Wer in den letzten Wochen die Ausblicke der grossen Bankhäuser aufmerksam gelesen hat, dem dürfte ein Thema kaum entgangen sein. Die Durststrecke im Investmentbanking könnte 2024 endlich vorbei sein. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Die Investmentbanker rechnen im neuen Jahr mit einem klar anziehenden Geschäft. Der wichtigste Grund für den Optimismus ist das Erreichen des Zinsplateaus. Die Phase der steigenden Leitzinsen in den USA, im Euro-Raum und auch in der Schweiz scheint endgültig beendet.

Und auch wenn noch unsicher ist, wann es zu ersten Senkungen kommen wird, das Ende der Anhebungen dürfte bei vielen geplanten Transaktion wie ein Startschuss für die Umsetzung wirken.

Unsicherheit bei Bewertung sinkt

Mit dem Ende der Zinsunsicherheit verbessert sich vor allem die Bewertbarkeit von Unternehmen. Dieses De-Risking dürfte die Zahl der Deals steigen lassen. Und der Bedarf ist gross. Viele Firmen müssen ihre Finanzierung neu ordnen oder planen grundlegende strategische Veränderungen, wie etwa die Ausgliederung oder Abspaltung von Bereichen. Auch Ergänzungszukäufe, oder eine neue regionale Aufstellung und Expansion dürften vermehrt Thema werden.

Insbesondere bei kleineren kotierten Firmen hatte sich zudem das Thema «Going Private» wieder in den Vordergrund geschoben, und auch Börsengänge könnten bei einem intakten Marktumfeld wieder vermehrt umgesetzt werden.

Viele Projekte in der Pipeline

«Wir haben ausgesprochen viele Projekte in der Pipeline, ähnlich dürfte es auch im Gesamtmarkt aussehen», schreibt Reinout Böttcher, Leiter des Schweiz-Geschäfts sowie des Schweizer Investmentbankings von J.P. Morgan in einem Kommentar. «Selbst wenn sich nur ein Teil davon materialisiert, dürften Fusionen und Übernahmen 2024 in der Schweiz deutlich an Dynamik gewinnen und die Volumina entsprechend signifikant ansteigen.»

Die Treiber der M&A-Dynamik seien vielfältig. «Unternehmen suchen gezielt nach Wachstumsopportunitäten und strategischen Ergänzungen für ihr Portfolio, etwa neue Technologien oder die Erschliessung neuer geografischer Märkte und Zielgruppen.». Auch Synergieeffekte würden dabei eine Rolle spielen.

Grosse Menge an «Dry Powder»

Auch Private Equity stehe unter Druck, wieder stärker aktiv zu werden. Und das sowohl auf der Verkäuferseite mit langjährigen Beteiligungen, als auch auf der Käuferseite mit enormen Mengen «Dry Powder». «Zum Jahreswechsel waren es mehr als 2,5 Billionen Dollar, die hier zur Verfügung standen», sagte Böttcher. Die Finanzierbarkeit mit Fremdkapital habe sich in den vergangenen Monaten erholt. Das dürfte die Private Equity-Aktivität 2024 zusätzlich befeuern.

Schweizer Unternehmen konnten dabei im Wettbewerb mit Private Equity-Marktteilnehmern (PE) ihre starke Kapitalisierung ausspielen. Private-Equity-Firmen hatten mitunter Schwierigkeiten, ihre Geschäftsmodelle an das Zinsumfeld anzupassen.

Ausstieg oder Börsengang

Bei langjährigen Beteiligungen würden PE-Fondsanleger zunehmend Exits erwarten. «Wir sehen entsprechend viele Vorbereitungen im Markt, die sich in klassischen Verkäufen oder auch IPOs materialisieren können, sofern das Kapitalmarktumfeld dies hergibt.»

Die Rahmenbedingungen für IPOs hätten sich nach dem trotz anhaltender Volatilität robusten Börsenjahr aufgehellt. «Das makroökonomische Umfeld sieht aktuell günstig aus und die Pipeline für Börsengänge baut sich in ganz Europa sehr stark auf. Auch in der Schweiz sehen wir hier dahingehend wachsende Dynamik. Wir gehen daher davon aus, dass die Aktivität in Europa im Jahr 2024 stark zunehmen wird und dass auch das Marktgeschehen in der Schweiz ab dem zweiten Halbjahr 2024 Fahrt aufnimmt.»

Nur zwei Transaktionen an der SIX

Im vergangenen Jahr hatte es an der SIX nur zwei bedeutsame Transaktionen gegeben. Der wichtigste war die Kotierung der Novartis-Abspaltung Sandoz mit einer Marktkapitalisierung von rund 10,5 Milliarden Franken. Zudem konnte das SPAC VT5 mit dem Kauf der R&S-Gruppe eine Gesellschaft über einen Zusammenschluss an die Börse bringen.

Daneben hatten noch acht chinesische Unternehmen ihre Aktien an der Schweizer Börse kotiert. 2022 hatte es an der SIX noch insgesamt 14 Börsengänge gegeben.

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