Europas Banken und Versicherungen führten in den letzten Jahren aufgeschobene Boni und Optionenprogramme ein. Dies könnte zum Nachteil werden.

Wo liegt der Unterschied zwischen Europa und den USA? Er findet sich auch in der Vergütung in der Finanzbranche. Wenn Sie im Top-Kader einer europäischen Grossbank oder Versicherung arbeiten, so erhalten Sie einen Teil Ihres Bonus inzwischen rund drei bis fünf Jahre verspätet.

In einer US-Firma wäre das meist anders: Der deffered bonus ist seltener, und erfolgsabhängige Aktien- und Optionenprogramme sind völlig die Ausnahme.

Eine neue Studie des Personalberatungs-Konzerns Mercer fasst den Unterschied nun in Zahlen: 88 Prozent der grossen europäischen Versicherungen und Banken kennen mittel- und langfristige deferrals, aber nur 50 Prozent dieser Firmen in USA. 

Für die neue globale Mercer-Studie zu Vergütungspraktiken für Top-Management wurden 63 internationale Grosskonzerne aus der Finanz- und Versicherungsbranche befragt. 

Aussitzen? In der Schweiz geht das nicht

Das Ergebnis deutet auch an, dass die amerikanischen Banken und Versicherungen auf dem internationalen Top-Personal-Markt einen Vorteil haben.

«In den USA kann ich meine aufgeschobenen Bonuszahlungen aussitzen, während ich als Manager in Europa während 3 bis 5 Jahren jedes Jahr das Risiko trage, die bereits zugesprochenen Beträge zu verlieren», sagt Sacha Cahn, Leiter Human Capital bei Mercer Schweiz. «Dies reduziert die Konkurrenzfähigkeit europäischer Finanzinstitute, Top Manager für Schlüsselpositionen zu finden und zu halten.»

Schuld daran sind Unterschiede bei den Rahmenbedingungen. Während die Richtlinien in den USA viel Spielraum für Interpretation lassen, gelten in Europa und auch in der Schweiz viel strengere, verbindlichere Regeln.

Der Trend erreicht auch andere Branchen

Positiv ausgedrückt hat dieser Ansatz in Europa zu einer zunehmenden Übereinstimmung bei der Gestaltung von variablen Vergütungssystemen geführt. Fast europaweit erliessen die Finanzmarktaufsichten – inklusive die Schweizer Finma – in den letzten drei Jahren Regeln, um das Bewusstsein der Unternehmen für die Bedeutung des langfristigen Unternehmenserfolgs zu schärfen und die Risikoneigung von früher zu bremsen.

Laut Sacha Cahn werden «die Trends der Vergütungspraktiken aus der Finanzindustrie in der Schweiz in den nächsten Jahren alle börsenkotierten Unternehmen erreichen, welche bisher von Regulierungen mehrheitlich ausgenommen waren.» Zudem werde der politische Druck auf die Vergütung der Geschäftsleitungen zunehmen.

Im Rahmen der Mercer-Umfrage kam auch heraus, dass nur 13 Prozent der befragten Banken und Versicherungen planen, die Basissaläre in den nächsten sechs Monaten zu erhöhen. Auf der anderen Seite sehen 32 Prozent die Einführung von weiteren leistungsgebundenen Incentive-Plänen vorsehen.

Und hier die Liste der teuersten Städte...

Bei dieser Gelegenheit gleich andere Daten von Mercer: Gestern publizierte das Beratungsunternehmen auch seine Liste der teuersten Städte für Expats. Man findet viele Verdächtige (zum Beispiel Bern, Genf und Zürich) auf prominenten Positionen – aber auch einige Überraschungen.

 NDjamena

Zum «Mercer 2011 Cost of Living Survey»

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