Die kurze Blütezeit internationaler Hedgefonds in der Schweiz scheint vorbei. Nach diversen Wegzügen will auch die mächtigste Hedgefonds-Managerin der Welt ihre Leute nach London zurückschicken.

Der Brexit hat zu einer deutlichen Abschwächung des Pfund geführt. Trotz dem drohenden EU-Austritt macht dies London für manche Finanzinstitute als Geschäftssitz wieder deutlich attraktiver. So auch für den Hedgefonds Systematica von Leda Braga.

Wie das Londoner Finanzportal «Financial News» berichtet, will die Hedgefonds-Lady in den kommenden Monaten Personal aus Genf in die britische Hauptstadt zurückverlagern. Der Grund dafür ist: Den Hedgefonds von Genf aus zu leiten, wo Systematica 44 Angestellte beschäftigt, sei in letzter Zeit immer kostspieliger geworden.

Starker Franken als Nachteil

Derweil hat London aufgrund Abschwächung des Pfund für Systematica – der Hedgefonds macht sein Geschäft in Dollar – wieder an Attraktivität zugelegt. Büromieten und Löhne sind für Dollar-Unternehmen. Insbesondere, wenn man dies mit einer Kostenbasis in Franken vergleicht.

Ausserdem bietet London einen weitaus grösseren Pool an Talenten als Genf oder die Schweiz. Bereits seien drei Mitglieder des Researchteams freiwillig nach London umgezogen. Gemäss einem Sprecher von Systematica ist aber nicht geplant, den Sitz in Genf zu schliessen. Jedoch wird die Anzahl Angestellte in London aufgestockt, was wohl zulasten Genfs gehen dürfte.

Kunden bevorzugen London

Braga ist nicht die einzige, die London als Standort wieder stärker in Betracht zieht. Diesen Sommer hat auch der Zuger Hedgefonds Amplitude wieder ein Londoner Büro eröffnet. Der Standort Zug bietet zwar günstige steuerliche Bedingungen, hat aber insbesondere für Kunden gewichtige Nachteile im Vergleich zur globalen Finanzmetropole London.

Und auch Alan Howard, der Mitgründer des Hedgefonds Brevan Howard, hat kürzlich seine Zelte in Genf abgebrochen und ist nach London umgezogen – aus familiären Gründen, wie es hiess. Sein Hedgefonds war 2010 mit rund 50 Mitarbeitern nach Genf gezogen.

Schlechte Renditen 

Inzwischen hat Brevan Howard einen Teil seiner Belegschaft wieder nach London zurückbeordert. Die Stadt an der Themse ist nach wie vor ein Zentrum für internationale Investoren, auf welche es die Hedgefonds abgesehen haben.

Im Kern geht des den Hedgefonds aber darum, ihre Profite zu maximieren. Die Renditen der Fonds waren in den letzten Jahren eher schlecht gewesen. Ein Hedgefonds, der seine Kostenbasis in einer stärkeren Währung hat als seine Erlöse, verliert damit zusätzlich an Geld.

Steuern sind nicht alles

Die grosse Umzugskampagne von in Grossbritannien angesiedelter Hedgefonds in Richtung Schweiz, vor allem nach Genf, Zug und Pfäffikon im Kanton Schwyz, hatte nach der Finanzkrise begonnen. Grossbritannien hatte massive Steuererhöhungen angekündigt – und die Schweiz lockte mit Vorzugsbedingungen für Hedgefonds-Manager.

Doch die steuerlichen Vorteile in der Schweiz können so manchen eingehandelten Nachteil nicht aufwiegen. Insbesondere sind es Rekrutierungsprobleme, mit denen internationale Hedgefonds in der Schweiz konfrontiert sind.

Keine guten Häuser

«Financial News» zitiert den Londoner Headhunter Barry Seath von Mirage Recruitment. Er berichtet von einer wachsenden Zahl von Hedgefonds-Managern, die zurück nach London wollen. «Wir hören Klagen von Kunden, die keine guten Häuser in der Nähe von guten Schulen in Genf oder in Zürich finden können», so Seath. «Auch sind die persönlichen Steuervorteile nicht mehr so gut, da die Kantone eine unterschiedliche Steuerpolitik verfolgen.»

Auch die Man Group, Europas grösster börsenkotierter Hedgefonds, hat seine ursprünglich starke Basis in Pfäffikon in den letzten Jahren zunehmend abgebaut. Der Jahresbericht von 2016 weist noch 104 Mitarbeiter in der Schweiz aus. Im Jahr 2011 waren es noch 365 gewesen.

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