Einigkeit unter den Experten besteht nur in einem: Die Finanzmärke bleiben turbulent. Pessimismus dominiert, und doch gibt‘s Vermögensverwalter, die da und dort Chancen sehen.

2012

Der Ökonom Jim O‘Neill, Chairman von Goldman Sachs Asset Management, ist kein Zauderer, wenn er um Prognosen und Anlagetipps ersucht wird. Für 2012 hat er wiederum klare Ansichten:  Der Franken werde gegenüber dem Euro tüchtig an Wert verlieren, und der US-Dollar werde gegenüber dem Yen 30 Prozent zulegen, sagte er gegenüber Dow Jones Newswires.

Der Franken werde im ersten Quartal auf mindestens 1.25 Euro fallen. O‘Neill erwartet im Verlauf des Jahres eine weitere Erholung des Euro. Ein Anstieg auf 1.40 Franken würde ihn nicht überraschen. Er hält den Franken heute für krass überbewertet und wertet das Bekenntnis der SNB zu bedingungslosem Einsatz zur Schwächung des Frankens als Wendemarke.

BNY Mellon: US-Aktien favorisieren

Die europäischen Politiker werden das Schuldenproblem 2012 in den Griff bekommen, ist die amerikanische Bank BNY Mellon überzeugt, aber zu wenig rasch, um weitere Ratingänderungen nach unten zu vermeiden.

Für extrem günstig hält BNY amerikanische Aktien – und ist entsprechend «bullish». Die Top-Unternehmen seien in einer glänzenden Verfassung. Die im S&P 500 vertretenen Firmen hätten 2011 neue Rekorde in Bezug auf Gewinn, Free Cash flow und Barmittel aufgestellt. Die Finanzkraft vieler US-Blue-Chips übersteige jene diverser Staaten. Last, but not least stimmten sie die vielen Dividendenerhöhungen und massive Aktienkäufe der Insider optimistisch.

Man: Long-Short-Strategien sinnvoll

Bislang fehlt ein klarer Trend, und selbst die Experten von Man sind in ihrem Ausblick für das neue Jahr gespalten. Der britische Vermögensverwalter lässt vor diesem Hintergrund Haussier und Baissier sprechen.

«Risikoreiche Anlagen wie etwa Aktien werden in den kommenden Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit unter die Räder kommen. Angesichts einer Risikoprämie von aktuell rund 2,5 Prozent für Dividendenpapiere lohnt es sich derzeit schlichtweg nicht, in den Aktienmarkt zu investieren», sagt der pessimistische Chief Investment Strategist der Man-Einheit GLG Partners, Jamil Baz.

«Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass wir in den kommenden Jahren kürzere Zyklen mit höheren Ausschlägen an den Märkten erleben werden. Und genau daraus werden sich Möglichkeiten für Aktieninvestoren ergeben – selbst wenn ökonomische Stimuli die strukturellen Probleme der Wirtschaft nicht lösen» meint hingegen Ben Funnell, Chief Equity Strategist von GLG Partners.

Beide Standpunkte machen deutlich, dass es derzeit gute Argumente gibt, um sowohl in Aktien einzusteigen als auch diese zu verkaufen. Gerade in solchen Phasen können Long-Short-Strategien eine sinnvolle Lösung darstellen, meint Man. Sie favorisieren eben nicht Markttrends in die eine oder andere Richtung, sondern setzen vielmehr auf das Verhältnis einer Aktie oder eines Sektors im Vergleich zu anderen. Damit ist es möglich, auch in fallenden Märkten Renditen zu erzielen und das eingesetzte Kapital zu schützen, sagt Man, die dafür auch gleich die richtigen Produkte parat hätte.

BlackRock: Schweizer Aktien auf der Watchlist

Der Spezialist für europäische Aktien des Vermögensverwalters, Carl Lee, sieht für den wachstumsorientierten Anleger in dieser Phase der wirtschaftlichen Abschwächungen etliche Herausforderungen und den Zwang zu Kompromissen. Dennoch: Es gibt Unternehmen mit guten langfristigen Perspektiven, deren Aktien des fürs kommende Jahr dominierenden generellen Pessimismus wegen zu tief bewertet sind. 

Lee sucht Gesellschaften mit gutem Cashflow und gutem Management; Gesellschaften, die sie sich in schwierigen Zeiten gut behauptet haben und eine Pricing power haben. Er sieht angesichts der phänomenal gesunden Bilanzen vieler grosser Unternehmen gerade für mittlere und kleinere Gesellschaften mit diesen Attributen dank Übernahmen ein gutes Potenzial. Neben britischen Unternehmen, sogar im Konsumgüterbereich, favorisiert Lee in einem globalen Rahmen Titel von Unternehmen aus der Konsumgüterbranche, die einen starken Auftritt in Asien haben – etwa  Luxusgüterproduzenten. Aber selbst in den USA sieht er Chancen im Konsumbereich. Daneben gefallen ihm Titel aus dem Energiebereich, wie etwa Ölserviceaktien, und angesichts der guten Auftragslage Unternehmen aus der Zivilluftfahrt .

Für Schweizer Unternehmen kann er sich ebenfalls erwärmen – trotz Frankenstärke. Im Vordergrund steht für ihn die Kapitalgüterbranche. Lee weiss zwar, welche Titel er kaufen wird, der Kaufzeitpunkt sei aber noch nicht gekommen.

UBP: Goldanlagen erlauben, die Krise durchzustehen

2012 und die Jahre danach stehen die Staaten der grossen Herausforderung gegenüber, die geplanten Sparprogramme zur Beruhigung der Märkte umzusetzen, ohne eine neue schwerwiegende Rezession auszulösen, schreibt die Genfer Bank. Dies sei kein leichtes Unterfangen und ebenso heikel wie der Versuch, die Schuldenlast durch höhere Inflation zu mildern, ohne dass letztere ausser Kontrolle gerät. An Krisen-Know-how sollte es uns allerdings nicht fehlen: Seit 1870 kam es zu 148 Wirtschaftskrisen, in denen die betroffenen Staaten mehr als 10 Prozent ihres BIP verloren, wie die UBP in ihrem Ausblick für 2012 festhält. 

Der Abbau der öffentlichen Verschuldung führe in den USA und Europa unweigerlich über eine Periode mit niedrigerem Wachstum, die in den Augen der Bank über 2012 hinaus fortdauern wird. Die Banken seien aufgrund ihrer ungenügenden Kapitaldeckung anfällig, weshalb die Systemrisiken nicht nachlassen werden. Die Monetisierung der Staatsschulden könnte mittelfristig einen unkontrollierbaren Inflationsdruck auslösen und die Schuldenlast der öffentlichen Hand die Staatsanleihen erdrücken. Daher zieht UBP Unternehmensanleihen ausserhalb des Finanzsektors vor.

High-Yield-Anleihen böten angesichts der robusten Unternehmensbilanzen attraktive Renditen, selbst in einem Umfeld mit niedrigem Wachstum. Hartwährungsanleihen von Schwellenländern hält UBP weiterhin für attraktiv. Diese Länder wiesen dank ihres kräftigen Wachstums und einer tiefen Verschuldung noch gute Fundamentaldaten auf. Die Aktienmärkte seien fair bewertet und böten, gerade in Europa, Gelegenheiten für taktische Positionierungen. Allerdings könnten sie im kommenden Jahr unter enttäuschenderen Unternehmensergebnissen leiden.

Für Union Bancaire Privée ist Gold der Vermögenswert, der es ermöglichen wird, diese Krise durchzustehen. Es bilde die beste Absicherung gegen ein geldpolitisches Chaos. Für 2012 heisst das UBP-Motto «Kapitalschutz vor Kapitalgewinn».

Cottonfield Family Office: Papiergeld verliert an Wert

Der Weltuntergang findet 2012 nicht statt, die EU bricht nicht zusammen, aber die Bankenindustrie wird teilweise verstaatlicht, schreibt der Zürcher Vermögensverwalter in seinem Ausblick. Papiergeld werde weiterhin an Wert verlieren, der US-Dollar sich vorübergehend erholen.

Und: Return OF Capital ist wichtiger als Return ON Capital.

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