«Erzählen Sie über sich»: Diese Frage kommt in einem Job-Interview garantiert. Genau darum bietet sie ausgezeichnete Chancen, den Unterschied zu anderen Kandidaten zu machen.
Gary Burnison dürfte in seiner Karriere tausende von Job-Interviews geführt haben. Er ist der CEO von Korn Ferry, dem grössten auf Führungskräfte spezialisierten Headhunter der Welt. Und auch er hat die Standardfrage, die von Rekrutierern und Personalfachleuten vielfach als Einleitung eines Bewerbungsgespräches gewählt wird, tausende Male gestellt: «Erzählen Sie über sich.»
In einem Newsletter des Korn Ferry Institute schrieb Burnison kürzlich über die Bedeutung dieser Frage und wie ein Job-Kandidat sie wohl am besten beantworten kann.
Hier sind Burnisons Empfehlungen:
«Die beste Antwort, die ich auch auf diese Frage je erhalten habe lautete: ‹Ich habe die höchsten Berge auf jedem Kontinent bestiegen, den Mount Everest eingeschlossen.›
Nun würde jedermann lächerlich hohe Standards haben, der von einer Person, welche die 'Seven Summits' erklommen hat, nicht beeindruckt wäre. Aber es war nicht der Fakt, dass diese Kandidatin eine solche Leistung vollbracht hat, welche sie über alle anderen Kandidaten herausragen liess.
Fähigkeit, aus Erfahrungen zu lernen
Zu viele Job-Kandidaten antworten auf die Aufforderung «Erzählen Sie über sich» mit einer Zusammenfassung ihres Lebenslaufes, den ich ohnehin vor mir liegen habe.
Diese Kandidatin offenbarte mir aber etwas von sich selber, was in einem CV nicht Ausdruck finden kann: Eine Person, die abenteuerlustig ist, neugierig, zielorientiert und diszipliniert.
Und ganz wichtig: Es war klar, dass sie die Fähigkeit hatte, aus ihren Erfahrungen zu lernen und das Gelernte für neue Herausforderungen anzuwenden. Aber das ist noch nicht alles. Als ich sie fragte, was ihre ersten Gedanken waren, als sie auf dem Gipfel des Mount Everest stand, gab sie nicht irgendwelche philosophischen Platitüden von sich und dass sie etwas erreicht habe, wovon andere nicht mal träumen könnten.
Sie lachte nur und sagte: «Wie komme ich hier jemals wieder runter?». Diese Antwort zeigte, dass sie Humor hatte und Demut zeigen konnte. Ich wusste sofort, dass sie die hochqualifizierte Person ist, die jeder in seinem Team würde haben wollen. Und das habe ich in einem Austausch realisiert, der weniger als eine Minute dauerte.
Natürlich muss man nicht ein Weltklasse-Alpinist sein, um in einem Bewerbungsgespräch zu überzeugen.
Hier sind vier Ratschläge, wie Sie die gewöhnlichste aller Interview-Fragen am besten beantworten.
1. Riskieren Sie, persönlich zu werden
Die meisten Kandidaten wollen in Bewerbungsgesprächen aufzeigen, dass sie bei zig tollen Projekten dabei waren. Keine Sorge, der Interviewer wird Sie das auch noch fragen. Die ‹Erzählen Sie›-Frage ist aber eine Einladung an Sie, etwas Persönliches von Ihnen zu mitzuteilen, eine Anekdote oder etwas aus ihrem Privatleben, das Aufschluss über eine Facette gibt, die nicht mit der Arbeit zu tun hat.
2. Langweilen Sie nicht
Jeder weiss etwas Interessantes über sich zu erzählen, ob man nun ein Sushi-Chef von Weltklasse ist oder ein Eisschnellläufer. Wichtig dabei ist, es so zu erzählen, dass es hängen bleibt. Wenn die Information zudem eine einzigartige Facette von Ihnen offenbart und Sie diese auch noch mit dem angestrebten Job in Verbindung bringen können, erzählen Sie.
3. Zeigen Sie Bestimmung und Leidenschaft
Stellen Sie sich auch die Frage: ‹Was lässt mich jeden Tag neu beginnen?› Ein Job-Interviewer möchte hören, wo Sie ihre Zweckbestimmung sehen und wofür Sie brennen: Freiwillige Arbeit auf einem Bauernhof in Südamerika oder ihren ersten Marathon zu rennen. Egal, welche Art von Ziel Sie erreicht haben, es sollte zeigen, dass Sie ständig besser werden wollen. Wenn Menschen bereit sind, zu etwas beitragen wollen, das grösser ist als sie selber, werden sie daraus eine grössere Befriedigung schöpfen.
4. Bleiben Sie authentisch
Entspannen Sie, bleiben Sie sich selber und erzählen Sie die Wahrheit. Authentizität zu zeigen ist das Wichtigste, was Sie in einem Bewerbungsgespräch tun können. Schliesslich gehen Sie ja nicht zum Vorsprechen für eine Filmrolle. Es fällt einfach auf, wenn ein Job-Kandidat vorgefertigte Sätze abspult. Und: Wenn Sie ihre Leistungen aufblasen oder irgendetwas erfinden, was Sie erreicht haben wollen, dann wird dies an den Tag kommen – und alles andere in Frage stellen.»
