Harald Reczek, CEO von DWS Schweiz, und Paul Schibli, Aktienchef Schweiz bei DWS Schweiz, über die Erfolgschancen im hiesigen Markt.

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Wieso ist der Schweizer Mark attraktiv für Sie, als eine der grössten ausländischen Fondsgesellschaften in der Schweiz?

Harald Reczek (HR), (Bild links): Wir gehören zur Deutschen Bank, die hierzulande eine lange Historie hat. Wir selber, also die DWS, sind seit 1994 in der Schweiz präsent. Die Schweiz ist als Anlagemarkt höchst attraktiv, nicht zuletzt weil hier grosse Vermögenswerte liegen.

Darum ist die Schweiz aber auch ein heiss umkämpfter Markt. Setzt man sich hier durch, hat man sicherlich eine Basis geschaffen, um auch in anderen Ländern Erfolg zu haben. Unser Ziel ist es, hier die führende ausländische Fondsgesellschaft für Schweizer Aktien zu werden.

Was charakterisiert den Schweizer Markt?

Paul Schibli (PS), (Bild rechts): Im Gegensatz zu anderen Ländern Europas ist die Schweiz viel internationaler disponiert. Wir haben Banken, die bereits rekapitalisiert sind, während dies in Frankreich, Italien oder anderswo in Europa noch nicht der Fall ist.


«Anleger haben ein weltweites Portfolio zur Auswahl»


Neben der Finanzbranche gibt es hierzulande andere wichtige Industrien, etwa den Detailhandel und den Pharmasektor. Dies gilt nicht nur für die großen Standardwerte. Auch der Mid-Cap-Sektor bietet attraktive Anlagemöglichkeiten. So gesehen ist die Schweiz höchst innovativ. Anleger, die in den hiesigen Markt einsteigen, haben sozusagen ein weltweites Portfolio zur Auswahl. Ich kenne kein Land in Europa, das ein so breites Spektrum bietet.

Wie steht es aus um den Bankenplatz Schweiz?

(PS): Ein schwieriger Sektor. Er wird erstens durch eine massive Regulierung eingeschränkt, er ist zweitens durch Veränderungen im Businessmodell der einzelnen Institute stark im Umbruch, und drittens sind die Geschäfte, die in einer gewissen Steuergrauzone noch immer stattfinden, sehr riskant und bringen auf Dauer keine Erträge mehr.

Sie raten folglich von Schweizer Bankaktien ab?

(PS): Da muss man schon unterscheiden zwischen den Universalbanken, den reinen Privatinstituten und den Kantonalbanken. Bewertungsmässig sind die Universalbanken derzeit enorm günstig.


«Bei den Privatbanken besteht eine hohe Ertragsunsicherheit»


Bei den Privatbanken sind wir eher vorsichtig, wegen des Wandels vom Schwarz- zum Weissgeld. Vor diesem Hintergrund besteht eine hohe Ertragsunsicherheit. Dazu kommt, dass die Kosten in harten Schweizer Franken anfallen, während die die Erträge in Euro oder Dollar einfliessen. Ein grosses Problem, wie sich bei immer mehr Banken zeigt.

In der Krise profitierten vor allem die Kantonalbanken vom Vertrauen der Sparer und Anleger. Wie beurteilen Sie diese staatlich geschützten Institute?

(PS): Im Vergleich zum Gesamtmarkt sind diese Banken am sichersten. Aus Anlegersicht sind sie mittlerweile aber teuer. Die Luzerner Kantonalbank beispielsweise befindet sich fast auf einem Allzeithoch. Das Risiko offenbart sich bei den Zinsen und im Hypothekarmarkt. Das Geschäftsmodell der Kantonalbanken beruht zu 70 Prozent auf ebendiesen Faktoren.


«Momentan meiden wir Kantonalbanken»


Die Frage ist, ob es dabei zu einer Überhitzung kommt. Die Schweizerische Nationalbank warnt ja schon seit geraumer Zeit vor einem solchen Szenario. Daher meiden wir Kantonalbanken momentan.

Wie gross ist denn die kritische Grösse für eine Bank?

(HR): Heute braucht eine Bank grundsätzlich mindestens zehn Milliarden Franken an Kundenvermögen, um ein einigermassen vernünftiges Geschäftsmodell betreiben zu können. Alles, was darunter liegt, ist nur in einem ausgesprochenen Nischengeschäft profitabel, oder wenn das Institut stark inhabergeführt ist und einen entsprechend langen Anlagehorizont hat.


«Noch wichtiger ist die Qualität der Assets»


Müsste man den Blick künftig nicht eher auf das Neugeld richten?

(HR): Richtig, entscheidend ist letztlich nicht unbedingt die Grösse eines Instituts, sondern die Frage, ob die Bank noch ein nachhaltiges Wachstum aufweist. Wenn ich heute 10 Milliarden Franken an Kundenvermögen verwalte, ist es doch entscheidend, ob ich es schaffen werde, in fünf Jahren 20 Milliarden zu haben. Und noch etwas zählt.

Was denn?

(HR): Viel wichtiger als die absolute Höhe der verwalteten Kundengelder ist doch die Qualität dieser Assets. Verdiene ich fünf Basispunkte darauf oder achtzig? So besehen müssen die Neugeldzahlen kritischer hinterfragt werden. Woher kommt das Geld, was ist es für Geld, und wie lange wird es aller Voraussicht nach bei uns liegen? Was erfordert es an Aufwand, und welchen Ertrag bringt es?

Wie hat der Finanzplatz Schweiz eine Zukunft?

(HR): Aktuell sehen wir schwierigen Zeiten entgegen. Es dürfte weitere Entlassungen geben und das Umfeld im Finanzsektor generell schwieriger werden, allein auf Grund der gestiegenen Regulierungsanforderungen.


«Momentan räumt die Politik den Scherbenhaufen auf»


Gerade in einem solchen Umfeld bedarf es der Unterstützung durch Politik, Verbände und der sonstigen beteiligten Parteien. Das Geld kommt nicht mehr automatisch in die Schweiz, so wie das früher jahrzehntelang der Fall war. Diese Zeiten sind endgültig vorbei.

Was wünschen Sie sich von der Politik?

(HR): Jede Krise bietet die Möglichkeit, sich neu zu orientieren, Bestehendes kritisch zu hinterfragen, Schlüsse daraus zu ziehen und sich für eine bessere Zukunft einzusetzen. Momentan ist die Politik daran, den Scherbenhaufen aufzuräumen. Die zweite Phase muss eine absolute Weissgeld-Strategie sein. Dann wird der Schweizer Finanzplatz besser dastehen als zuvor.


«Wir müssen noch kompetitiver werden»


(HR): Von der Politik erwarte ich klare und berechenbare Rahmenbedingungen. Das Umfeld wird schwieriger, daher müssen wir darauf achten, dass wir noch kompetitiver werden und noch mehr in die Ausbildung investieren, damit wir am Ende dieses Zyklus, sofern wir alles richtig machen, noch besser dastehen als früher.


DWS Investments, 1956 gegründet, steht für das gesamte Publikumsfondsgeschäft der Deutschen Asset Management. Mit über 146 Milliarden Euro an verwaltetem Fondsvermögen ist die DWS Marktführerin in Deutschland. In Europa verwaltet die DWS derzeit 203 Milliarden Euro und steht damit auf Platz 3. Weltweit zählt die DWS mit 281 Milliarden Euro an verwalteten Geldern zu den zehn grössten Fondsanbietern.

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