Angesichts politischer Börsen sehnen sich Investoren nach Anlagen, die sich unabhängig von den Märkten entwickeln. Gefahren der Natur bieten sich da an, wie es beim spezialisierten Schweizer Vermögensverwalter Twelve Capital heisst.

Erdbeben, Hurrikane, Tornados und Überschwemmungen sind nicht nur des Teufels. Investoren interessieren sich nämlich vermehrt dafür. Sie legen Geld in solche Risiken an und bekommen eine Rendite, falls das versicherte Ereignis nicht eintritt.

So hat sich unlängst Schwedens grösste private Pensionskasse Alecto mit 250 Millionen Dollar an einem Insurance-Linked-Funds, also einem Portfolio ausgegliederter Versicherungsrisiken, des Rückversicherers Swiss Re beteiligt.

Solche Anlagen mit Naturgefahren sind nicht nur für Pensionskassen lukrativ, sondern auch Banken interessieren sich dafür. Die Graubündner Kantonalbank GKB kaufte sich mit rund 30 Prozent an dem auf Anlagen im Versicherungssektor spezialisierten Schweizer Investment Manager Twelve Capital ein, wie auch finews.ch berichtete.

Lösen vom Traditionsgeschäft

Mit dieser Transaktion will die GKB den Gewinn im Anlagegeschäft steigern und gleichzeitig die Diversifikation der Erträge fördern, wie sie selber mitteilte. Zudem reduziert sie damit ihre Abhängigkeit vom Zinsgeschäft, denn die Anlageprodukte von Twelve Capital sind etwa «Cat Bonds», also Katastrophenanleihen für Naturgefahren, und solche Instrumente weisen historisch gesehen eine tiefe Korrelation zu traditionellen Anlageklassen auf.

Im Jahr 2021 wurden rund 12,8 Milliarden Dollar an solchen verbrieften Naturgefahren emittiert, meldete «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) vor wenigen Tagen. 

Büros in drei Ländern

Das steigende Interesse an den Insurance-Linked-Securities (ILS) lässt sich aber auch an der Entwicklung von Twelve Capital ablesen. Die Firma, die ursprünglich aus einem Management-Buyout beim Vermögensverwalter Horizon21 hervorging, legte in den vergangenen Jahren unglaublich zu und zählt heutzutage zu den am breitesten aufgestellten Asset Managern auf diesem Gebiet.

Ursprünglich begann das Unternehmen im Oktober 2010 mit sieben Personen in einem kleinen Büro an der Zürcher Dufourstrasse und mit etwas weniger als 100 Millionen Dollar an verwalteten Assets. Inzwischen arbeiten bereits 45 Fachleute für Twelve Capital.

Es gibt obendrein ein viel grösseres Office in Zürich und Dependancen in London sowie in München. Die verwalteten Vermögen liegen aktuell bei über 4 Milliarden Dollar, erklärt Gründungspartner und CEO Urs Ramseier (Bild unten) im Gespräch mit finews.ch.

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Auch bei Twelve Capital startete vieles mit Pensionskassen aus Skandinavien, die auf der Suche nach Renditen ausserhalb der traditionellen Kapitalmärkte gewesen seien, erinnert sich der Manager. Zu den ersten Kunden zählten eine dänische und eine finnische Pensionskasse.

Ende 2012 habe Twelve Capital dann bereits die erste Milliarde an verwalteten Vermögen zusammengehabt, wobei die Gewinnschwelle schon mit einem Volumen von einer halben Milliarde erreicht wurde.

Keine Zinsrisiken

ILS habe sich mittlerweile als eigene Asset-Klasse am Markt etabliert, betont Ramseier weiter. Die Vorteile liegen laut der Firma auf der Hand: Die Renditen sind, wie auch die GKB hervorhob, nicht mit den klassischen Kapitalmärkten korreliert, weil die Stürme und Erdbeben ja unabhängig von den Börsenereignissen auftreten. Ausserdem haben die Anlagen keine Duration, sie enthalten also keine Zinsrisiken.

Aber könnten Investoren dann nicht direkt in die Aktien von Rückversicherern investieren? Nein, sagt Ramseier. Die ILS-Risiken, die an den Kapitalmarkt gegeben werden, sind die Spitzenrisiken, welche die Rückversicherungsbranche mit enorm viel Risikokapital unterlegen müssten. ILS sei daher komplementär zur Rückversicherungsindustrie, erklärt er weiter.

Von der Finanzkrise gelernt

Neben dem Wachstum haben aber auch die Lehren aus der jüngsten Finanzkrise zur Prosperität der Firma beigetragen. Gemeint ist damit etwa, dass Rücknahmen in den Anlageprodukten nur gewährt werden, wenn auch die darin enthaltenen Positionen liquide sind. Während der Finanzkrise waren die Fondsstrukturen vielerorts nämlich nicht so konzipiert gewesen und hatten zu Liquiditäts-Schwierigkeiten geführt.

Ausserdem müssten die Portfoliomanager nicht nur die Versicherungsrisiken genau verstehen, sondern auch die ganze rechtliche Seite, weil dies heutzutage eine viel grössere Bedeutung habe. Bei Twelve Capital vereint man das ganze Wissen daher unter einem Dach, was wichtig sei.

Schadenhäufigkeit ausser Rand und Band

Warum ist das Unternehmen dann nicht in der Schweiz, sondern international so stark gewachsen? Laut Ramseier sagt dazu, je stärker eine Firma in einer Marktnische unterwegs sei, desto mehr müsse sie einen globalen Vertrieb ausbauen. Daher bearbeite Twelve Capital mittlerweile sogar auch schon den australischen Markt über einen Agenten.

Die Zukunft von Naturgefahren wird laut Ramseier obendrein spannend bleiben, denn derzeit hält der Klimawandel die Assekuranz in Atem. Falls die Frequenz an hohen Schäden wie in der jüngsten Vergangenheit anhält und dies den Anfang eines neuen Trends markiert, dann sind die Versicherungsprämien momentan viel zu tief.

Da müssten die Preise also weiter nach oben gehen. Und mit dem richtigen Know-how dürften Investoren auch bei einem solchen Trend die renditeträchtigen Rosinen der Naturgefahren herauspicken können.

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