Nur zu gerne nehmen angelsächsische Medien den Schweizer Finanzplatz als Fluchtburg für schmutziges Geld aufs Korn. Ein offizieller Bericht zeigt nun, dass «in Grossbritannien mehrere Milliarden Pfund aus illegalen Aktivitäten gewaschen werden».

Es sind deutliche Worte, welche die Spezialisten des britischen Innen- und Finanzministeriums zu den Vorgängen am grössten Bankenplatz der Welt finden. «Die Grösse und Komplexität des britischen Finanzsektors führen dazu, dass er durch kriminelle Machenschaften stärker gefährdet ist als viele andere Finanzplätze weltweit», stellen sie fest.

Und: Das Vorgehen der britischen Polizei insbesondere gegen Geldwäscherei sei «schwach».

Unter den Tisch gekehrt

Zu diesen harschen Schlüssen kommen die Behörden im Rahmen der ersten landesweiten Untersuchung zu den Risiken der Geldwäscherei und der Terrorfinanzierung. Die Erkenntnisse jenes «National Risk Assessment» (NRA) sind in einem Grundlagen-Papier erfasst und kürzlich veröffentlicht worden.

Damit gerät ins Rampenlicht, was angelsächsische Finanzakteure und nicht zuletzt die dortigen Medien gerne unter den Tisch kehren: Dass auch die britische Finanzbranche äusserst verwundbar für illegale Aktivitäten ist, namentlich der White-Collar-Kriminalität.

Milliarden gewaschen

Die Spezialisten des Finanzministerien schätzen, dass «mehrere Milliarden Pfund aus illegalen Aktivitäten in Grossbritannien gewaschen werden». Das bereitet dem Staat insbesondere bei der Bekämpfung von Terroristen einiges Kopfzerbrechen.

Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) schätzen den Umfang der Geldwäscherei im Vereinigten Königreich auf bis zu 57 Milliarden Pfund, umgerechnet 84 Milliarden Franken. Letzten März prangerte etwa die Organisation Transparency International den Londoner Immobilienmarkt als «Heimat des korrupten Geldes» an.

Klare Hinweise auf Terrorfinanzierung

«Geldwäscherei und Terrorfinanzierung überlagern sich in bedeutendem Ausmass», mahnt der Bericht. Es gebe klare Hinweise auf Terrorfinanzierung in Grossbritannien, was eine «ernsthafte Bedrohung» für die nationale Sicherheit darstelle.

Die Untersuchung deckte dabei «bedeutende Wissenslücken» auf Behördenseite auf insbesondere was die «High-End-Geldwäsche» betreffe. Diese sei im Bereich von Korruption und grossen Betrugsdelikten verbreitet, die inkriminierten Gelder würden dabei über Konti, Immobilien und Investments geschleust.

Trusts unter der Lupe

Die britische Polizei ist nun offenbar bemüht, die «blinden Flecken» zu tilgen. Sie will mehr über die Rolle der Banken, Anwälte, Buchhalter und der Anbieter von Trust-Dienstleistungen wissen, stellt der Bericht fest. Die Behörden gingen davon aus, dass die Risiken in diesem Sektor beträchtlich seien. Entsprechend brauche es die Fähigkeit, jene Gefahren besser einzuschätzen.

Das bedeutet nichts anderes, als dass sich britische Finanzdienstleister bald unter verstärkte Beobachtung geraten werden. Der Untersuchungsbericht hat dazu bereits Vorschläge parat.

Kontroverse in der «City»

So sollen insbesondere die Schwachstellen bei der Verfolgung der «High-End-Geldwäscherei» geschlossen werden. Dazu sei nicht nur die behördliche Ermittlung auszubauen, sondern auch die Zusammenarbeit mit dem Privatsektor zu verstärken, empfiehlt das Papier.

In der Londoner «City» hat das Papier bereits allerhand Kontroversen ausgelöst. Einzelne Branchenvertreter stellten sich dort auf den Standpunkt, dass die Geldwäscherei-Gesetze in Grossbritannien zu den strengsten überhaupt gehörten. Eine Argumentation, die man aus Schweizer Geldwäscherei-Skandalen bestens kennt.

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