Der Finanzstabilitätsrat der G20-Staaten lobt den Umgang der Schweizer Behörden mit der von der gestrauchelten Credit Suisse. Kritik übt der Rat hingegen an verwässerten oder nicht umgesetzten Standards.

Die Bereitschaft der Regulierungsbehörden, die Vorschriften zur Abwicklung von systemrelevanten Banken anzuwenden, wurden jüngst auf eine harte Probe gestellt.

Kritik wurde zunächst an den US-Behörden laut. Sie wickelten den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) ab, die schlechter reguliert war als die grossen Wall-Street-Banken.

Nicht tolerierte Verwässerung

Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht räumte zwar immer ein, dass es für international nicht aktive Banken wie die SVB Erleichterungen geben kann. Vereinfachungen dürften die Standards allerdings nicht verwässern, sondern müssten sich am Risikoprofil der Bank und ihrer Systemrelevanz ausrichten, warnte die Behörde in der Vergangenheit verschiedentlich.

Viel Unverständnis zeigte sich überdies in der Schweiz, wo die Behörden die Zwangsübernahme der Credit Suisse durch die UBS orchestrierten.

Schnell und effektiv

Der Finanzstabilitätsrat (FSB), das Koordinationsorgan der G20-Staaten für die Finanzstabilität, stellt diesen Markteingriffen jetzt allerdings ein gutes Zeugnis aus, wie die Agentur «Reuters» am Donnerstag berichtete. Das internationale Gremium setzt sich aus Vertretern von Notenbanken, Aufsichtsbehörden und Finanzministerien der 20 weltweit wichtigsten Industrienationen zusammen.

Die Behörden in der Schweiz, den Vereinigten Staaten und anderen Ländern hätten schnell und effektiv gehandelt, um die globale Finanzstabilität zu erhalten, lobt Klaas Knot, der den Finanzstabilitätsrat leitet, in einem Brief an die Finanzminister und Notenbankgouverneure der G20-Staaten.

Ansteckung verhindert

Im Gegensatz zu anderen Marktschocks habe die jüngste Episode ihren Ursprung im Finanzsektor gehabt. Dabei hätte das Regelwerk des FSB für eine bessere Kapitalausstattung von Banken und deren rasche Abwicklung im Krisenfall ohne öffentliche Hilfe gut funktioniert.

Der FSB hatte die Regeln zur Verhinderung von sogenannten «too big to fail»-Banken erarbeitet, nachdem die Steuerzahler während der Finanzkrise von 2007 bis 2009 verschiedenen Kreditinstituten aus der Patsche geholfen hatten.

Ohne diese Reformen hätte der Stress, mit dem einzelne Banken konfrontiert waren, zu einer breiteren Ansteckung innerhalb des Finanzsystems führen können, sagte Knot.

Bleibende Schwachstellen

Die Finanzstabilität ist aber Knot zufolge wegen den empfindlich steigenden Zinssätzen und einer sich abschwächenden Wirtschaft weiterhin bedroht.

Als Schwachstellen machte das FSB namentlich die insgesamt hohe Verschuldung und die überzogene Bewertung von gehebelten Vermögenswerten aus, aber auch Geschäftsmodelle, die nur mit niedrigen Zinsen funktionieren.

Vertagte Hausaufgaben

Deshalb bleibt für Knot die rasche und vollständige Umsetzung der internationalen Finanzstandards entscheidend.

Angesprochen muss sich dabei vor allem die EU fühlen. Sie hat die 2017 verabschiedeten Bankenreformen Basel III und Basel IV noch nicht vollständig eingeführt oder abgewandelt. Zurzeit laufen die letzten Diskussionen zwischen der EU-Kommission, dem EU-Rat und dem EU-Parlament.

In der Schweiz soll die Überführung der Basel-III-Standards in Schweizer Recht im Juli 2024 abgeschlossen sein. Die im vergangenen Oktober abgeschlossene Vernehmlassung führte allerdings zu einigen Misstönen aus Bankkreisen und der Politik.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.63%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.58%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.23%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.06%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.51%
pixel