Die ausländischen Wertschriftenbestände sind in diesem Jahr bis Ende April leicht gestiegen. Eine Interpretation von Martin Hess von der Bankiervereinigung.

Martin_Hess_119x168Martin Hess ist Leiter Wirtschaftspolitik bei der Schweizerischen Bankiervereinigung

Gemäss dem Global Wealth Report der Boston Consulting Group ist die Schweiz mit einem Marktanteil von 27,1 Prozent noch immer die Nummer 1 im grenzüberschreitenden Private Banking. Über die Entwicklung der Rahmenbedingungen und die Attraktivität der Schweiz als Vermögensverwaltungszentrum ist jedoch in letzter Zeit sehr viel Tinte geflossen.

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Wohltuende Solidität

Aus den am Donnerstag publizierten Zahlen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) geht hervor, dass der Bestand der in der Schweiz deponierten Wertschriften in diesem Jahr bis Ende April um 1,4 Prozent zugenommen hat.

Auf den ersten Blick sieht dies nach einem moderaten Wachstum aus. Eine wohltuende Solidität in einem sehr volatilen internationalen Umfeld. Veränderungen von Wertschriftbestände können auch auf Wechselkursveränderungen und Börsenkursentwicklungen zurückzuführen sein. Ein Blick auf die Marktentwicklung ist deshalb nötig, um Rückschlüsse für die Zu- und Abflüsse von ausländischem Kapital zu ziehen.

Börse positiv

Im Laufe des Jahres 2012 ist der Wert des Schweizer Frankens gegenüber einem Korb der Anlagewährungen leicht um rund 2 Prozent gestiegen. Dementsprechend haben die Bestände von Wertschriften in ausländischer Währung abgenommen. Die Börsenentwicklung war über den beobachteten Zeitraum hingegen eher positiv.

Dies trifft speziell für Aktien zu, welche rund 22 Prozent der Portefeuilles von ausländischen Privatpersonen ausmachen. Der MCSI World Index beispielsweise stieg in den ersten vier Monaten um rund 9 Prozent. Anleihen machten einen Viertel aus und tendierten seitwärts. Die mit einem Anteil von über 40 Prozent die grösste Anlageklasse sind Anteile an Kollektivanlagen, deren Rendite ebenfalls positiv war.

Rote Null

Genau lässt sich die Marktentwicklung nicht ausweisen, da die Rendite der Anlageklassen mit breiten Indizes geschätzt werden muss. Die genaue Zusammensetzung der einzelnen Portfolios ist nicht bekannt.

Insgesamt schätze ich, dass die Veränderung der Wertschriftenbestände von ausländischen Privatanlegern in der Schweiz in diesem Jahr im Bereich einer roten Null anzusiedeln ist. Angesichts der vielfältigen politischen, wirtschaftlichen und regulatorischen Unwägbarkeiten und unter Berücksichtigung des Schätzfehlers entspricht dies in etwa den Erwartungen und reicht für die Besitzstandwahrung aus.

Unsicherheiten ausräumen

Bei generell sinkenden Margen führen konstante Bestände jedoch zu sinkenden Erträgen, was auf die Dauer schmerzhafte personelle Anpassungen unumgänglich erscheinen lässt.

Zur Stärkung des Vermögensverwaltungsstandorts Schweiz ist es deshalb wichtig, Klarheit über die Strategie des Finanzplatzes zu schaffen, und die Unsicherheiten bei den Rahmenbedingungen rasch auszuräumen.

Nur so wird es möglich sein, dass die Banken in der Schweiz weiterhin am global rasant wachsenden Vermögen partizipieren und so einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Schweizer Volkswirtschaft leisten können.