothek. Ohne Ergebnis. Schliesslich stellte sich heraus, dass der Kandidat die Arbeit gar nicht beendet hatte und seit neun Jahren als Promotionsstudent galt. Wir waren um eine Lebenserfahrung reicher.

Bankausbildung folgt später

Betont sei: Es meldeten sich auch sehr qualifizierte und interessante Bewerber, bei denen es einfach wegen des einen oder anderen Details nicht zum Vertragsabschluss kam – wie dies halt auch geschieht bei einer Stellenausschreibung. Erstaunlich war aber die Bandbreite der Kandidaten. Wir erhielten Bewerbungen von Personen, die keine Bankausbildung genossen hatten, sondern irgendwann aus finanziellen Gründen in das Finanzbusiness gewechselt hatten. Nun fielen sie der Selektion oder ihrer Selbstüberschätzung zum Opfer.

So empfahl uns ein unbekannter Personalvermittler einen ausgebildeten Hotelier jüngeren Alters, der in ungekündigter Stellung bei einer Bank als Vermögensverwalter mehrere Millionen betreute und erst in der Zukunft eine Finanzausbildung nachholen wollte. Der Personalvermittler sah darin keinen Widerspruch.

Gehaltsforderung: Jenseits von 300'000 Franken

Dann kam ein Kandidat, der das Interview eröffnete mit der Frage: «Wie viel Lohn bekomme ich, wenn ich Ihnen 50 Millionen Franken bringe?» Der Mann war zuletzt über zehn Jahre an der Kundenfront bei einer feinen Genfer Privatbank tätig gewesen und hatte erstklassige Zeugnisse und persönliche Referenzen. Seine Umgangsformen waren vorbildlich und der Wechsel in die Deutschschweiz nachweislich nur familiär begründet. Er sagte zu, bereits während der Probezeit 20 Millionen aus seinem Beziehungsnetz zu akquirieren. Am Ende hatte er noch nicht einmal 200'000 Franken auf dem Konto. Wir trennten uns wieder.

Dass Anspruch und Wirklichkeit oft nicht übereinstimmen, lässt sich auch an den sogenannten Businessplänen ablesen, die manchen Bewerbungen beiliegen. Dort beschreiben Kandidaten, die bereits vor Monaten von ihren Arbeitgebern entlassen worden sind, wie sie mittels Kundenanlässen, Veranstaltungen und so weiter extrem hohe ausländische Vermögen zu akquirieren gedenken. Und weil der Kostenaufwand dafür sowieso in die Millionen geht, reklamieren sie für sich gleich ein Gehalt jenseits von 300'000 Franken.

Gute Leute, leider nicht von der Kundenfront

Vor kurzem meldete sich wieder der besagte amerikanische Personalvermittler mit einem weiteren Kandidaten. Diesmal klang das Profil vielversprechend, aber der Bewerber erschien nicht zum verabredeten Termin. Warum, wissen wir bis heute nicht. Dabei gäbees Ausreden von «Ich dachte, der Termin wäre erst morgen» bis «Ich habe Sie nicht gefunden». Interessant sind auch E-Mails kurz vor dem Interview mit dem Inhalt: «Anbei meine Unterlagen. Können Sie die bitte einmal für mich und zweimal für sich ausdrucken? Das ist für mich einfacher. Bei Problemen können Sie mir ja Bescheid geben».

Wir sind für solche Statements dankbar, denn auf diese Weise lernen wir die Fähigkeiten der Bewerber am schnellsten kennen.

Seit einiger Zeit bekommen wir Anfragen von Direktoren, die bei Banken arbeiten und sich verändern möchten. Diese Personen sind gut ausgebildet und hinterlassen einen sehr guten Eindruck. Leider sind sie in der Regel nicht an der Kundenfront, sondern im administrativen Bereich tätig, so dass wir momentan keine Einstiegsmöglichkeit sehen.

Somit suchen wir bis heute vergeblich zwei Senior Relationship Manager. Der Wunschkandidat befindet sich bei einer Bank in ungekündigter Stellung und möchte sich verändern. Gerade die persönliche Entfaltungsfreiheit und die Unkompliziertheit bei Arbeitszeiten, Urlaub oder Spesen sind die Vorteile unseres Unternehmens. Dazu zahlen wir bankübliche Gehälter, jedoch muss sich ein Relationship Manager selbst finanzieren, so dass wir mindestens 40 Millionen Franken als Assets aus dem persönlichen Beziehungsnetz voraussetzen. Wir freuen uns über jede Bewerbung.

 

 

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