Künstliche Intelligenz und die Blockchain-Technologie werden die Finanzwelt in den nächsten Jahren radikal umkrempeln. Tausende von Jobs fallen dadurch weg. Wer Banker bleiben will, muss nun IT büffeln.

Selbst wenn dem Bitcoin und der Blockchain-Technologie noch immer etwas «Exotisches» anhaftet, beide werden nicht so schnell wieder verschwinden. Im Gegenteil. Sie werden vielmehr zu einer umfassenden Digitalisierung unzähliger Arbeitsprozesse (Sachbearbeitung, Buchungen, Überprüfungen) in der Berufswelt führen, namentlich im Banking, wie Philipp Sandner in einem Interview mit dem deutschen «Handelsblatt» erklärt.

Sandner ist Professor für Digitalwirtschaft und Betriebswirtschaftslehre und leitet das im vergangenen Februar gegründete Blockchain Center der Frankfurt School of Finance and Management.

Mittelfristig negative Folgen

«Das wird mittelfristig negative Folgen haben für die Angestellten in den verwaltenden Abteilungen», erklärt Sandner. «Im Finanzsektor sind sicher viele Jobs bedroht, da hier zahlreiche Prozesse durch IT erledigt werden können. Und die Blockchain-Technologie hilft, Kosten und damit Preise zu senken», so der deutsche Fachmann.

Beschleunigt wird diese Entwicklung noch zusätzlich durch andere Trends, wie die Automatisierung, Big Data oder Künstliche Intelligenz (KI). Vor diesem Hintergrund kommt es laut Sandner zu einer Art «Trade-off». Während viele klassische Bankjobs verschwinden, werden neue Stellen entstehen – für die es allerdings eine gehörige Portion IT-Kenntnisse braucht.

Digitalisierung total

«Finanzjobs werden ohne IT-Kenntnisse nicht mehr auskommen. Ich sage meinen Studierenden: Wer übermorgen in der Branche arbeiten will, muss heute IT-Kenntnisse erwerben. Selbst das althergebrachte BWL-Studium wird quasi digitalisiert», sagt Sandner.

Bankleute von morgen werden sehr viel von der digitalen Welt verstehen müssen, Spezifikationen lesen können und wissen, wie IT-Systeme funktionieren. Das alles wird auch für das Marketing wichtig sein, für die Datenanalyse und den Vertrieb. «Letztlich ist Datenanalytik und zahlenbasiertes Online-Marketing auch eine Art von IT», betont Sandner.

Durch Regulierung noch geschützt

Banken, Versicherungen und Börsen werden nach seiner Einschätzung auf keinen Fall überflüssig werden. «Wir brauchen sie, zur Aufbewahrung von Werten, für Aufgaben wie Immobilienfinanzierungen, Altersvorsorge und Unternehmenstransaktionen. Aber ich glaube, dass in zwanzig Jahren diejenigen Banken die Führenden sein werden, die sich schon heute der Digitalisierung mit voller Intensität widmen», sagt Sandner.

Traditionelle (Finanz-)Institutionen seien durch die Regulierung noch geschützt. Doch die Technologie sei kaum aufzuhalten. Sandner räumt zwar ein, dass vermögende Kunden vorläufig kaum ihr Geld einem Robo-Adivors oder einer anderen rein digitalen Verwaltung anvertrauen – kleinere Summen aber schon.

In zwanzig Jahren vielleicht

«Aber die Frage ist eben, ob das so bleibt, und ob irgendwann nicht auch grössere Beträge digital angelegt werden. Ich glaube, das dauert vielleicht noch zwanzig Jahre», vermutet Sandner.

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