So präzis wie nur wenige andere Branchenvertreter formuliert Thomas Steinemann, der Anlagechef der Zürcher Privatbank Bellerive, seine Kritik an der Schweizer Asset-Management-Initiative. 

Von Thomas Steinemann, Chief Investment Officer, Privatbank Bellerive

Im Jahr 2012 lancierten die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) und die Swiss Funds & Asset Management Association (Sfama) die Initiative «Asset Management Schweiz».

Zielsetzung dabei war, die Schweiz zu einem führenden Standort für Asset Management zu machen. Unter dem Begriff «Asset Management» versteht man einen ganz bestimmten Bereich der Finanzbranche, nämlich die professionelle Verwaltung institutioneller Kundengelder (also zum Beispiel von Pensionskassen) sowie das Verwalten von Fonds.

Asset Management als Strategie

Die Initiative entstand aus der Logik, dass das Private Banking – auch Wealth Management genannt – auf Grund der Erosion des Bankgeheimnisses sowie der wachsenden Kosten an Bedeutung verlieren würde. Zudem bestand die Annahme, dass auch das Investmentbanking aus Eigenkapital-Überlegungen bei einigen Instituten tendenziell abgebaut würde. Folglich blieb noch das Asset Management als Strategie für den Finanzplatz Schweiz. Doch was ist davon zu halten?

Die nachfolgende Tabelle zeigt, dass in der Schweiz rund 5’500 Milliarden Franken an Vermögen verwaltet werden. Davon sind 1’400 Milliarden Franken Privatkunden-Gelder (inklusive Depots kommerzieller Kunden) und 4’100 Milliarden Franken institutionelle Gelder.

Wertschriftenbestände der Kunden in Schweizer Banken (in Milliarden Franken)

SNB 504

Die Wachstumsraten über die vergangenen Jahre sowohl bei institutionellen als auch bei inländischen Privatkunden sind beeindruckend und zeigen die unverändert globale Vormachts-Stellung der Schweiz in der Vermögensverwaltung.

Es scheint auf den ersten Blick logisch, dass bei solch grossen Beträgen auch das Asset Management in der Schweiz sein sollte. Dem ist jedoch nicht so. Dafür gibt es verschiedene Gründe.

  • Erstens muss man sich fragen, warum nicht schon bisher Fondsmanager im grossen Stil in der Schweiz sondern in London, New York oder Frankfurt ansässig waren. Die Schweiz hat kaum eine Tradition im Asset Management, mit Ausnahme gewisser Boutiquen wie Fisch Asset Management, Partners Group oder einzelne Hedgefonds-Boutiquen.
  • Zweitens, glaubt man an die internationale Arbeitsteilung, dann wird dort produziert, wo die höchsten komparativen Vorteile liegen. Es kommt auch niemand auf die Idee, in der Schweiz einen Standort für Autobauer aufbauen zu wollen, nur weil hierzulande am meisten Autos pro Kopf verkauft werden.
  • Drittens, für die Wealth Manager hier in der Schweiz ist es unerheblich, ob die Produkte, die sie für ihre Kunden einsetzen, im Inland oder im Ausland hergestellt werden. Viel entscheidender ist, dass ein Berater über die ganze Produktpalette verfügt und diese ohne Interessenskonflikt dem Kundenbedürfnis entsprechend einsetzen kann.
  • Viertens, im Asset Management dominiert das Denken in Benchmarks. So haben alle Fonds einen Benchmark, an den sich der Fondsmanager mehr oder weniger eng hält. Ausnahmen sind Alternative Investmentprodukte. Nicht anders verhält es sich im institutionellen Kundengeschäft. Im Wealth Management sind jedoch die absolute Performance sowie der Kapitalerhalt viel wichtigere Ziele. Benchmarks spielen praktisch keine Rolle, sie sind allenfalls eine Orientierungshilfe. Deshalb deckt das Asset Management nur ungenügend die Bedürfnisse des Wealth Management ab.

Als Fazit lässt sich sagen: Die Asset-Management-Initiative ist schlicht überflüssig. Die bisher bescheidenen Resultate (nachzulesen unter diesem Link «Erreichte Etappenziele») bestätigen dies.

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