Der weltweit zweitgrösste Vermögensverwalter Vanguard will in einem Pilotprojekt den Fonds-Besitzern mehr Mitsprache beim Abstimmungsverhalten an Generalversammlungen einräumen.

Bisher ist es bei Fondsgesellschaften gängige Praxis, dass sie die Stimmrechte an Generalversammlungen der durch sie verwalteten Anteile nach eigenem Ermessen ausüben. Doch die US-amerikanische Vermögensverwalterin will nun in einem Pilotprojekt auch die Fondsbesitzer stärker einbinden.

Vanguard Group plant, Privatkunden mehr Mitspracherecht bei der Abstimmung über ihre Aktien auf Unternehmensversammlungen einzuräumen, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» berichtet. Der Einfluss grosser Vermögensverwalter bei brisanten Themen stehe immer mehr auf dem Prüfstand.

Stimmrecht wieder beim Anleger

Anstatt Entscheidungen ausschliesslich selbst zu treffen, wird Vanguard den einzelnen Anlegern verschiedener Aktienindexfonds mehr Möglichkeiten geben, über die Stimmabgabe ihrer Aktien zu entscheiden, teilte das in Valley Forge, Pennsylvania, ansässige Unternehmen mit. Mit der Erprobung dieser Strategie soll Anfang nächsten Jahres begonnen werden.

«Als einziger Vermögensverwalter der sich im Besitz von Anlegern befindet, ist Vanguard in einer einzigartigen Position, um mit ihnen zusammenzuarbeiten und ihnen die Möglichkeit zu geben, an der Stimmrechtsausübung teilzunehmen», sagte Anne Robinson, General Counsel von Vanguard. «Dieser Pilotversuch Anfang 2023 wird unseren Anlegern die Möglichkeit geben, ihre Präferenzen zu äussern, wie die Stimmrechte der zugrunde liegenden Aktien ihrer Indexbeteiligungen ausgeübt werden.»

Wahlmöglichkeiten erweitern

Damit werde es möglich, dass den Anlegern zusätzliche Abstimmungsoptionen geboten werden, einschliesslich der Möglichkeit, den Empfehlungen der Unternehmensleitung zu folgen, nicht abzustimmen oder sich auf die Empfehlungen einer dritten Partei zu verlassen. Derzeit helfe das Stewardship-Team von Vanguard bei der Überwachung der Abstimmungsrichtlinien für die rund 30 Millionen Anleger.

«Unsere Kunden haben unterschiedliche Sichtweisen, und eine wachsende Zahl von ihnen möchte die Möglichkeit haben, mitzubestimmen, wie ihre Indexfonds in wichtigen Fragen der Stimmrechtsvertretung bei den in den Fonds gehaltenen Unternehmen abstimmen», so Vanguard in der Erklärung.

Die grossen Vermögensverwalter haben ein grosses Gewicht an Generalversammlungen. Jeder der drei grössten Indexfondsmanager - Blackrock, Vanguard und State Street - zählt bei den meisten S&P 500-Unternehmen zu den fünf grössten Aktionären.

ESG-Gegenreaktion

Blackrock hat institutionellen Anlegern mehr Kontrolle darüber gegeben, wie über ihre Anteile an Index-Aktienfonds abgestimmt wird. Laut eigenen Angaben hätten Kunden mit einem Gesamtvermögen von etwa 530 Milliarden Dollar daran teilgenommen. Auch die Charles Schwab Corporation plant die Befragung von Aktionären über ihre Ansichten zu allgemeinen Themen, die Unternehmen in drei Fonds betreffen.

Insbesondere in den USA sehen sich Vermögensverwalter einem zunehmenden Druck ausgesetzt, wenn es um die Umsetzung von ESG-Kriterien geht. Im Fall von BlackRock haben republikanische Beamte dem Unternehmen wegen seiner Haltung Geld entzogen.

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