Nach dem Schrecken an den Märkten in den vergangenen Monaten gäbe es nun wieder schöne Einstiegschancen, findet Axa-Anlageexpertin Christina Böck.

Christina Böck ist ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe› bei Axa Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

Insbesondere die Märkte der Schwellenländer haben gelitten, bei den Aktien und den Obligationen. Während allerdings die Aktienmärkte schon wieder einen grossen Teil der Verluste aufgeholt haben, steigen die Renditen auf Anleihen weiterhin.

In den Industriestaaten ist dies durch die Aussicht auf besseres Wachstum zurückzuführen, das in der Folge zu einer Rücknahme der expansiven Politik der Zentralbanken, insbesondere der Federal Reserve (Fed) führen soll (Stichwort: Quantitative Easing Tapering»).

Grösster Abzug seit 2008

Für die Schwellenländer ist die Gedankenkette komplizierter: Der starke Markteinbruch im Frühsommer wurde durch den Abzug von Privatinvestoren aus diesen Märkten verursacht: Die Ankündigung der Fed, dass ab Herbst weniger Liquidität in die Märkte gegeben würde, brachte diese dazu, 14 Milliarden Dollar oder 6 Prozent der Bestände der Emerging-Bond-Fonds zurückzuziehen.

Dies stellte den grössten Abzug von Kapital aus Schwellenland-Anleihefonds seit 2008 dar und verursachte entsprechende Kurseinbrüche.

Unsichtbare Investoren

Aber diese Reaktion ist nicht durch die Fundamentaldaten der betroffenen Schwellenländer gerechtfertigt und kann getrost als übertrieben bezeichnet werden. Gleichzeitig beobachtet man schon seit einigen Jahren verstärkte strategische Investitionen seitens institutioneller Investoren – begünstigt durch geänderte Regulation und die weiterhin bestehende Suche nach Rendite.

Dies sind Investoren, die man erstens in den Statistiken nicht sieht (sie bauen Mandate auf statt Fondsanteile zu kaufen) und die auch langfristig investiert bleiben.

Gereifter Markt

In den letzten Jahren ist der Markt der Emerging-Bonds um einiges gereift: So ist heute das Volumen an Neuemissionen dreimal so gross wie das der US-High-Yield-Anleihen. Gleichzeitig ist aber die Qualität der Anleihen recht stabil geblieben und das Rating beträgt seit 2007 schon durchschnittlich zwischen BB+ und BBB-, das heisst, ist mittlerweile knapp im Investment Grade Bereich angekommen.

Die Spreads dieser Anleihen haben sich sind in den vergangenen Jahren sehr viel stabiler als in den Neunzigern gezeigt, und die Ausfallraten sind seit 2004 sogar geringer als in den Industrieländern, wofür natürlich die europäische Schuldenkrise die Hauptverantwortung trägt.

Wirksame Massnahmen

Wenn es allerdings einen Ausfall gibt, dann betrifft dieser ein Land und löst keinen Flächenbrand aus. Heute besteht dieses Segment aus mehr als 50 Ländern – damit kann man ein wirklich gut diversifiziertes Portfolio konstruieren.

Die fundamentalen Eigenschaften der Anlageklassen haben sich in den letzten Jahren sehr verbessert. So haben einige Länder ihre Devisenreserven stark erhöhen können und der IMF hat 2008 effizientere Mechanismen zur Unterstützung eingesetzt, die aber wenig genutzt werden.

Deutliche Unterschiede

Auch haben sich verschiedene Zentralbanken organisiert, sich untereinander im Bedarfsfall zu unterstützen. Der wichtigste Punkt ist allerdings, dass hier das weltweit grösste Wachstumspotential und die einfachsten Gewinne an Produktivität stecken. Interessanterweise sind in den Entwicklungsländern die Unternehmen viel geringer verschuldet als in den USA bei gleichem Kreditrating.

Eigentlich sollte man nicht mehr von «den» Schwellenländern sprechen, sondern die deutlichen Unterschiede zwischen den Nationen stärker betonen. So ist der Bedarf an Reformen zwischen den Ländern stark unterschiedlich und jedes Land hat seinen eigenen Reform-Fahrplan , mit dem Glaubwürdigkeit, wirtschaftliche Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit gefördert werden sollen.

Wachstum «von innen»

Auch möchte man vielerorts die Abhängigkeit von den Rohstoff-Exporten reduzieren und mehr Wachstum «von innen» erreichen (Beispiel: China). Die grosse Heterogenität der Situationen kann nur von Fachleuten verwaltet werden.

Heute zeigt sich insbesondere im Bereich der Anleihen mit kurzen Laufzeiten eine gute Investitionsgelegenheit. Denn wie uns der Monat Mai gezeigt hat, werden insbesondere die Preise von Langläufern hart getroffen, wenn es Umschichtungen im Markt gibt.

Schutz mit Kurzläufern

Im kurzen Segment aber erzielt man den grössten Teil der Rendite durch die laufende Rendite und nicht durch riskante Kursgewinne. Bei weltweit steigenden Zinsen schützt man sich mit Kurzläufern ausserdem vor den negativen Einflüssen auf die Kurse von steigenden Staatsrenditen.

Fazit: Höhere Renditen und Spreads bei geringeren Ausfällen und geringerer Verschuldung – man sollte dieses Segment ernsthaft in Betracht ziehen.


Christina Böck bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management (Finance) an der H.E.C. in Paris erlangte.

Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe. Zu Axa Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich, heute als ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe›.

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