Miró Mitev: «Bei KI-Investments ist Zeit die geheime Zutat»


Herr Mitev, was unternimmt Smart Wealth Asset Management, um in KI-basierten Anlagestrategien führend zu bleiben?

Natürlich ist das Interesse an Künstlicher Intelligenz (KI) derzeit riesig, auch im Asset Management. Deshalb dürfen wir uns tatsächlich nicht auf unserem Erfolg ausruhen.

Wir haben unsere Investitionen in Forschung und Entwicklung erhöht und ein Scientific Advisory Board mit international führenden Wissenschaftlern gegründet. So können wir die neuesten Entwicklungen in der KI aktiv erforschen.

«Fortschritt entsteht nicht nur durch das Modell selbst.»

Entscheidend ist dabei: Fortschritt entsteht nicht nur durch das Modell selbst, sondern durch das Zusammenspiel vieler Faktoren wie Datentyp, Datenquelle, Erfahrung. So lernt man, unterschiedliche Marktphasen erfolgreich zu «managen». Dafür braucht es vor allem Zeit.

Und noch etwas: Nur wenn man Forschung breit anlegt, findet man immer wieder Verbesserungsmöglichkeiten. Das Rennen ist eröffnet – und wir tun alles, um vorne zu bleiben. 

Brauchen Asset Manager angesichts des Aufwands nicht besser KI-Lösungen von Drittanbietern?

Für uns ist KI Teil unserer DNA. Für nicht-strategische Aufgaben nutzen wir selbstverständlich auch externe KI-Services, wie wohl die meisten Asset Manager. Aber unser Investmentmodell ist das, was uns unterscheidet und – gemessen an den Renditen der vergangenen 20 Jahre – auch besser macht.

«Wer für sein Kerngeschäft auf externe Modelle setzt, verliert Kontrolle und Differenzierung.»

Wer für sein Kerngeschäft auf externe Modelle setzt, verliert Kontrolle und Differenzierung. Schon kleine Updates eines Drittanbieters können die Funktionsweise und Ergebnisse massiv verändern.

Für Asset Manager, die auf Präzision angewiesen sind, ist das ein inakzeptables Risiko. In einem streng regulierten Umfeld bringt Intransparenz zudem zusätzliche Probleme bei Compliance, Reporting und Risikomanagement.

Werden rein traditionelle Investmentmethoden durch KI obsolet?

Die entscheidende Frage ist nicht, ob KI traditionelle Methoden ersetzt, sondern wie schnell und wie gut Unternehmen sie integrieren, um in einem technologiegetriebenen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.

Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten das starke Wachstum passiver Strategien gesehen – kostengünstig, weil sie Marktindizes abbilden. Parallel dazu verfolgen aktive Manager bestimmte Themen-, Sektor- oder Faktorstrategien. Doch hohe Kosten und schwankende Ergebnisse haben deren Attraktivität begrenzt.

«KI wird traditionelle Methoden nicht ablösen, sondern verstärken.»

Genau hier kann KI den Unterschied machen: Sie ermöglicht eine schnellere Datenverarbeitung, entdeckt verborgene Korrelationen und verbessert das Risikomanagement.

KI wird traditionelle Methoden nicht ablösen, sondern verstärken – indem Index-Replikation effizienter wird und aktive Manager neue Chancen identifizieren können. Am Ende werden diejenigen erfolgreich sein, die KI nicht als Bedrohung, sondern als strategischen Vorteil begreifen.

Wird KI das Investmentmanagement sogar revolutionieren?

In gewisser Weise ja, in anderer Hinsicht nein. Unsere Fonds investieren in dieselben hochliquiden Blue-Chip-Werte, die auch von grossen Staatsfonds oder Hedgefonds bevorzugt werden. Gleichzeitig stellt unsere KI aber sicher, dass das angestrebte Risiko- und Volatilitätsprofil im Einklang mit der jeweiligen Fondsstrategie bleibt.

In diesem Sinne bleiben die Prinzipien professionellen Investierens unverändert. Tatsächlich würde ich sagen: KI setzt diese Prinzipien konsequenter um als Menschen.

«Tiefere Gebühren bei besseren Ergebnissen – das ist ein enormer Vorteil über die Zeit.»

Doch es stimmt auch: KI hat das Potenzial, die Branche zu revolutionieren. Früher setzten aktive Manager auf teure Investmentprofis und Star-Portfoliomanager – entsprechend hoch waren die Gebühren.

KI ermöglicht attraktive Renditen zu deutlich geringeren Kosten. Weil wir kein grosses Investment-Team benötigen, sind unsere Managementgebühren tiefer. Gleichzeitig hat unsere KI die besten «menschlichen Manager» über zwei Jahrzehnte hinweg Jahr für Jahr übertroffen.


Business Portrait

Miró Mitev (Bild oben) ist der Gründer und CEO der in Zürich ansässigen Firma Smart Wealth Asset Management. Als Pionier im Einsatz von Machine Learning (ML) im Investmentbereich entwickelte er bereits 2001 einen der ersten automatisierten KI-basierten Investmentprozesse. Zuvor war er Leiter des Wertpapier-Researchs bei einem Technologiekonzern, wo er die weltweit erste KI-gestützte Prognoseplattform entwickelte, die von führenden Finanzinstituten übernommen wurde. Er promovierte in Volkswirtschaftslehre und lehrte von 2002 bis 2004 an der Wirtschaftsuniversität Wien zum Thema KI im Finanzwesen.