Das Ende der Tiefzinsphase hat die Schweizer Startups deutlich zurückgeworfen. Schwieriger wird nicht nur die Finanzierung, gefragt ist auch ein rascher Durchbruch am Markt.

So fulminant die Schweizer Startup-Szene im vergangenen Jahr gestartet war, so enttäuschend verläuft nun das erste Halbjahr. Damit ist die eindrückliche Rekordjagd der vergangenen Jahre, die auch auf dem Zustrom von billigem Geld beruhte, definitiv zu Ende.

Dass der Geldhahn deutlich zugedreht wurde, lässt sich am jüngsten Swiss Venture Capital Report vom Donnerstag ablesen. Demnach wurden im ersten Halbjahr noch knapp 1,2 Milliarden Franken in Startups investiert, was einem Minus von 54 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Wenig Geld für Digitalisierung

Damit liegen die Finanzierungen wieder etwa auf dem Niveau von 2019. Die Summe verteilt sich auf 154 Investitionen, womit die Anzahl der Anlagen im ersten Halbjahr 2022 praktisch stabil blieb.

Knausrig waren die Investoren vor allem im Bereich der Digitalisierung, heisst es. So brach die Finanzierung von Jungunternehmen aus den Sektoren ICT, Fintech und Healthcare IT in den ersten sechs Monaten um über 73 Prozent auf noch 373 Millionen Franken ein.

Am meisten Gelder sammelten dagegen Unternehmen aus der Biotech-Branche ein, wobei die Lausanner Distalmotion mit einer Finanzierungsrunde über 134 Millionen Franken an der Spitze lag.

Einbruch in Zug und Zürich

Am deutlichsten spiegelte sich die Zurückhaltung in den Kantonen Zürich und Zug, wo die meisten der ICT- und Digitalisierungs-Startups ansässig sind.

Einen Lichtblick erkennen die Autoren bei den M&A-Transaktionen, wo mit einer Übernahme von 32 Startups ein Rekord verzeichnet wurde. Gleichzeitig übernahmen acht Startups andere Unternehmen, um das Wachstum voranzutreiben.

In der Talsohle

Die Startup-Szene muss sich auf eine längere Durststrecke einstellen, denn ein Drittel der befragten rund 100 Investoren wird in den kommenden zwölf Monaten weniger Neuinvestitionen tätigen und sich mehr auf Anschlussfinanzierungen konzentrieren.

70 Prozent der Befragten werden künftig bei ihren Investments mehr auf die Bewertung achten und 72 Prozent die Kapitaleffizienz stärker gewichten. Gleichzeitig mit dem Ende des biligen Geldes wird auch wichtiger, dass die Neugründungen ein plausibles und rasch marktfähiges Geschäftsmodell vorweisen können.

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