Es ist ein grosser Moment für die Krypto-Gemeinde: Ethereum 2.0 ist Realität – trotzdem hat der Preis für die Kryptowährung kaum reagiert. Ist etwas schief gelaufen?

Nach einigen Monaten des Wartens ist es nun endlich geschehen. Mit einem hoch komplexen Software-Update wurde die Kryptowährung Ethereum (ETH) auf einen stromsparenden Betrieb umgestellt. In Fachkreisen heisst dieser Vorgang «The Merge». Mit der Umstellung des Absicherungsverfahrens für Transaktionen auf der ETH-Blockchain wird nach Angaben der Ethereum Foundation der Strombedarf um 99,95 Prozent gesenkt.

Auf Twitter sprach ETH-Mitgründer Vitalik Buterin von einem «grossen Moment» für das Ökosystem.

Experten streiten sich

Die Ethereum-Blockchain ist eine öffentlich einsehbare Datenbank, die Informationen und Transaktionen auf kryptografisch sichere Weise speichert und verifiziert. Ether ist die Kryptowährung, die über die ETH-Blockchain getauscht wird. Sie steht in der Kryptowelt hinter dem Bitcoin an zweiter Stelle, was den Gesamtwert angeht. ETH hat eine Marktkapitalisierung von rund 200 Milliarden Dollar. Im Vergleich dazu bringt es Bitcoin (BTC) auf aktuell etwa 414 Milliarden Dollar.

In Fachkreisen scheiden sich allerdings die Geister darüber, ob ETH und BTC vergleichbar sind, wie sich am Donnerstag auch an einer dreitägigen Ethereum-Konferenz in Zürich zeigte. Wie der Blockchain-Experte und Gründer der Firma HOPR Rik Krieger erklärte, sei BTC nichts anderes als ein Zahlungssystem, während ETH eine Infrastruktur darstelle, mit der sich – vereinfacht gesagt – eine dezentralisierte Finanz- und Wirtschaftswelt realisieren lasse. Insofern müsse ETH in einem viel breiteren Kontext gesehen werden.

Eine Art Lotterie

Die Umstellung vom sogenannten «Proof of Work»-Verfahren auf das «Proof of Stake» (PoS) führt dazu, dass bei diesem sogenannten Konsensverfahren Krypto-Investoren eine bestimmte Anzahl digitaler Münzen einzahlen, um an einer Art Lotterie teilzunehmen. Jedes Mal, wenn eine Transaktion validiert werden muss, wird ein Teilnehmer (Staker) aus dem Lostopf ausgewählt, um den Austausch zu verifizieren und neue Münzen als Belohnung zu erhalten.

Der deutsche Ökonom Philipp Sandner sagte gegenüber der «Deutschen Presse-Agentur (DPA), mit jeder Stunde, die vergehe, werde das Risiko eines Scheiterns von «The Merge» kleiner. «Ob technische Probleme – bis hin zu unkontrollierten Abspaltungen oder dem Stillstand des Netzwerks – nicht entstanden sind, wird man allerdings erst in einigen Stunden oder gar Tagen sehen», sagte er. Im Umfeld der Umstellung hatten die meisten Handelsbörsen den Handel mit Ether ausgesetzt.

Epochale Umstellung

Entgegen einigen Spekulationen hat sich der ETH-Kurs am Donnerstag wenig verändert und notierte stabil bei 1'590 Dollar. Doch selbst wenn die erhofften Preisavancen bis jetzt ausgeblieben sind, ist die Bedeutung dieser Umstellung epochal, wie Fachleute sagen.

Denn erstmals in der Geschichte der Kryptowährungen hat eine bedeutende, mit Milliarden von Dollar unterlegter digitaler Vermögensverwert bei laufendem Betrieb das Protokoll gewechselt – sozusagen eine Operation am offenen Herzen.

Fundamentaler Reformprozess angestossen

Ethereum 2.0 liefert der Kryptowährung neue Perspektiven und Klimafreundlichkeit sowie eine grössere Skalierbarkeit. Damit dürfte ein fundamentaler Reformprozess angestossen worden sein, der den entsprechenden Kryptowährungen zu einer neuen Salonfähigkeit verhelfen könnte.

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