Die Sorge vor weiteren Zinserhöhungen setzt den gebeutelten Kryptowährungen weiterhin arg zu. Darunter leiden Anleger ebenso wie ganze Volkswirtschaften. Die Nasdaq will hingegen für Kryptowährungen bald ihre Tore öffnen.

Der Bitcon ist auf einem Schlingerkurs. Zum Wochenbeginn fiel der Kurs der ältesten und nach wie vor grössten Kryptowährung in die Region von 18’000 Dollar, was dem tiefsten Stand seit Dezember 2020 entsprach. Am Dienstag erholte sich der Bitcoin im Tagesverlauf wieder leicht. Zu Jahresbeginn war für einen Bitcon noch mehr als 60’000 Dollar bezahlt worden.

Der Kurs der zweitwichtigsten Kryptoanlage Ethereum fiel zu Wochenanfang zeitweise auf das tiefste Niveau seit  Mitte Juli zurück. Ethereum hatte noch im Vorfeld der Umstellung der zugrundeliegenden Blockchain auf ein schnelleres und umweltfreundlicheres Verfahren profitiert. Nach dem erfolgreichen Wechsel scheint dieser Effekt nun aber verpufft zu sein.

Rückzug aus riskanten Anlagen

Der drastische Einbruch bei den Kryptowährungen vernichtete in weniger als einem Jahr etwa 2 Billionen Dollar an Marktwert und liess die Volumina an vielen Börsen einbrechen. Hochkarätige Unternehmen, die sich mit digitalen Vermögenswerten beschäftigen, wurden ebenfalls in den Konkurs getrieben. Anleger ziehen sich aus risikoreichen Anlageklassen zurück, weil sie weitere deutliche Zinserhöhungen der grossen Notenbanken befürchten.

Das bedeutendste Zinssignal kommt am nächsten Mittwoch aus den Vereinigten Staaten, wo der Offenmarktausschuss der US-Notenbank seinen Zinsentscheid bekanntgibt. Die Schweizerische Nationalbank dürfte am Donnerstag ihren Leitzins zum zweiten Mal in diesem Jahr erhöhen und damit die Zeit der Negativzinsen in der Schweiz beenden, wie auch finews.ch berichtete.

Bitcoin mit Tumor verglichen

Erneut deutliche Worte zum Bitcoin findet der Autor Nassim Nicholas Taleb. In einem CNBC-Interview sagte der ehemalige Optionshändler und Finanzmathematiker, die Nullzinsen würden Tumore wie Bitcoin und Hedgefonds schaffen, die es nicht geben sollte.

Die Welt hätte fast 15 Jahre in einer Art Disneyland gelebt, das im Grunde die Wirtschaftsstruktur zerstörte, meinte Taleb weiter. Schon früher hatte der Autor von «The Black Swan» den Bitcoin ein überflüssiges Produkt niedriger Zinssätze genannt.

El Salvador vor dem Chaos

Unter dem Einbruch der Kryptowährungen leiden tatsächlich ganze Volkswirtschaften. El Salvadors Präsident Nayib Bukele hatte den Bitcoin vor gut einem Jahr zur Staatswährung erhoben. Die selbsternannte «Bitcoin-Nation» wollte damit unabhängig von internationalen Finanzmärkten werden und die Ungleichheit bekämpfen.

Doch dieser Plan ging nicht auf. Die beiden Ratingagenturen Moody's und Fitch stuften unlängst die Bonitätsnoten von El Salvador herab, nachdem die Anleihen des Landes nach dem Einbruch des Kryptomarkts mit starken Abschlägen gehandelt werden. Die Regierung will nun Obligationen im Wert von 360 Milliarden Dollar mit Fälligkeit 2023 und 2025 zurückkaufen, um die Wirtschaft zu retten.

Weiterhin wichtig im Glücksspiel

Demgegenüber setzt etwa J.P. Morgan weiterhin auf das Wachstum von tokenisierten Vermögenswerten. Gemäss der amerikanischen Grossbank werden Kryptowährungen auch im Glücksspielsektor immer wichtiger. Dies gelte sowohl für das traditionelle Glücksspiel als auch für das Metaversum, wo es viele neue Möglichkeiten gebe.

Allerdings ist die Nachfrage nach Kryptowährungen als Zahlungsmittel in den letzten sechs Monaten drastisch zurückgegangen, wie der Chef des Zahlungsverkehrs gegenüber der Nachrichtenagentur «Bloomberg» (Artikel kostenpflichtig) sagte.

Vorstoss der Nasdaq

Derweil will die Nasdaq die Tür für Kryptowährungen öffnen. Die Technologiebörse will Grossanlegern demnächst Verwahrungs-Dienstleistungen für Bitcoin und Ether anbieten, wie «Bloomberg» (Artikel kostenpflichtig) meldet. Die Verwahrung ist grundlegend, um andere Lösungen wie Ausführungs- oder Liquiditätsdienste anzubieten.

Wenn die zuständige New Yorker Behörde für Finanzdienstleistungen das Projekt genehmigt, würde die Nasdaq mit Kryptounternehmen wie Coinbase, Anchorage Digital und BitGo konkurrieren. 

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