Die Nationalbank braucht noch viel Standhaftigkeit gegenüber politischen Druckversuchen, um unpopuläre Massnahmen rechtzeitig zu ergreifen.

Die Schweizer Volkswirtschaft erfahre gegenwärtig die schärfste Konjunkturkrise seit Mitte der siebziger Jahre, sagte Thomas Jordan, Mitglied des dreiköpfigen Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (SNB), gestern Mittwoch an einer Veranstaltung der Firma State Street Global Advisors in Zürich. Erhole sich die Konjunktur bei den wichtigsten Handelspartnern der Schweiz und setze eine Finanzmarktstabilisierung ein, sollte die konjunkturelle Talsohle auch hierzulande im Verlauf des Jahres 2010 durchschritten werden.

Im Verlauf der Krise habe die SNB mit einer starken Lockerung der Geldpolitik reagiert und sei faktisch zu einer Nullzinspolitik übergegangen. Durch den Einsatz dreier unkonventioneller Massnahmen erhielt sich die SNB ihre Handlungsfähigkeit in Zeiten der Nullzinspolitik, sagte Thomas Jordan weiter: Erhöhung der Anzahl längerfristiger Repo-Geschäfte, Käufe von Frankenobligationen privater Schuldner und Käufe von Devisen am Markt.

Besonders hohe Unsicherheit jetzt

Eine erste Zwischenbilanz falle positiv aus. Die Risikoprämien am Geld- und Kapitalmarkt hätten sich leicht zurückgebildet. Der Aufwertungstrend des Frankens gegenüber dem Euro konnte bei abnehmender Volatilität eingedämmt werden. Das Brechen des Aufwertungsdruckes auf dem Franken seine eine Versicherung gegen Deflationsrisiken in der Schweiz.

Für den zukünftigen Erhalt der Preisstabilität sei die Frage nach der Festlegung des optimalen Ausstiegszeitpunktes aus der gegenwärtigen Nullzinspolitik zentral, so Jordan weiter. Technisch zügig und problemlos durchführbar, sei der Liquiditätsabbau praktisch jedoch ausgesprochen anspruchsvoll. Durch die aktuell besonders hohe Modellunsicherheit komme der richtigen Einschätzung der Verantwortlichen eine grosse Rolle zu. Zudem werde es Standhaftigkeit gegenüber politischem Druck erfordern, um unpopuläre, jedoch erforderliche Korrekturmassnahmen rechtzeitig zu ergreifen, unterstrich Thomas Jordan.

Das vollständige Referat von Thomas Jordan findet sich auf diesem Link.


War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.54%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.54%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.22%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.1%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.61%
pixel