Huw Jenkins, früherer Chef der UBS-Investmentbank, hat einen neuen Job. Er ist nicht der einzige, der nach kurzer Auszeit, wieder im Geschäft ist.

UBS_Logo_QuadHuw Jenkins war eines der ersten prominenten Opfer, die im Oktober 2007 über die Klinge springen mussten, als sich allmählich abzeichnete, wie tief die UBS im Subprime-Morast steckt. Nun hat der Ex-Investmentbanking-Chef der UBS einen neuen Leitungsjob bei der brasilianischen Investmentbank BTG Pactual gefunden, wie finews.ch bereits gestern meldete. Er wird das Londoner Büro der Bank leiten.

Das Unternehmen wird von André Estevez geleitet, der seinerseits 2006 zur UBS stiess, als die von ihm mitgegründete Bank Pactual von der Schweizer Grossbank übernommen wurde. Estevez galt nach Jenkins Abgang bei der UBS eine Zeit lang als der Hoffnungsträger. Doch die Rettung gelang auch ihm nicht. Er verliess die Bank und gründete die Investmentfirma BTG, zu der nun Jenkins gestossen ist.

Neue Adresse an der Fifth Avenue

Jenkins Vorgänger an der Spitze der UBS Investmentbank war der Amerikaner John Costas. Er arbeitete von 1996 bis 2007 beim Schweizer Konzern. Eine Zeit lang hatte er Ambitionen auf den CEO-Posten, wurde aber zu Gunsten von Peter Wuffli übergangen und trat ab 2005 ins zweite Glied zurück. Er erhielt das Management des Hedge-Fund Dillion Read Capital Management (DRCM), der in Konkurrenz zur UBS in Subprime-Kredite investierte. Das Vehikel wurde 2007 geschlossen, und später verliess Costas die Bank.

Seit Anfang 2009 ist er wieder im Geschäft. An der Fifth Avenue in New York betreibt er zusammen mit Partnern die Firma PrinceRidge. Sie beschäftigt rund 50 Personen, darunter zahlreiche Ex-UBS-Leute wie Michael T. Hutchins, Ahmed A. Alali, Colette C. Dow, Ronald J. Garner, Matthew G. Johnson. Nach eigenem Bekunden läuft das Geschäft blendend.

Reihenweise Ex-UBS-Leute geholt

Eine ganze Reihe von ehemaligen UBS-Leuten hat inzwischen auch Kenneth Moelis um sich geschart. Der Investmentbanker mit einem der besten Kontaktnetze in der amerikanischen Unternehmenswelt arbeitete bis Ende 2006 für die UBS in leitender Stellung im Bereich Mergers & Acquisitions. Er verliess die Bank, nachdem ihm die erwünschten Mittel für weitere Transaktionen (Leverage-Buyouts) verwehrt worden waren.

Anfang 2009 machte Moelis wieder von sich reden, als er sein eigenes Unternehmen Moelis & Company lancierte und dabei verschiedene hochrangige UBS-Leute holte, wie Jeffrey Raich, Navid Mahmoodzadegan, Christopher Ryan, Andrew Horrocks, Gabriele Lucano und Carl Borcher. Inzwischen zählt seine Firma an die 100 Leute.

Grossverdiener in Asien

Gespannt darf man auf Rory Tapner sein, der im Juni 2009 höchst überraschend die UBS verliess. Er stand zuvor 25 Jahre im Sold der Schweizer Grossbank, zuletzt als Chairman und CEO für die Marktregion Asien-Pazifik. Mit einem Salär von zuletzt mehr als 10 Millionen Franken zählte er zu den Bestverdienern innerhalb der Bank. Sein Abgang dürfte mit dem Umstand zusammenhängen, dass er sich bei der Neubestellung der Chefposten unter dem ab Februar 2009 amtierenden CEO Oswald J. Grübel nicht durchsetzen konnte.

Tapner, der inzwischen wieder in Grossbritannien lebt, dürfte nach Ablauf der gesetzlichen Frist wieder prominent auftauchen. Doch dafür ist es jetzt noch zu früh. Im Umfeld von Tapners Abgang verliess eine ganze Reihe von UBS-Top-Shots die Banken. Dazu gehörten unter anderem Robert Rankin, der zur Deutschen Bank wechselte, und Alex Ehrlich, der bei Morgan Stanley anheuerte.

Reich in Australien

Rory Tapners Vorgänger in Asien war Clive Standish, der ab April 2004 zum Finanzchef des UBS-Konzerns aufstieg. Wie er es dahin schaffte, ist manchen UBS-Leuten bis heute schleierhaft, zumal er nicht wirklich ein Finanzmann war, sondern ein durchaus erfolgreicher Investmentbanker, der zunächst beim Schweizerischen Bankverein und bei SBC Warburg Karriere gemacht hatte.

Als Finanzchef machte er insofern keine grosse Figur, da er wie Huw Jenkins nachweislich zu den ersten Top-Leuten gehörte, die nach Ausbruch der Subprime-Krise im Oktober 2007 gehen mussten. Seither ist Standish nicht mehr in der Businesswelt aufgetaucht. Er braucht es auch nicht, da er zu den reichsten Personen und grössten Grundstückbesitzern in Australien gehört und dort entsprechend gut etabliert ist.

Spezialist für feindliche Übernahmen

Seit einem Jahr ist dagegen Robert Gillespie wieder aktiv. Der ehemalige Investmentbank-Vize und Ospel-Vertraute verliess im Herbst 2008 die UBS nach immerhin 27 Jahren.

Wie Standish machte auch Gillespie zunächst Karriere bei SBC Warburg. Zuletzt war er Vice-Chairman der UBS-Investmentbank und Mitgled des Group Managing Board. Er ist ein ausgewiesener M&A-Spezialist, insbesondere für «feindliche Übernahmen». Zu seinem Meisterstück gehört seine Beraterrolle beim damaligen «unfriendly takeover» des deutschen Mannesmann-Konzerns durch die britische Vodafone.

Als er seinerzeit seinen Rücktritt ankündigte, erklärte er in einem Memo: «Der Entscheid ist persönlich. Ich habe nicht vor, mit über 50 weiterhin in Hotels und Flugzeugen zu leben, sondern mehr Zeit mit der Familie zu verbringen und möglicherweise etwas ganz anderes zu tun. Wenn ich trotzdem je wieder M&D-Deals abwickeln werde, dann im Wettbewerb mit meinen früheren Kollegen bei der UBS.»

Zwiespältige Bilanz

Wie weit die Familie nun zum Zug kommt, ist offen. Als Banker hat er längst wieder fuss gefasst und arbeitet als Senior Managing Director bei Evercore Partners in New York.

Zwiespältiger sieht die Bilanz für die Schweizer UBS-Chefs aus: Marcel Ospel & Co. müssen immer noch davor bangen, für ihr geschäftliches Tun gerichtlich belangt zu werden, selbst wenn sich eine entsprechende Anklage in der Realität nach wie vor nur schwer vorstellen lässt.

Für Marcel Ospel dürfte es indessen sehr schwer bleiben, eine Stelle sowohl in der Schweiz als auch im Ausland zu finden. Der frühere Konzernchef Peter Wuffli, der von seinem Posten im Juli 2007 zurücktrat, hat ein Comeback eingeleitet und sitzt mittlerweile im Verwaltungsrat des Zuger Vermögensverwalters Partners Group sowie beim Generalunternehmer Karl Steiner. Darüber hinaus widmet er sich hauptamtlich seiner Stiftung Elea, die sich um Opfer der Globalisierung kümmert. Unlängst wurde überdies bekannt, dass er das Präsidium des Vereins Freunde der FDP abgegeben hat.

Risiko eines Gewährsentzug bleibt bestehen

Marcel Rohner tritt wieder langsam in Erscheinung. Anfang Jahr 2009 präsentierte der damalige UBS-CEO Marcel Rohner noch das desolate Jahresergebnis 2008 von «seiner» Bank, dann warf er den Bettel hin und verschwand aus der Öffentlichkeit.

Rund fünf Monate später tauchte er bereits wieder auf. Marcel Rohner ist seither Mitglied des Advisory Board der amerikanischen Private-Equity-Firma Exigen Capital. Ausserdem werden ihm neue Ambitionen in der Schweizer Bankbranche nachgesagt.

Allerdings gilt es zu beachten: Den gescheiterten UBS-Manager könnte noch ein Gewährsentzug drohen, wie «NZZ Online» vor wenigen Tagen schrieb. Dieser verunmöglicht einer Kaderperson, künftig wieder in einer Bank in einer Führungsposition zu arbeiten. Zwar wurde im Fall UBS niemandem die Gewähr entzogen. Allerdings waren Ospel & Co. in der Bank nicht mehr in leitender Stellung aktiv. Falls sie jedoch eine neue Bankkarriere wieder in Betracht ziehen würden, könnte der Gewährsentzug ein Thema werden.

Abgang um Abgang

Der frühere USA-Wealth-Management-Chef Raoul Weil hat es dagegen schwieriger – auf Grund der weiterhin unklaren Rechtslage der UBS in den USA. Im Zuge des Steuerstreits mit der UBS erhoben die amerikanischen Behörden letztes Jahr Anklage gegen den Schweizer Banker Raoul Weil, seinerzeit die Nummer 3 im Konzern und verantwortlich für das weltweite Vermögensverwaltungsgeschäft.

Raoul Weil wurde in den USA zur Fahndung ausgeschrieben. Dadurch war er bei der UBS nicht mehr tragbar und wurde freigestellt.

Gewinner der Umwälzungen

Als eigentlicher Gewinner in den ganzen Umwälzungen stellt sich der frühere Schweiz-Chef der UBS heraus: Hans-Ulrich Meister. Er arbeitete 24 Jahre für die UBS. Der allseits beliebte Banker schied im Herbst 2007 bei der Grossbank nach einem Machtgerangel und entsprechenden Reorganisationen aus und heuerte nach der erforderlichen Wartefrist bei der ersten Konkurrenz am Paradeplatz an, sozusagen in der gleichen Funktion.

Seit 2008 ist Meister Schweiz-Chef der Credit Suisse und versteht es glänzend, die Gunst der Stunde respektive die Schwäche der UBS im Schweizer Markt indirekt zu nutzen und seine jetzige Arbeitgeberin als erste Adresse sowohl für Einzelkunden als auch für Schweizer Unternehmen zu positionieren. Das tut er mit sichtlichem Erfolg, wie die Zahlen zeigen.

 

 

 

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