Der Schweizer Offshore-Finanzplatz ist ein wichtiger Hub für russische Superreiche. Geleakte Dokumente offenbaren nun Spuren sanktionierter Oligarchen zu hiesigen Banken.

Mit den detaillierten Sanktionslisten, die russische Personen und Firmen mit Beziehungen zum Kreml ganz genau benennen, hat die EU Neuland betreten. Auch die Schweiz hat die EU-Sanktionen als Reaktion auf den Angriff Russlands auf die Ukraine übernommen und nach tagelangem Lavieren schliesslich vollständig umgesetzt. Damit werden auch die Gelder sanktionierter russischer Oligarchen nach einer Übergangsfrist auf den Konten von Schweizer Banken festgefroren.

Zu Ende des dritten Quartals 2021 hielten russische Personen, Firmen und öffentliche Körperschaften insgesamt rund 11 Milliarden Dollar an Vermögen in der Schweiz, wie Statistiken der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel offenbaren. Die in Immobilien und Firmen investierten Gelder dürften allerdings ein Mehrfaches davon betragen.

Hunderte Millionen Dollar auf Schweizer Konti

Der «Tages-Anzeiger» (Artikel bezahlpflichtig) hat nun die Sanktionslisten mit geleakten Dokumenten aus den so genannten Pandora Papers und den Fincen Files abgeglichen und ist fündig geworden. Dem Bericht zufolge unterhielt Alischer Usmanow, der von den EU in den Sanktionen als «kremlfreundlicher Oligarch, der besonders enge Verbindungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin unterhält» beschrieben wird, Bankverbindungen bei der Grossbank Credit Suisse (CS) und der Zürcher Privatbank Julius Bär.

Zwischen 2012 und 2017 flossen über seine Konten bei diesen beiden Banken mindestens 700 Millionen Dollar, wie es weiter hiess.

Keine der beiden Banken äusserten sich gegenüber der Zeitung zur Beziehung zu Usmanow. Dieser ist der Schweiz auch sonst eng verbunden, unterhält er doch seinen Steuersitz in der Waadt. In der EU schlägt ihm derweil ein kalter Wind ins Gesicht: Dieser Tage blockierte Deutschland Usmanows 600-Millionen-Jacht Dilbar in Hamburg, wie auch finews.ch berichtete.

Gegen Einfrieren prozessiert

Auch Gennadi Timtschenko, seit jungen Jahren ein Freund Putins und Gründer des Rohstoffhändlers Gunvor in Genf, taucht in Zusammenhang mit dem Namen von Schweizer Banken an. So gab es laut dem Bericht Vorbereitungen, für eine der Firmen aus dem Umfeld Timtschenkos 2015 ein Konto bei der Gazprombank in Zürich zu eröffnen. Im Jahr 2014 hatte der Rohstoff-Reiche zudem das Einfrieren von Konten bei der Auslandsbank BNP Paribas nach US-Sanktionen vor Bundesgericht angefochten.

Weiter schreibt der «Tages-Anzeiger», dass die grosse Zürcher Treuhandfirma Kendris seit 2009 für Alexei Mordaschow gearbeitet habe. Dokumente aus dem Jahr 2017 würden zeigen, dass Kendris mindestens bis zu diesem Zeitpunkt zwei Offshorefirmen von ihm betreute. Laut dem Bericht ist Mordaschwow einer der reichsten Russen und Mitbesitzer der Bank Rossiya. Diese wird per 12. März von Swift-Netzwerk für die Kommunikation von Zahlungsdaten abgehängt.

Kendris gab mit Verweis auf das Berufsgeheimnis dem «Tagi» keine Auskunft, ob die Geschäftsbeziehung zu Mordaschow noch besteht. Generell hält Kendris fest, sie halte sich konsequent an die rechtlichen Anforderungen und Sorgfaltspflichten, was auch die sofortige Einhaltung der in- und ausländischen Sanktionslisten bedeute.

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