Liability-Driven Investing macht Sinn. In der Schweiz wurde es bisher aber nicht nachgefragt. Nun könnte sich das ändern, meint Axa-Anlagestrategin Christina Böck. 

Christina Böck ist ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe› bei Axa Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

Liability-Driven Investing (LDI) wurde von institutionellen Anlegern hierzulande bisher kaum nachgefragt, weil die Regulierung die Schweizer Pensionskassen nicht dazu zwingt, ihre Verbindlichkeiten marktnah zu bewerten.

Nun kommen solche Vorschriften aber doch – per IAS 19, also durch die Hintertür für IFRS-bilanzierende Firmen. Diese Regeln haben zur Folge, dass besonders Zinsänderungen eine hohe Volatilität in der Verbindlichkeits-Abwertung und somit in der gesamten Bilanz nachsichziehen. 

Unangenhme Konsequenzen

Diese Regeln haben eine unangenehme Konsequenz: Die Höhe der Verbindlichkeiten wird nun stärker schwanken, ebenso wie ihr Einfluss auf die Gewinn- und Verlustrechung. Wenn die Verpflichtungen und die Anlagen nicht aufeinander abgestimmt sind, hat dies direkte Folgen auf den Ausweis des Erfolges und des Eigenkapitals.

Die logische Folge müsste sein, dass sich mehr Unternehmen respektive Vorsorgepläne nun um die genauere Abstimmung zwischen Aktiva und Passiva bemühen. Schlägt damit nicht die grosse Stunde für verbindlichkeitsorientiertes Anlegen (Liability-Driven Investing)?

Niederige Zinsen

Die Realität ist eine andere: LDI ist noch bei weitem nicht präsent. Woran liegt dies?

Der allerwichtigste Faktor sind hier sicher die niedrigen Zinsen. Wenn die Zinsen sinken, und die Duration der Verbindlichkeiten länger ist als die der Anlagen, dann steigt auch der Wert der Verbindlichkeiten mehr als der Wert der Anlagen (ceteris paribus).

Alles andere als sicher

Eine Einführung von LDI hiesse also, einen Verlust festzuschreiben und für die Zukunft zu erhalten. So wartet man lieber auf höhere Zinsen, um die Angleichung mit geringeren «Verlusten» durchzuführen. Daher bewegen sich momentan nur sehr wenige Pensionskassen in diese Richtung.

Nun ist der schnelle Anstieg der Zinsen im aktuellen konjunkturellen Rahmen alles andere als sicher. Und es ist durchaus möglich, dass man noch lange mit dieser eigentlich unnötigen Volatilität der Bilanz wird leben müssen, wenn man auf sehr hohe Zinsen wartet, um die Bilanzseiten anzugleichen.

Kontrolle übernehmen

Daher raten wir den Pensionskassen-Sponsoren: Sehen Sie sich LDI heute an und machen Sie sich die Vor- und Nachteile bewusst. Sehen Sie mehr Vorteile dafür, dann setzen Sie sich in mehreren Schritten bestimmte Zinsniveaus, bei denen Sie zur Tat schreiten.

So übernehmen Sie wieder die Kontrolle über Ihren Deckungsgrad, anstatt dass das Umfeld nur passiv zu erleiden.


Christina Böck bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management (Finance) an der H.E.C. in Paris erlangte.

Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe. Zu Axa Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich, heute als ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe›.

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