Die Nachricht vom Tod Silvio Berlusconis, der am Montag im Alter von 86 Jahren in Mailand verstorben ist, hat unmittelbare Auswirkungen auf die Börse, wo die Aktien der Firma Media For Europe, MFE, deutlich angehoben haben. Der Markt wettete bereits seit geraumer Zeit darauf, dass mit dem Tod des Gründers auch das Ende der Kontrolle der Familie über den Fernsehgiganten eingeläutet würde.

Von Giuseppe Failla, Korrespondent von finewsticino.ch in Mailand

Der «Cavaliere» hatte schon zu Lebzeiten seine älteste Tochter Marina Berlusconi als künftige Leiterin des Konzerns bestimmt, als Erbin, die ihm auf der Kommandobrücke folgen sollte. Marina, eine selbst von ihren erbittertsten Feinden geschätzte Managerin, ist Präsidentin sowohl von Fininvest, der Holdinggesellschaft der Familie, als auch von der Verlagsgesellschaft Mondadori, an der Fininvest mit 53 Prozent beteiligt ist.

Das in Holland ansässige Medienunternehmen mit Verwaltungssitz in der Nähe von Mailand, MFE, ist der grösste Anbieter für kommerzielles Fernsehen in Italien und Spanien. Es wird von Fininvest kontrolliert.

Der zweite Sohn Pier Silvio Berlusconi steht seit langem an der Spitze des Medienunternehmens Mediaset, wo er seine gesamte Managementausbildung unter Fedele Confalonieri, dem Vorsitzenden des Fernsehkonzerns und langjährigen Freund von Silvio Berlusconi, absolviert hat.

Von der operativen Leitung ausgeschlossen

Die drei später geborenen Kinder, Eleonora, Barbara und Luigi Berlusconi, sind derzeit von der operativen Leitung ausgeschlossen. Und genau das könnte zu einem Problem werden, sobald die Nachfolge geregelt wird.

Der 61,21-prozentige Anteil des Gründers von Mediaset an Fininvest muss zu gleichen Teilen unter seinen fünf Kindern aufgeteilt werden. Wie die Affäre der Erben von Leonardo del Vecchio zeigt, sind testamentarische Verfügungen, die Hierarchien oder Vorrechte unter den Erben festlegen, dazu bestimmt, angefochten zu werden.

Zu sehr auf Partys

Die Mailänder Gerüchteküche hat oft von heftigen Auseinandersetzungen zwischen Marina und Barbara berichtet, in denen die Erstere ihrer jüngeren Schwester vorwarf, sie sei zu sehr auf Partys und auf das gesellschaftliche Leben fixiert, als dass sie an der Spitze eines Familienunternehmens stehen könnte.

Barbara, die in der Schweiz in Arlesheim geboren wurde, war in das Management des Fussballclubs AC Mailand involviert, dessen Präsidentin sie vier Jahre lang von 2013 bis 2017 war, als der Verein an den Chinesen Li Yonghong verkauft wurde.

Auswirkungen auf die Banca Mediolanum

Ein Erbstreit ist sehr wahrscheinlich, dürfte sich aber auf die Kinder beschränken. Das Erbe von Berlusconis Lebensgefährtin Marta Fascina soll Berichten zufolge zum Zeitpunkt der Hochzeit bereits geregelt gewesen sein.

Das Verschwinden Berlusconis wird sich wahrscheinlich auch auf die Banca Mediolanum auswirken. Fininvest hält nach jüngsten Erkenntnissen 30,124 Prozent an dem von Massimo Doris geführten Unternehmen.

Brüderliche Freundschaft

Aufgrund des ausdrücklichen Widerstands der Europäischen Zentralbank (EZB), die nicht wollte, dass Fininvest eine Mehrheitsbeteiligung an Mediolanum hält, sind die Rechte an diesem Anteil seit 2016 bei 9,99 Prozent gedeckelt worden.

Die brüderliche Freundschaft zwischen dem Unternehmer und Gründer von Mediolanum, Ennio Doris (Vater von Massimo Doris), und Silvio Berlusconi hat den Status quo geschützt. Jetzt wird jedes Szenario möglich – mit Auswirkungen, die auch andere Bereiche betreffen könnten, wie die Zukunft der Mediobanca, deren Mitglied des Syndikatspakts und langjähriger Geschäftspartner Mediolanum ist.

AC Monza mit angehaltenem Atem

Auch der Fussballclub AC Monza wartet gespannt darauf, wie die Affäre um das Berlusconi-Erbe abgeschlossen wird.

Der Verein war dank des Managements von Berlusconi und seinem langjährigen Partner Adriano Galliani die Überraschung der italienischen Serie A. Barbara Berlusconi, als frühere Präsidentin des AC Milan, wäre die natürliche Nachfolgerin in diesem Fall. Doch weitere Irrungen und Wirrungen sind nicht ausgeschlossen.

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