Die Lage in der Ukraine hat sich durch neue Sanktionen der Amerikaner und die Flugzeugkatastrophe zusätzlich verschärft. Israel hat Bodentruppen in den Gazastreifen geschickt. Droht jetzt ein Crash an der Börse? Sechs Einschätzungen von Aquila-Chefökonom Bruno Gisler.

(Bull & Bear © Shutterstock)

Bruno Gisler ist Chefökonom der Zürcher Finanzgruppe Aquila

  • Die Amerikaner haben den russischen Gesellschaften Novatek, Rosneft, Vnesheconombank und Gazprombank den Zugang zu Dollar-Refinanzierungen über 90 Tage verschlossen. Das bringt die amerikanischen Sanktionen sehr nahe an die Stufe 3, bei der ganze Sektoren ins Visier genommen werden und erhöht den Druck auf die EU.
  • Die amerikanischen Massnahmen bringen keine dieser vier Gesellschaften in Existenznöte. Am stärksten betroffen ist Rosneft, die dieses Jahr noch 14 Milliarden Dollar an Schulden zurückzahlen muss. Die Gesellschaft weist jedoch gleichzeitg einen Kassenbestand von 20 Milliarden Dollar auf.
  • Die Sanktionen schaden jedoch, weil die Refinanzierungskosten dieser Gesellschaften steigen. Zudem nimmt die Verunsicherung zu. Das schreckt viele Geschäftspartner und Investoren ab, verstärkt den Kapitalabfluss und kann Russland durchaus in eine Rezession treiben.
  • Der mutmassliche Abschuss eines Verkehrsflugzeugs muss die Lage nicht zwingendermassen zuspitzen. Man kann sich sogar vorstellen, dass dieses tragische Ereignis die Streitparteien zu etwas mehr Besonnenheit anhalten wird.
  • Mit der Anordnung einer Bodenoperation von Israel im Gazastreifen ist dort die Situation brisanter geworden. Die internationale Gemeinschaft hat aber in diesem Gebiet schon oft zunehmende und abnehmende Spannungen erlebt. Die Reaktionen auf die neusten Ereignisse dürften daher im Rahmen bleiben.
  • Derweil sind der Irak, Syrien und Afghanistan etwas aus den Schlagsteilen verschwunden. Im Irak gibt es ein paar Anhaltspunkte für eine Regierungsbildung mit Sunniten und Kurden. In Syrien scheint die Isis gegenüber der Anti-Asad-Opposition Oberhand gewonnen zu haben, und in Afghanistan haben sich die Präsidentschaftskandidaten auf eine Neuauszählung der acht Millionen Stimmen geeinigt.

Auf Grund seiner aktuellen Beurteilung der geopolitischen Lage hält Gisler an einer «neutralen Aktienquote» fest. Das heisst, es drängen sich vorerst weder Käufe noch Verkäufe auf.

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