Es gibt einige Ansätze zur Gewichtung von Titeln in einem Portfolio. Diese Varianten sollte man sich heute mit einem gewissen Abstand durchaus anschauen, findet Axa-Strategin Christina Böck.  

Christina Böck ist ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe› bei Axa Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

Gehen wir ein paar Jahre zurück: In den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts blühten die kapitalisierungsgewichteten Indizes. Sie waren der Standard für die Ausrichtung und die Erfolgsmessung von Portfolios aller Anlageklassen.

Das waren aber auch die Zeiten einer sehr guten Aktienperformance und insgesamt grosszügiger Erträge in der Finanzindustrie. Daher sahen die meisten Investoren gar keinen Bedarf, über alternative Gewichtungen nachzudenken.

Kein kommerzieller Durchbruch

Sehr wohl gab es Anbieter innovativer Konzepte: Strategien, die die Weltregionen gleichgewichteten (statt US-dominiert zu investieren) oder die Aktien in einem Portfolio so gewichteten, dass die Volatilität des Gesamtportfolios minimiert wurde (Minimum-Varianz-Ansatz).

Aber den kommerziellen Durchbruch haben diese Angebote nicht geschafft, da sie meist noch teurer waren als klassisches aktives Management und dazu recht intransparent, da die seltenen Anbieter ihre Rezepte nicht preisgeben wollten.

Keine eindeutige Antwort

Seitdem sind die Finanzmärkte längst nicht mehr so freigebig mit Erträgen, und so manchem Anleger sind Zweifel gekommen, ob das Gewichten nach Marktkapitalisierung wirklich die optimale Lösung ist, um «Exposure» in einem Markt zu haben. Aber welche Methode ist denn nun optimal?

Um es gleich klar zu sagen: Auf diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort. Für jeden Investor ist die optimale Investitionstechnik eine andere, und die Diskussion der Vor-und Nachteile einzelner mathematischer Formeln soll hier nicht das Thema sein. Wichtig ist, dass ein jeder Investor diese neue Gelegenheit nutzt, sich die grundlegenden Fragen zu stellen.

Verhalten sich alle Anleger rational?

Zuerst geht es um die Grundüberzeugung (auf Englisch: «conviction») des Investors bezüglich der Finanzmärkte. Die Wahl der Kapitalisierungsgewichtung ist das Ergebnis einer Grundüberzeugung, der Effizienzthese; das heisst, dass alle Teilnehmer sich rational verhalten und alle Informationen in die Kurse eingeflossen sind.

Andere Überzeugungen beziehen sich oft auf das Verhalten der Marktteilnehmer allgemein. Ein Beispiel ist die These der «geringen Volatilität»: Die meisten Investoren haben die Tendenz, Titeln mit grossen Preisschwankungen mehr Beachtung zu schenken und sie somit mehr nachzufragen.

Völlig unvoreingenommen

Titel mit geringer Volatilität sind also weniger beachtet, können über längere Perioden also unterbewertet sein. Aber über lange Fristen liefern sie sehr wohl und gerade deshalb gute Performance. Bevor man eine Strategie auf einer solchen Überzeugung aufbaut, sollte man sich ihrer Sinnigkeit sowohl inhaltlich als auch quantitativ sicher sein.

Sind die Grundüberzeugungen geklärt, so kann der Investor nun völlig unvoreingenommen sein gewünschtes Ergebnis definieren. Hier geht es insbesondere um die Festlegung des tragbaren Risikos – und der Risiken, die er nicht gewillt ist zu tragen.

Einbau von Filtern

Denn in der Tat sind die verschiedenen Ansätze mittlerweile so weit fortgeschritten, dass durch Mischung von mehreren Risikoprämien, die nicht im gleichen Moment des Zyklus das gleiche Verhalten aufweisen, oder den Einbau von Filtern zum Beispiel gegen zu grosse Gewichte einzelner Titel, das zu erzielende Risikoprofil einer Strategie gut parametriert werden kann.

Fazit: Wirklich neu sind Smart Beta-Ansätze rein inhaltlich (vielleicht) nicht, aber die Asset-Management-Industrie bietet sie heute in transparenter, preiswerter und gut diversifizierter Form an. Das erlaubt es dem Investor, seine Grundüberzeugung umzusetzen und gleichzeitig seinem gewünschten Ergebnis im Sinne von Risiko und Rendite näher zu kommen.


Christina Bock 180Christina Böck studierte an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster, bevor sie einen Master in Management an der H.E.C. in Paris erlangte. Ab 1994 war sie bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe. Zu Axa Investment Managers stiess sie 2001. Seit 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich, als ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe›.

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