Wenn ein Zukunftsforscher und Ökonom die Welt in 30 Jahren beschreibt, hören Banker und Anleger genau hin. Zukunftsszenarien bedeuten auch Investmentchancen.

Den Schlusspunkt des Auftritts von Jeremy Rifkin (Bild) am Mittwochabend in Zürich markierte eine Frage, die nur ein Banker stellen kann, nachdem der renommierte Zukunftsforscher die Welt um das Jahr 2050 beschrieben hatte: «Und wo würde ein Jeremy Rifkin nun investieren?»

Die Frage kam von Reto Ringger, Chef und Mitgründer der Globalance Bank, die Rifkin als Berater und für einen Kundenanlass eingeladen hatte. Rifkin ist kein Banker und auch kein Anlageberater. Der 68-Jährige ist Gründer und Leiter der Foundation of Economic Trends, er berät Regierungen, schreibt Bücher und unterrichtet.

Dritte industrielle Revolution: Energie und Internet

Sein Ruf als einflussreicher Intellektueller gründet unter anderem auf seiner hohen Trefferquote mit seinen Zukunfts- und Trendprognosen. In welchen Bereichen und Branchen würde er also investieren, um von der von ihm beschriebenen fundamentalen Veränderungen der Wirtschaftsordnung in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu profitieren?

Rifkin nannte drei Gebiete: In die Herstellung von Technologie-Komponenten, in die Herstellung von Messinstrumenten und in Infrastruktur. Technologien, Anbieter und Unternehmen dieser drei Bereiche würden gut positioniert sein in einer Ära, welche Rifkin die «Dritte industrielle Revolution» nennt und an diesem Abend dem Publikum beschreibt.

Weg von fossilen Energien

Für ihn besteht ein relevanter Teil der «Dritten industriellen Revolution» im Zusammentreffen und Konvergieren von Internet- und Kommunikationstechnologien mit Erneuerbaren Energien. Was bereits ein Prozess sei, der sich exponentiell ausbreiten werde, führe zu einem Ende des Zeitalters der fossilen Energien.

Sei dieses geprägt von zentralen und monopolistischen Strukturen, werde zumindest das neue Energie-Regime dezentral sein, es würden flache Hierarchien und ein kooperativer Geist herrschen.

Im Prinzip werde das Internet die Energieproduktion demokratisieren, so Rifkin. Die Revolution steht auf fünf Säulen: Umstieg auf Erneuerbare Energien; Wandel des Baubestandes in Mikrokraftwerke; Einsatz von Wasserstoff- und anderen Energiespeichern gegen Spannungsschwankungen im Netz; Wandel des zentral gelenkten Stromnetzes in ein dezentrales und interaktives Sharing-Netz; Umstellung auf Elektro-Mobilität.

Beriet Deutschland, nun auch China in Energiefragen

Rifkin will dieses Szenario mehr als Vision verstanden haben, denn als Prognose. Doch werde bereits Vieles davon umgesetzt, sagte er. Rifkin hat beispielsweise Deutschland bei der Energiewende beraten. Jüngst sei er zur Beratung in China gewesen, wo in der kommunistischen Führung herrsche, dass sich das Land von den fossilen Energien lösen müsse.

Bleibt es aber beim Status Quo einer Wirtschaftsordnung, die ganz auf fossile Energien aufbaut, werde es gefährlich, so Rifkin. Im Klimawandel und seinen Auswirkungen zeichneten sich für die Zivilisation bereits jetzt existenzbedrohende Szenarien ab.