Eine neue Initiative der Schweizer Versicherungsbranche hat es in sich: Ein Online-Register hält fest, wie viel einzelne Vermittler in ihr Fachwissen investieren – frei einsehbar für Kunden und Arbeitgeber. Macht dieses Beispiel bald auch beim Bankpersonal Schule?

Der berühmte römische Staatsmanns und Meisterredner Marcus Tullio Cicero gilt seit jeher als Pièce de Résistance für Lateinschüler. Nun könnte sein Name auch Generalagenten und unabhängigen Versicherungsvermittlern schweizweit den Schweiss auf die Stirn treiben.

Wie nämlich der Schweizerische Versicherungsverband (SVV) am Montag mitteilte, macht die Branche Ernst mit ihrem Projekt Cicero. Bereits im vergangenen Herbst angekündigt, ging die Plattform «cicero.ch» anfang Januar «live» – und wird wohl unter Versicherern noch einiges zu Reden geben.

Radikaler Ansatz

Denn der Ansatz von Cicero – gemäss dem Slogan des SVV «das überbetriebliche Bekenntnis zu Beratungsqualität und lebenslangem Lernen» – ist radikal. Es benotet die Weiterbildungsleistung der Teilnehmer knallhart nach Punkten.

Und, was noch einschneidender ist: Zumindest im Prinzip kann bei Cicero jedermann nachschauen, wie «fleissig» sein persönlicher Berater sich mit der komplexen Versicherungs-Materie auseinandersetzt.

Damit beginnen die Mühen erst

Zugelassen zur Plattform wird dabei nur, wer die Ausbildung zum Versicherungsvermittler VBV oder eine äquivalente Schulung durchlaufen hat. Doch damit beginnen die Mühen erst.

Denn jetzt wollen die so genannten Cicero Credits gesammelt sein. Dazu müssen sich die Berater und Agenten mit anerkannten Bildungsinhalten auseinandersetzen – und dabei ein Mindest-Soll von 60 Credits innert zwei Jahren erfüllen, um auf der Plattform zu verbleiben.

45 Minuten für 1 Credit

1 Credit gilt dabei als eine Lektion von 45 Minuten. Cicero-Attestierte müssten demnach drei bis vier Tage pro Jahr für die Weiterbildung aufwenden. «Mit der Mitgliedschaft demonstrieren Versicherungsvermittelnde und Beratende ihr freiwilliges Engagement im Interesse ihrer Kunden», heisst es in einer Broschüre zur Branchen-Initiative.

Doch so ganz freiwillig geschieht die Teilnahme an Cicero nicht. Das hängt nicht nur damit zusammen, dass ohne das neue Etikett Kundenabflüsse drohen. Auch die Versicherungsunternehmen als Arbeitgeber und Partner der Berater dürften gehörig Druck aufsetzen, damit die Plattform viel Zustrom findet.

Schon mehr als 1'000 Registrierte

Wie aus der Branche zu vernehmen ist, steht dahinter folgendes Kalkül: Die Versicherer sind nach wie vor dezidiert der Meinung, dass das neue Finanzdienstleistungs-Gesetz (Fidleg) für sie nicht gelten sollte. Um diesen Standpunkt zu unterstreichen, setzt die Assekuranz proaktiv auf Selbstregulierung. In genau diesem Licht sei deshalb auch Cicero zu sehen, heisst es.

Ein Anfangserfolg kann die Branche schon dabei vorweisen: Kaum einen Monat nach Startschuss sind bereits 1018 Versicherungsvermittler bei Cicero registriert, wie es beim SVV heisst.

Und bei den Banken?

Falls das Beispiel Schule macht, ist es nicht ausgeschlossen, dass ein solches System auch im Bankwesen Schule macht. Allerdings sind dort die Ausbildungsmöglichkeiten bereits jetzt gross. Doch ein nachvollziehbares und bewährtes Modell käme den Banken ebenfalls gelegen, um dem Regulierungsdschungel ein Schnippchen zu schlagen.

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