Der unabhängige Vermögensverwalter Markus Lasek über den fatalen Einfluss des Computerhandels aufs Wealth Management.

markus.lasek.kkkleinMarkus Lasek, CIIA, ist Leiter Vermögensverwaltung / Asset Management beim unabhängigen Vermögensverwalter HuserInvest AG in Zollikon. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung.


Vor kurzem war zu lesen, dass die Frankfurter Börse in diesem Jahr den Parketthandel einstellen wird. Das wäre das Ende einer Tradition, aber immerhin hat die Schweiz diesen Abschied bereits vor 15 Jahren vollzogen. In der heutigen Zeit grenzt es fast an ein Wunder, wie lange sich diese ursprüngliche Handelsform halten konnte und sich in Nischen noch immer hält.

Der Computer ist aus dem Handel nicht mehr wegzudenken. Dabei lohnt ein Blick in die jüngere Vergangenheit, um sich die Entwicklung zu vergegenwärtigen. Mit dem deutschen Handelssystem IBIS, dem Vorgänger von Xetra, konnten in den neunziger Jahren nur 30 Aktien und 20 Staatsanleihen gehandelt werden. Heute erscheint das Handelsuniversum unbegrenzt – und zwar sowohl in Bezug auf die Produkte als auch auf die Geschwindigkeit.

Der Kampf der Programme

Leben wir im Jahr 2011 also in einer besseren Welt? Sicher nicht. Banken, Händler und Börsen haben massiv aufgerüstet. Heute geht es immer weniger um Vertrauen in Unternehmen und faire Bewertungen. Vielmehr entscheiden die Länge der Computerkabel vom Rechner des Händlers zur Börse, die Handelsfrequenzen im Rhythmus von Mikrosekunden (= 0.000001 s) und der Kampf der Computerprogramme gegeneinander über die Rendite.

Es ist schon paradox: Während ein Berater mit seinem Kunden das Für und Wider einer Aktie im Konferenzraum bespricht, wird eine Etage tiefer dieselbe Aktie maschinell tausendmal gekauft und wieder verkauft.

Der Computerhandel hat bereits einen grösseren Einfluss erlangt, als uns klassischen Vermögensverwaltern recht ist. Wenn ein Index zum Beispiel an mehreren Freitagnachmittagen innerhalb weniger Minuten um über 1 Prozent fällt, dann ist diese Volatilität ganz sicher nicht menschlichen Ursprungs. In diesen Momenten wünscht man sich, ebenfalls wie Maschinen handeln zu können.

Kaum je wird eine Strategie ihrem Anspruch gerecht

Ein einfacher Weg in dieses Universum ist zum Beispiel der Kauf von Managed Futures. Die Auswahl an Handelsstrategien und Strukturen ist riesig. Aber die Qualität lässt sich, wenn man mit dem Thema nur am Rande vertraut ist, nur an den klassischen Risiko-Rendite-Kennzahlen ablesen, und selbst die müssen nicht immer konstant sein.

Auf die Frage, warum sein Hedge Fund nach zwei guten Jahren im dritten Jahr eine negative Rendite erzielt hat, meinte einmal ein Verkäufer: «Das ist typisch für diese Anlageklasse, dass es im dritten Jahr immer bergab geht.»

Viele Hedge Funds bleiben eine Black Box

So irritierend diese Aussage auch sein mag, sie trifft einen wahren Kern. Fast alle Strategien werden ihrem Anspruch nicht gerecht und verschwinden irgendwann wieder. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Die Methode war doch nicht so perfekt wie angenommen, einige zuvor ignorierte Parameter hatten mehr Einfluss als vermutet oder die mathematische Systematik stellte sich nach dem Abgang des Managers doch als personengebunden heraus.

Viele Hedge Funds bleiben eine Black Box. Selbst wenn man erklärt bekommt, mit welchen Limiten der Hedge Funds Futures auf Kupfer und gefrorene Schweinebäuche handelt, stellt sich die Frage nach Sinn und Nachhaltigkeit dieser Strategien. Ein Ende und die Konsequenzen des Computerhandels sind noch nicht abzusehen.

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