Der sich abzeichnenden Niederlage der Grossbank vor Gericht auf den Bermudas ist eine weltweite Umzingelung der Credit Suisse zuvor gegangen. Nun steht die Grossbank mit ihrem Russland-Geschäft an noch mehr Fronten unter Druck.

Für die Opfer-Vereinigung «CS Victims» könnte es zum jahrelang vorbereiteten Durchbruch werden: Wie auch finews.ch am (gestrigen) Mittwoch berichtete, droht einer Tochterfirma der Credit Suisse (CS) auf den karibischen Bermuda-Inseln eine schmerzliche Niederlage in einem Prozess. Damit könnten Schadenersatz-Zahlungen von bis zu 500 Millionen Dollar ins Haus stehen, wie die Grossbank warnte.

Weltweite Umzingelung

Die Bermudas sind aber nur ein Schauplatz im juristischen Ringen mit den reichen Osteuropäern, die von dem früheren CS-Banker Patrice Lescaudron um Hunderte Millionen Dollar gebracht worden sind. Diese strengten dazu auch in den USA, Singapur und Neuseeland Zivilverfahren gegen die Schweizer Bank an, bei denen es in erster Linie um die Herausgabe von Dokumenten ging.

Vergangenen November hat die Gruppe CS Victims auch in Genf eine Anzeige wegen Verdachts auf Geldwäscherei gegen das Geldhaus eingereicht; genauer handelt es sich um eine neue Ergänzug einer schon fünf Jahre alten Anzeige. Schon zuvor hatte die Staatsanwaltschaft in der Rhonestadt ein neues strafrechtliches Verfahren gestartet. In der Folge wurden nun diverse CS-Banker in Genf einvernommen.

Folgen fürs erste Quartal

Die Lescaudron-Opfer, die vom ehemaligen georgischen Premierminister Bidzina Ivanishvili angeführt werden, werfen der CS vor, den einstigen Private Banker zu wenig überwacht zu haben. Die geprellten Ex-Kunden fordern dabei bis zu 1 Milliarde Dollar an Schadenersatz. Im Prozess auf den Bermudas musste die Bank schon Dokumente aushändigen – nun geht es konkret um Schadenersatz.

Laut der CS könnten für den Fall bereits getätigte Rückstellungen nicht ausreichen, um diese zu decken. Mehrausgaben würden demnach auf das Ergebnis im ersten Quartal 2022 durchschlagen.

Selten schlechtes Timing

In selten schlechtem Timing fällt die drohende Schadenersatz-Klage nun mit dem «Exposure» der CS gegenüber den Russland-Sanktionen zusammen. Die CS führte zwar Anfang März aus, dass sie gegenüber sanktionierten Personen, die von der Division Wealth Management betreut werden, nur ein «minimales Gesamtkredit-Engagement» führe. Gleichwohl gab das Institut damit zu, dass Kreml-nahe Personen zu seiner Kundschaft zählen.

Medienberichten zufolge bestanden Konto-Beziehungen zum ehemaligen Gazprom-Manager Alischer Usmanow, der auf diversen Sanktionslisten steht. Ebenfalls sorgte für Schlagzeilen, dass auch dessen Schwester zahlreiche Konten bei der Grossbank unterhalten hatte. Die CS, Hausbank der Usmanows?

Lavieren um Moskauer Niederlassung

Derweil wägt CS-Chef Thomas Gottstein immer noch ab, ob er es der Konkurrenz gleich tut und die beiden Russland-Niederlassungen JSC Bank Credit Suisse und LLC Credit Suisse Securities auflöst; nach Angaben des Instituts betrug das Nettovermögen der beiden Tochtergesellschaften mit ihren über 120 Mitarbeitenden Ende 2021 rund 195 Millionen Franken. Wegen des Verbleibs in Moskau ist die CS bereits auf der viel beachteten Negativ-Liste «Hall of Shame» der amerikanische Elite-Universität Yale gelandet.

Angesichts der drohenden Schlappe auf den Bermudas können sich die Bankführung nun in einem ersten Schritt gezwungen sehen, in Moskau definitiv die Lichter zu löschen. Den negativen Folgen, die das einst lukrative Geschäft mit reichen Osteuropäern nun zeitigt, wird das Geldhaus auch mit einem solchen Entscheid nicht so rasch entkommen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.54%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.89%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.99%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.02%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.55%
pixel