Florence Schnydrig Moser: «Ab einer Million beginnt für uns Private Banking»
Sind Sie dort auch mit eigenen Niederlassungen präsent?
Nein. Ganz bewusst nicht. Wir bearbeiten den Markt ausschliesslich von Zürich aus. Das ist effizient, alles ist innerhalb eines Tages erreichbar, und es entspricht unserer Strategie. Es ist nicht vorgesehen, dass wir im Ausland Filialen oder Niederlassungen eröffnen. Wir sind in Zürich verwurzelt.
Welcher Markt folgt für Sie auf Deutschland?
Der zweitgrösste Markt in unserem Private Banking International ist das Vereinigte Königreich. Aktuell wird ein Finanzdienstleistungsabkommen zwischen der Schweiz und dem Vereinigten Königreich ausgearbeitet. Banken können sich ab Januar 2026 für die Geschäftstätigkeit gemäss den neuen Bestimmungen bewerben. Für uns würde das konkret bedeuten, dass wir potenzielle UK-Kundinnen und -Kunden ab einem Vermögen von 2 Mio. Pfund aktiv aus der Schweiz heraus direkt ansprechen könnten. Der Entscheid der ZKB, ob wir diese Möglichkeit künftig nutzen werden, ist aber aktuell noch offen.
Ist die durchschnittliche Kundengrösse im Ausland vergleichbar mit jener in der Schweiz?
Das haben wir bisher nicht systematisch analysiert. In Deutschland hängt es davon ab, was man dazuzählt. Wir betreuen dort, ähnlich wie hier, sowohl kleinere Vermögen im Affluent-Segment als auch Private-Banking-Kunden.
Politisch sind Auslandsengagements von Kantonalbanken eher kontrovers. Die Steuerzahler und Wähler fragen: Ist das Risiko nicht zu hoch?
Wir haben vom Kanton über den Bankrat klare Vorgaben: Nicht mehr als 10 Prozent des Risikokapitals dürfen im Ausland eingesetzt werden. Das ist eine klare Rahmenbedingung, und das Risiko ist damit bewusst eingegrenzt. Für uns ist auch wichtig zu betonen: Im internationalen Geschäft machen wir Wealth Management, nicht Corporate Banking.
«Wir sagen regelmässig auch Nein zu Opportunitäten, wenn sie nicht zu unserem Risikoappetit passen.»
Ein deutsches Ehepaar, das eine Kreditlinie möchte, erhält diese nur, wenn es sich um eine Immobilie in der Schweiz oder einen gesicherten Lombardkredit handelt. Kredite für Deutschland selbst vergeben wir nicht. Von daher sind die Risiken sehr überschaubar. Ziel ist, die Erträge des Konzerns zu diversifizieren. Gleichzeitig achten wir sehr streng auf KYC und die Herkunft der Vermögenswerte. Wir sagen regelmässig auch Nein zu Opportunitäten, wenn sie nicht zu unserem Risikoappetit passen.
Benko hätte bei Ihnen also nicht stattfinden können.
Nein.
Warum haben Sie die ZKB Österreich an die LLB verkauft?
Wir haben die ZKB Österreich zum Erfolg geführt. Sie war seit fünf Jahren profitabel und hat Gewinne erwirtschaftet. Aber der Markt ist im Vergleich zur Schweiz sehr klein, und wir waren dort im Verhältnis ein kleiner Player. Wir sind zum Schluss gekommen, dass wir nicht mehr der richtige Besitzer sind, weil sich die Bank mit uns nicht genügend weiterentwickeln konnte. Mit der LLB, die einen viel stärkeren Fokus auf diesen Markt hat, ist das besser möglich.
Wodurch unterscheidet sich Ihr Private Banking von reinen Playern wie EFG, Pictet oder Julius Bär?
Der wichtigste Unterschied ist unser Geschäftsmodell als Universalbank. Wir haben die gesamte Breite des Angebots wie beispielsweise Handel, Asset Management und Corporate Banking. Unsere Bilanz von rund 200 Milliarden Franken können wir für alle Kundensegmente nutzen – auch für grössere Privatkunden. Das ist ein klarer Unterschied. Ein zweiter Punkt ist die Sicherheit. Damit meine ich nicht nur die Staatsgarantie, die wir haben.
«Unsere Bilanz von rund 200 Milliarden Franken können wir für alle Kundensegmente nutzen – auch für grössere Privatkunden.»
Wir verfügen auch ohne sie über ein starkes Rating. Wir sind nicht börsenkotiert, und unser Eigentümer ist der Kanton Zürich. Dessen Erwartung an uns ist klar: nachhaltiges Wachstum, risikoarmes Wachstum, stabiles Wachstum. Das prägt unsere Philosophie. Wir legen einen sehr grossen Fokus auf Risiken. Das zeigt sich auch in unserem Rating bei Ausklammerung der Staatsgarantie von AA– von Standard & Poor’s. Es bestätigt, dass unser Geschäftsmodell nicht nur stabil ist, sondern auch rentabel, wie es unsere Jahresergebnisse und Wachstum aufweisen.
Ein grosses Anliegen der ZKB im Private Banking ist die Philanthropie. Was machen Sie konkret?
Wir haben Anfang 2024 eine Dachstiftung gegründet und als Bank 25 Millionen Franken eingebracht – je 5 Millionen in fünf verschiedene Themenbereiche. Damit wollten wir einerseits ein klares philanthropisches Engagement der Bank zeigen, andererseits unseren Kundinnen und Kunden die Möglichkeit geben, eigene Stiftungen unter diesem Dach zu führen. In der Schweiz sind Stiftungen ein wichtiges und stark wachsendes Segment. Sehr viele Vermögen liegen in Stiftungen, und immer mehr vermögende Kundinnen und Kunden wollen ihr Geld ganz oder teilweise aus persönlichen Gründen stiften. Für sie ist es sinnvoll, wenn wir eine Lösung im eigenen Haus anbieten. Zudem betreuen wir bereits viele existierende Stiftungen, für die wir Bankdienstleistungen erbringen, sei es im Asset Management oder in der Abwicklung. Dieses Segment ist in den letzten Jahren überdurchschnittlich gewachsen.
Das heisst, Kunden können ihre eigene, rechtlich unabhängige Stiftung in die Dachstiftung integrieren?
Ja, genau.
Und es gibt fünf Themenfelder, in denen man mitwirken oder auch eigene Projekte definieren kann?
Ja, es gibt grosse Flexibilität. Man kann sich den Themen anschliessen, die wir als Bank vorgeben, oder eigene Stiftungszwecke definieren. Wir haben bereits erste Projekte gestartet. Ein Beispiel ist der Bereich Kunst und Kultur: Über die Plattform Spheriq, an der wir als Mehrheitsaktionärin beteiligt sind, haben wir eine Ausschreibung gemacht. So konnten wir spannende Projekte auswählen und finanzieren. Als Kundin oder Kunde kann man sich hier anschliessen oder eigene Ziele verfolgen.
Lesen Sie auf der letzten Seite, was sich Florence Schnydrig Moser für die nächsten Jahre vorgenommen hat – und warum sie das Ende der Credit Suisse bedauert.